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Club, 27. März 2022

„Der VfB ist auf einem guten Weg“

Thomas Hitzlsperger verlässt den VfB Stuttgart. Zum Abschluss spricht der scheidende Vorstandsvorsitzende im Interview über seine Bilanz, sein Verhältnis zum VfB – und seinen Lieblingsspieler.

Vor dem spielfreien Wochenende und zum Abschluss seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender sprach Thomas Hitzlsperger bei VfB-TV über …

… die Art und Weise seines Abschieds und des Übergangs zu Alexander Wehrle:

„Es war ein sehr gutes Beispiel und ein gutes Bild, das der VfB abgegeben hat. Es ist gelungen, das besser zu machen als in der Vergangenheit. Dafür bin ich sehr dankbar. Das war nicht für mich schön, sondern auch nach Außen für den VfB ein wichtiges Signal. Die Leute merken: Da hat es mal gerumpelt, aber sie haben es geschafft, einen Abschied hinzubekommen, der dieses Vereins würdig ist.“

… seine Bilanz:

„Erstmal will ich Abstand gewinnen und es muss etwas Ruhe einkehren, damit ich über die Zeit wirklich reflektieren kann. Aber es gibt viele Momente und Ereignisse, die mir durch den Kopf gehen. Spontan fällt mir Silas ein. Das war außergewöhnlich. Dass der Spieler zu uns gekommen ist, sich anvertraut hat, dass der Name in seinem Pass nicht richtig ist, und dass er Unterstützung braucht. Das hat uns als Verein ausgezeichnet, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich ein Spieler in so einem Moment offenbart, weil er weiß, dass wir ihn in diesem langwierigen Prozess bis zum Schluss unterstützen. Dass das gelungen ist, darauf kann der VfB stolz sein. Dazu, ganz klar, die sportlichen Highlights. Wir sind aufgestiegen, haben eine gute erste Saison gespielt und jetzt, in einer schwierigen Phase, die Ruhe bewahrt. Das ist eine neue Qualität und ich hoffe, dass wir uns das bewahren können, denn dann wird der VfB erfolgreich sein. Und ich sage: Wenn die Entwicklung in unserem NLZ so weitergeht, werden wir in zwei, drei Jahren das Ziel wieder erreichen, hier ausgebildete Spieler im Bundesligakader zu haben.“

… die Zusammenarbeit mit Sven Mislintat:

„Diese drei Jahre, die wir uns jetzt kennen, waren wirklich besonders. Ich wusste, dass ich in meinem Team als Verantwortlicher für den Sport jemanden brauche, der Kader planen kann. Sven hat außergewöhnliche Fähigkeiten darin, Spieler zu identifizieren und davon zu überzeugen, dass sie zum Verein kommen. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir mutig sein wollen. Dass wir uns nicht von außen leiten lassen wollen, sondern nach unserer Überzeugung handeln, auch wenn die mal kontrovers ist. Der Plan ist aufgegangen. Zudem spricht seine Art, Fußball zu erklären, Kaderplanung zu erklären, sehr viele Menschen an und tut dem VfB sehr gut. Er hat dafür den Freiraum bekommen, sich erarbeitet und genutzt. Wir wollten im Sport ein kleines Team schaffen, das die wesentlichen Entscheidungen trifft. Das waren Sven, Markus Rüdt, Pellegrino Matarazzo und ich und es hat sehr gut funktioniert.

… seinen Lieblingsspieler beim VfB:

„Das ist jetzt gefährlich (lacht). Es gibt schon ein paar, die mich wirklich begeistern, wenn ich sie spielen sehe. Ich habe von der Mannschaft noch ein Abschiedsgeschenk bekommen und habe ihnen gesagt, dass ich es ein wenig bedauere, nicht mehr Zeit mit der Mannschaft verbracht zu haben – dann das ist das, was ich lange erlebt habe und natürlich viel Spaß macht. Aber es war eine bewusste Entscheidung, es anders aufzuteilen. Denn wenn die Spieler zu viele Ansprechpartner haben, kann es irritierend sein. Wir hatten und haben viele tolle Spieler beim VfB, die den Menschen noch viel Freude machen werden.“

… die Haltung des VfB:

„Ich habe vor Jahren davon geträumt, dass der VfB mal Regenbogen-Symbole im Stadion hat. Und dann haben wir sogar in Regenbogen-Trikots gespielt – und es war schön, zu sehen, wie viele Menschen daran Freude hatten, die Trikots gekauft haben und fordern, dass der VfB sich positioniert. Es ist eine sehr positive Entwicklung, dass der VfB mittlerweile so klar ist, wo er gesellschaftspolitisch steht. Und auch da weiß ich, dass mein Nachfolger Alexander Wehrle und der gesamte Vorstand so denkt wie ich. Insofern wird diese Entwicklung genau so weitergehen.“  

… den Vorwurf, einen „unfertigen VfB“ zu hinterlassen:

„Der VfB kann nie fertig sein. Er ist fast 130 Jahre alt und er wird noch mindestens genau so lange bestehen. Daher gibt es keinen Endpunkt. Das Ende, das ich jetzt für mich bestimmt habe, hat nur mit mir zu tun. Ich glaube, dass ich wesentliche Veränderungen eingeleitet und vorgelebt habe. Aber ich musste entscheiden, ob ich noch einmal fünf Jahre verlängern möchte und in derselben Intensität, derselben Geschwindigkeit unter diesen Bedingungen weiter machen kann – oder ob für den Verein besser ist, einen neuen Impuls zu kriegen. Wohlwissend, dass auch Dinge falsch gelaufen sind – da mache ich mir nichts vor –, ist das jetzt für mich ein guter Abschluss. Auch wegen der sportlichen Entwicklung der vergangenen Wochen. Wir haben im Kader und im Trainerteam die Qualität und es hat sich ausgezahlt, dass wir die Ruhe bewahrt haben. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen, aber diese Sorge habe ich auch nicht. Auch die Fans wissen, worum es geht, und zeigen ihre Unterstützung im Stadion. Das alles in Verbindung mit einem so harmonischen Übergang auf der Position des Vorstandsvorsitzenden stimmt mich zuversichtlich. Der VfB ist auf einem guten Weg und wird gut geführt.“ 

… sein bleibendes Verhältnis zum VfB:

„Ich habe überall gespürt und empfinde es auch so: Man will sich wiedersehen. Ich möchte zu Spielen kommen, die Menschen wiedersehen. Es war eine intensive Zeit, zweimal. Einmal als Spieler, viereinhalb Jahre, hier hatte ich meine erfolgreichste Zeit. Und jetzt als Funktionär. Ich bin dankbar, dass die Verantwortlichen mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Erst als Berater des Vorstands Gremienarbeit kennenzulernen, dann als Direktor dieses besondere Nachwuchsleitungszentrum leiten zu dürfen, das so viele Erfolge vorzuweisen hat, um dann als Sportvorstand und Vorstandsvorsitzender weiterzumachen – das ist nicht vielen vergönnt. Ich durfte es machen, weil es viele Menschen gab, die mir dafür ihr Vertrauen geschenkt haben. Das ist etwas ganz Besonderes. Ich kann mir nun in Ruhe überlegen, was als nächstes kommt und bleibe dennoch dem VfB immer emotional verbunden.“

Das ganze Interview mit Thomas Hitzlsperger seht ihr im Video.