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Profis, 3. Juni 2021

Jung, wild, erfolgreich

Der VfB hat als Aufsteiger in dieser Saison für die eine oder andere Überraschung gesorgt und dank eines guten Teamgeistes sein Saisonziel Klassenverbleib souverän erreicht. Ein Saisonrückblick.

Eine intensive und bedingt durch die Corona-Pandemie ungewöhnlich kompakte Saison liegt hinter dem VfB. Es war zudem eine Spielzeit, in der die Mannschaft von Cheftrainer Pellegrino Matarazzo ihr Ziel Klassenverbleib souverän erreicht hat und die zugleich Ansporn ist, auch im kommenden Bundesligajahr, dem 55. der Vereinsgeschichte, weiter hungrig zu bleiben und den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Ein Blick zurück auf die zu Ende gegangene Saison 2020/2021.

Jung

Der VfB startet im vergangenen Sommer als Aufsteiger größtenteils mit der Mannschaft in die Bundesligasaison, die wenige Monate zuvor den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse geschafft hat. „Unser Weg hat schon in der zweiten Liga begonnen. Das Gros des Teams hat bereits dort zusammengefunden. Beim Zusammenwachsen hat auch geholfen, dass die Mannschaft auf dem Platz und auch die Mannschaft um die Mannschaft, also der Staff, schwierige Phasen in der Zweitliga-Saison überstehen musste“, sagt der VfB Sportdirektor Sven Mislintat.

Viele der noch jungen VfB Profis hat zum Saisonstart noch keine Bundesligaerfahrung aufzuweisen – und auch unter den Neuzugängen sind viele hoffnungsvolle Talente wie beispielsweise Naouirou Ahamada oder Momo Cissé. Lediglich der ebenfalls noch junge Waldemar Anton wechselt mit Bundesligaerfahrung nach Stuttgart. Entsprechend lang ist die Liste der Bundesligadebütanten in dieser Saison. Als Luca Mack am 32. Spieltag beim 2:1-Heimsieg gegen den FC Augsburg eingewechselt wird, ist der 20-Jährige der 15. VfB Profi, der in dieser Spielzeit sein erstes Bundesligaspiel absolviert.

Der Cheftrainer Pellegrino Matarazzo setzt im Laufe der Saison 29 Spieler ein, die einen Altersschnitt von 24,5 Jahren haben – der niedrigste Schnitt aller Bundesligisten. In den Spielen gegen Borussia Dortmund (5:1) und den VfL Wolfsburg (1:3) schickt der VfB Cheftrainer mit 23,4 seine jüngsten Startformationen aufs Feld. Lediglich der 1. FC Köln ist mit seiner Startelf zwei Mal mit 23,3 Jahren knapp jünger. „Angesichts des Alters war es schon erstaunlich, mit welcher Qualität die Jungs das in dieser Saison schon teilweise gespielt haben“, sagt der VfB Sportdirektor Sven Mislintat.

Zum jugendlichen Tatendrang gesellt sich beim VfB derweil auch eine wichtige Brise Erfahrung. „Unsere Mannschaft ist sehr jung. Es macht aber die Mischung aus. Es kommt auch auf erfahrene Spieler an, die Situationen richtig einordnen können“, sagt der Cheftrainer Pellegrino Matarazzo. Diese Akteure hatte der VfB in dieser Saison mit Kapitän Gonzalo Castro, der im Saisonverlauf die Marke von 400 Bundesligaspielen überschreitet, und Daniel Didavi in seinen Reihen.

Wild

Wenn Pellegrino Matarazzo in dieser Saison darüber sprach, wie seine Mannschaft Spiele angehen will, durften zwei Adjektive nicht fehlen: mutig und offensiv – und das stets ungeachtet des Gegners. Der 46-Jährige stellt die eigene Spielphilosophie ins Zentrum des Handelns. Das Ergebnis waren teils begeisternde Auftritte, allen voran der 5:1-Auswärtssieg bei Borussia Dortmund. Als „Blockbuster-Spiel“ bezeichnet Sven Mislintat diesen Auftritt, weil „das auch in alle Welt rausgegangen ist und wir gezeigt haben, was wir zu leisten im Stande sind“, wie der Sportdirektor ergänzt. „Wir waren aber nicht so vermessen, dieses Spiel zu unserem Maßstab zu machen. Es war ein optimaler Ausschlag“, sagt Sven Mislintat.
 
