Selbstkritisch und hadernd blickt der VfB Sportdirektor Sven Mislintat auf das verlorene Auswärtsspiel bei Bayer 04 Leverkusen (2:5) zurück. Selbstkritisch, weil das eigene Team „eine der schwächsten, wenn nicht sogar die schwächste Hälfte der Saison gespielt“ hat, wie Sven Mislintat am Sonntag sagte. „Wir erwarten eine bessere Spielleistung von uns“, fügte er an. Gemeint ist der erste Spielabschnitt der Partie, in der die Gastgeber aus dem Rheinland die dominierende Mannschaft waren und mit einer 2:0-Führung in die Pause gingen. „Wir müssen darüber sprechen, warum wir in den ersten 45 Minuten nicht stabil im Positionsspiel waren, uns nicht aus dem Druck der Leverkusener in den ersten 15 bis 20 Minuten herausspielen konnten und darüber, wie wir die zwei Treffer relativ einfach hergeschenkt haben“, sagte Sven Mislintat.
Bei aller Selbstkritik gehört aber auch zur Spielanalyse, dass sich das junge VfB Team nach dem Seitenwechsel grundlegend verändert präsentierte. „Die Spieler haben schnell aus der ersten Hälfte gelernt und zeigen eine gute Reaktion. Wir kommen überragend aus der Halbzeit und erzielen den Anschluss“, sagte der VfB Sportdirektor. Nach dem zwischenzeitlichen 1:2 in der 50. Minute, setzt die Mannschaft mit dem Brustring den Gegner ihrerseits unter Druck und hat durch Silas Wamangituka noch zwei Gelegenheiten auszugleichen (52‘, 55‘).
Und dann ereignet sich die Szene, die Sven Mislintat zum Hadern bringt. Im Anschluss an einen Eckball schießt Sasa Kalajdzic aufs Leverkusener Tor, Bayers Verteidiger Timothy Fosu-Mensah wehrt den Ball mit der Hand ab, der Pfiff des Schiedsrichters Sven Jablonski blieb aber aus. Stattdessen konterten die Gastgeber und erzielen im Gegenzug das 3:1 (56‘). „Für mich gibt es keinen klareren Elfmeter. Beide Hände des Spielers sind deutlich über Schulterhöhe. Das ist eine krasse Fehlentscheidung“, sagte der VfB Sportdirektor und ergänzte: „Ich würde mir wünschen, dass genauso wie wir unsere erste Hälfte analysieren, der DFB diese Szene analysiert und wir endlich wieder dahin kommen, dass stringent gepfiffen wird. So wie es aktuell ist, funktioniert es nicht. Uns wird die Chance aufs 2:2 ganz klar genommen. Für uns als VfB fühlt es einfach so an, dass wir in den vergangenen Wochen benachteiligt worden sind.“ Dabei führt Sven Mislintat die nicht gegebenen Elfmeter für den VfB in den Spielen gegen den VfL Wolfsburg und den FC Bayern München ins Feld. „Alles was nach der Elfmeter-Szene passiert, ist für mich daher auch für die Spielanalyse irrelevant“, sagte Sven Mislintat, wenn der Sportdirektor hervorhebt, dass die Jungs aus Cannstatt trotz des zwischenzeitlichen 1:4 sich immer wieder zurück ins Spiel kämpfte.
Dagegen fiel die eingehende Untersuchung von Nicolas Gonzalez in die Spielnachbetrachtung. Der Argentinier musste bereits nach 22 Minuten in Folge eines Zweikampfs das Feld angeschlagen verlassen. Bei dem Stürmer besteht der Verdacht, dass er sich einen Muskelfaserriss an der Oberschenkelrückseite zugezogen hat. Gewissheit gibt es am Montag, wenn sich Nicolas Gonzalez einer Kernspintomographie unterzieht.
Für den Rest des Teams geht es derweil darum, sich optimal auf das anstehende Heimspiel gegen Hertha BSC vorzubereiten. „Der Auftrag für dieses Spiel ist klar, dass wir dort Punkte holen. Wir werden wieder eine defensive Stabilität bauen, wie wir sie gewohnt sind“, sagte Sven Mislintat.