In voller Mannschaftsstärke hat die Brenz Band die vier Rocker von Die Fraktion zu einem musikalischen Freundschaftsspiel empfangen. Die vier Exil-Schwaben und Wahl-Berliner ließen es sich nicht nehmen, extra für ein eintägiges Gastspiel aus der Hauptstadt ins heimische Ländle zu reisen. Als sie an einem frühlingshaften Sonntagmorgen im März in die Ludwigsburger Bauer Studios einlaufen, ist der Empfang herzlich und das Eis schnell gebrochen. Das Gastspiel fühlt sich für beide Bands bald wie ein Heimspiel an.
"Entweder VfB oder nichts"
Gleich in den ersten Gesprächen beim gemeinsamen Frühstück dreht sich alles um die zwei großen Leidenschaften der Anwesenden: Die Musik und der VfB ziehen sich wie ein rotes Band durch den Tag, sie sind das Bindeglied der Begegnung. Während Die Fraktion ihre Liebe zum weiß-roten Verein spätestens 2012 in ihrem Stadionsong „Für immer VfB“ festgehalten hat, gibt auch Jürgen stellvertretend für die Brenz Band gleich zu Protokoll: „Entweder VfB oder nichts“.
Die Brenz Band kennt kein Lampenfieber
Anschließend erklärt Bettina, Toningenieurin und Koordinatorin der Bauer Studios, den beiden Bands den Ablauf der Aufnahmen für die Neuauflage der Stadionhymne „Für immer VfB“, die über Mittel aus dem VfBfairplay Fonds gefördert wurde. Auch dass die Brenz Band kein Lampenfieber kenne und völlig unaufgeregt an das gemeinsame Projekt gehe, gibt Jürgen gleich zu verstehen. Worauf Ralph Rieker, gestandener Bassist bei den Bands „Die Happy“ und Die Fraktion, scherzt, dass die Aufregung ganz bei ihm und seinen drei Bandkollegen Daniel Köbbert (Gitarre), Simon (Schlagzeug) und Philipp Schmid (Gesang) liege.
"Wir spielen euch in Grund und Boden"
Wenngleich Die Fraktion in den letzten zehn Jahren mehrfach vor ausverkauften Heimspielen des VfB in der Mercedes-Benz Arena auftrat, ist auch die Brenz Band längst kein unbeschriebenes Blatt. Die Brenz Band, das sind Gitte (Akkordeon und Trommel), Jürgen (Dudelsack und Akkordeon), Salvatore (Akkordeon und Gesang), Horst (Dudelsack und Akkordeon), Bernd (Schlagzeug und Mundharmonika), Harri (Keyboard), Rudi (Kazoo/Trommel), Ralfi (Klanghölzer), Gerhard (Bass und Dudelsack), Gertraude (Geige), Marianne (Waschbrett) und deren Tochter Diana (Fotografin).
Das Besondere an der zwölfköpfigen Gruppe: In ihr begegnen sich schon seit Jahrzehnten Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe, um frei nach ihrem Motto „Wir spielen euch in Grund und Boden“ gemeinsam zu musizieren. 1977 begegneten sich Salvatore und der junge Pädagoge Horst in einer Schule für geistig Behinderte in der Ludwigsburger Brenzstraße. Das Akkordeon brachte der Schüler erst sich selbst, und dann seinem Lehrer bei. Fortan traten sie mit weiteren Wegbegleitern als Straßenband in der Öffentlichkeit auf – für Menschen mit Behinderung vor gut 40 Jahren noch unvorstellbar. Bis heute folgten weit mehr als 1.500 Auftritte in der Schweiz, Frankreich, im Libanon, Polen, der Ukraine, China und Ecuador. Zu den Highlights der Bandgeschichte zählen Konzerte auf Einladung des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler und die UNESCO-Auszeichnung zu „Künstlern für den Frieden“.
VfBfairplay: Ein weiteres Highlight der 40-jährigen Bandgeschichte
Nun also ein weiteres Highlight: Im Rahmen seines VfBfairplay Engagements hat der Verein mit dem Brustring das Projekt gefördert und die Brenz Band sowie Die Fraktion in den Bauer Studios zusammengebracht, wo eine etwas andere Version von „Für immer VfB“ entstanden ist. Fotografen und Filmteams haben die Bands begleitet und die Begegnung in ein Musikvideo gegossen und auf CD gepresst. Die Erlöse der limitierten CD, die ab sofort für fünf Euro erhältlich ist, kommen dem inklusiven Musizieren und ähnlichen Projekten der Brenz Band zugute. Auch im VfB Onlineshop ist die CD ab sofort verfügbar.
Nach unzähligen Takes im Tonstudio kann sich die Brenz Band erst am späten Nachmittag von ihren Instrumenten losreißen. Als schließlich noch die Anfahrt zum VfBfairplay Spieltag gegen Werder Bremen koordiniert wird, gibt Bernd zu bedenken, dass man früher losfahren müsse, da auf Stuttgarter Straßen stets mit Behinderungen zu rechnen sei. Worauf Jürgen mit einer gesunden Portion Selbstironie erwidert: „Das macht überhaupt nichts, mit Behinderungen kennen wir uns ja aus.“