Wenn der Sieg beim BVB wohl am meisten strahlt, so ordnen die Verantwortlichen diese drei Punkte in den Gesamtkontext ein. „Das Spiel in Dortmund hat unser Leistungspotenzial gezeigt, wenn alles ineinandergreift. Ich halte aber auch andere Spiele ausschlaggebend für den Saisonverlauf. Zum Beispiel die Siege in Bremen oder in Augsburg, als wir nach Phasen, in denen wir zuvor mehrere Spiele nicht gewonnen haben, stabil geblieben sind. Oder zuletzt auch nach vier Niederlagen in Serie waren wir immer wieder in der Lage aufzustehen, Gas zu geben und erfolgreich zu sein. In diesen Spielen hat man den Charakter der Mannschaft gesehen“, sagt Pellegrino Matarazzo.

Eine Partie, der sicherlich auch eine besondere Bedeutung zukommt, war der erste Saisonsieg beim 1. FSV Mainz 05. „Der Erfolg hat uns gutgetan, da wir durch ihn in der Liga angekommen sind und auch weil wir durch ein 4:1 überzeugend gewonnen haben“, sagt Pellegrino Matarazzo.

Sven Mislintat fügt einen weiteren Aspekt hinzu: „Die Lernkurve von Spiel zu Spiel war entscheidend. So konnten wir vom Saisonauftakt gegen Freiburg hin zum Mainz-Spiel schnell ein paar Dinge abstellen, die uns zuvor noch die Punkte gekostet haben. Es ist uns über die gesamte Saison immer wieder gelungen, in der Analyse an den richtigen Stellschrauben zu drehen.“ Der VfB Sportdirektor ergänzt: „Es freut uns, dass wir Jung und Wild mit dem Zusatz 2.0 wiederbeleben konnten. Das ist mit der Historie, die der VfB hat, mit jungen Spielern erfolgreich zu sein, ein großes Kompliment an unsere Arbeit.“

Zahlen zur Saison

Höchste Saisonsiege 5:1 gegen Borussia Dortmund (elfter Spieltag) und den FC Schalke 04 (23. Spieltag)
Höchste Niederlage 0:4 gegen den FC Bayern München (26. Spieltag)
Längste ungeschlagen Serie Zweiter bis achter Spieltag (zwei Siege, fünf Unentschieden)
Längste Serie ohne Sieg Spieltag 28 bis 31 (vier Niederlagen)
Beste Saisonplatzierung Platz fünf am fünften Spieltag
Schlechteste Platzierung Platz zwölf am ersten Spieltag

Erfolgreich

Insgesamt darf die Saison 2020/2021 als erfolgreich bezeichnet werden. Der VfB hält sich als Aufsteiger den Abstiegsplätzen stets fern. Die schlechteste Platzierung ist vom ersten Spieltag datiert, als die Mannschaft mit dem Brustring nach der 2:3-Auftaktniederlage gegen den SC Freiburg Platz zwölf belegt. „Wie wir in Dortmund einen Ausschlag an oben hatten, so haben wir auch gesehen, dass man durch einen Ausschlag nach unten, in Form einer schlechten Hälfte in Bielefeld auch verdient verliert. Das ist einer jungen Mannschaft aber auch erlaubt. Sehr schön ist, dass wir die Saison konstant und sauber zu Ende gespielt haben“, sagt Sven Mislintat.

Die Mannschaftserfolge drücken sich indes auch in individuellen Bestwerten beziehungsweise Auszeichnungen aus. Mateo Klimowicz und Silas Wamangituka werden im Saisonverlauf von der DFL zum „Rookie of the Month“ gekürt. Erst jüngst gewinnt Silas Wamangituka die DFL-Wahl zum Rookie der Saison. Der Kongolese erzielt in 25 Einsätzen elf Tore und bereitet vier Treffer vor, ehe ihn am 26. Spieltag ein Kreuzbandriss stoppt. „Die Auszeichnungen sind eine Wertschätzung für die Jungs selbst, aber auch für die Mannschaft, die sie so gut ins Spiel bekommen haben und dann auch letztlich für den gesamten Club und seine Philosophie“, sagt Sven Mislintat.

Sasa Kalajdzic ist in dieser Saison derweil der erfolgreichste VfB Torschütze mit 16 Treffern. Die Hälfte davon erzielt er mit dem Kopf und ist mit fünf Jokertoren der erfolgreichste Einwechselspieler ligaweit. Vom 19. bis 25. Spieltag trifft der Österreicher in sieben Spielen hintereinander. Eine solche Serie ist zuletzt Fredi Bobic im VfB Trikot gelungen.

Als Vorlagengeber für Sasa Kalajdzic glänzt derweil häufig Borna Sosa. Der Außenbahnspieler gehört mit seinen neun Torvorlagen in dieser Saison in dieser Kategorie zu den erfolgreichsten Spielern der Saison.

Mit 14 Jokertoren stellt der VfB zudem ligaweit eine Bestmarke auf, gewinnt an 34 Spieltagen die meisten Zweikämpfe aller Teams (3.922) und hat in Person von Wataru Endo, den Spieler in seinen Reihen, der von allen Bundesligaprofis die meisten Zweikämpfe für sich entscheidet (476). „Wataru ist ein Paradebeispiel für unseren Werdegang. Er ist der Bodyguard der Mannschaft und sieht sich immer als Teil des Teams. Der Mannschaftserfolg steht für ihn über dem persönlichen Erfolg. Das ist eine Haltung, wie wir sie gerne sehen“, sagt Sven Mislintat.

Ein Team

Eine Qualität, die den VfB auszeichnet, ist die mannschaftliche Geschlossenheit – und diese ist nicht nur während der Pflichtspiele am Wochenende zu erkennen. „Wir sind als Gruppe so gewachsen, dass jeder seine Rolle verstanden hat. Wir hatten über fast die gesamte Saison hinweg ein unglaubliches Trainingsniveau. Fast jeden Tag war die Intensität sehr hoch. Das hilft einer Mannschaft geschlossen zu bleiben und sich zu entwickeln“, sagt Pellegrino Matarazzo und ergänzt: „Der Erfolg der Saison ist einer guten Mannschaftsleistung zu verdanken.“

Einer guten Mannschaftsleistung, an der natürlich auch der Chefcoach und seine Trainerkollegen einen entscheidenden Anteil haben. „Sowohl die Mannschaft als auch der gesamte Trainer- und Betreuerstab sind mit einem guten Spirit durch die Saison gegangen. Deshalb gilt Rino und seinem Trainerteam ein Kompliment. Sie haben es immer wieder geschafft, den Spielern zu erklären, was zu tun ist, um einen Kaderplatz oder eben dann auch einen Platz in der Startelf zu bekommen oder aber auch klar zu machen, warum ein Spieler nicht spielt“, sagt Sven Mislintat.

Am Offensichtlichsten wird der Zusammenhalt für Fans und Beobachter während der Spiele, wenn sich die VfB Profis gegenseitig pushen, wie dies Gregor Kobel lautstark in aller Regelmäßigkeit mit seinen Vorderleuten getan hat oder sie sich gegenseitig wieder aufgebaut haben, als Naouirou Ahamada nach seinem Platzverweis im Spiel gegen Leipzig noch beim Verlassen des Spielfeldes von seinen Mitspielern aufgemuntert wurde. Mit ihrer Mentalität dreht die Mannschaft mit dem Brustring so manchen Rückstand noch in einen Punktgewinn oder Sieg. Elf Zähler springen für den VfB noch heraus, nachdem das Team zwischenzeitlich in Rückstand geraten ist. „Das ist, woran wir uns orientieren. Uns die Mentalität beizubehalten, nicht aufzuhören, wachsen zu wollen, nicht aufzuhören, zu attackieren, immer besser werden zu wollen und für die anderen einzustehen“, sagt Sven Mislintat und gibt schon einen Ausblick auf die kommende Saison. „Wir haben eine lange, intensive Saison gespielt, in der wir an unsere Grenzen und darüber hinaus gegangen sind. Und wir wollen auch in der kommenden Saison wieder angreifen“, sieht dies Pellegrino Matarazzo ähnlich.