Während der VfB hellwach in die zwei Spiele zuvor gestartet war und gegen den Hamburger SV und Dynamo Dresden nach nicht einmal drei Minuten in Führung lag, verschlief das Team von Tim Walter die Anfangsphase in Osnabrück und wurde mit einer eiskalten Dusche geweckt. Es lief erst die vierte Spielminute, als Marcos Álvarez mit dem zweiten Abschluss auf das Tor von VfB Keeper Gregor Kobel sein sechstes Saisontor erzielte und die Gastgeber an der ausverkauften Bremer Brücke mit 1:0 in Führung schoss. Und trotz 22 zu 13 Torschüssen zugunsten des VfB, von denen Osnabrücks Schlussmann Philipp Kühn einige hochkarätige Chancen entschärfte, sollte dies das einzige Tor des Tages und der VfB zum dritten Mal in dieser Saison ohne eigenen Treffer bleiben.
Nach dem frühen Rückschlag tat sich das Team von Tim Walter zunächst schwer. Viele Fehlpässe verhinderten, dass der VfB in sein ballsicheres und dominantes Offensivspiel fand. „Insbesondere in der ersten Halbzeit haben wir dieses Spiel nicht so angenommen, wie man es annehmen muss, wenn man bei so einer Atmosphäre auf einen Aufsteiger trifft“, bemängelte Tim Walter. Dass seine Mannschaft zunächst kein Mittel gegen kämpferische Osnabrücker fand, belegt auch die Zweikampfquote von 52 zu 48 Prozent zugunsten der Gastgeber. „Dennoch haben wir uns nach dem frühen Rückstand wieder viele Chancen erarbeitet“, sagte Tim Walter nach dem ersten Zweitligaduell zwischen dem VfB und dem VfL am Samstag. Zu nennenswerten Chancen kamen etwa Santiago Ascacibar und sein Landsmann Nicolas Gonzalez, die in der 29. und in der 42. Minute den Ausgleich noch vor der Halbzeitpause auf dem Fuß hatten. Dabei konnte man bereits die böse Vorahnung bekommen, dass der Ball trotz guter Gelegenheiten an diesem Samstagmittag in Osnabrück schlichtweg nicht im Netz landen sollte.
Dem VfB fehlt nicht nur das Glück, sondern auch die letzte Konsequenz
Im Verlauf der zweiten Halbzeit entwickelte sich zwar ein zunehmend einseitiges Spiel auf das Tor von VfL Keeper Philipp Kühn, doch das Manko der Mannschaft mit dem Brustring blieb, die sich ihr bietenden Chancen nicht zwingend und konsequent genug zu nutzen. „Im Torabschluss hat nicht nur das Glück, sondern auch die letzte Konsequenz gefehlt. Da haben wir unsere Chancen teilweise leichtfertig vergeben“, kritisierte Tim Walter mit Blick auf die mangelnde Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Dass der VfB Cheftrainer mit Silas Wamangituka, Hamadi Al Ghaddioui und Mario Gomez gleich drei Stürmer einwechselte und damit alles in die Waagschale warf, sollte letzten Endes nichts daran ändern, dass das Team von Daniel Thioune die knappe Führung über die Zeit brachte. Allein Nicolas Gonzalez verbuchte fünf Flanken, fünf Torschussvorlagen und fünf Abschlüsse, doch der VfB konnte aus seiner spielerischen Überlegenheit und dem Chancenplus kein Kapital schlagen und stand am Morgen nach der Rückkehr aus Osnabrück mit leeren Händen auf dem heimischen Trainingsplatz.
„Das ist natürlich sehr enttäuschend, vor allem nach den klaren Chancen, die wir uns nach dem 1:0 von Osnabrück erarbeitet haben. Es wäre wichtig gewesen, vor der Halbzeit noch das 1:1 zu machen. Dann wird es ein anderes Spiel, da man nicht so gegen die Zeit anläuft. Auch in der zweiten Halbzeit hatten wir genauso klare Chancen. Aber gestern haben wir uns selbst geschlagen, indem wir Großchancen vermasseln und den Gegner aufbauen“, fand Gonzalo Castro am Tag nach der Niederlage klare Worte. Einen Knackpunkt sah der Linksverteidiger des VfB nicht zuletzt auch im schlechten Start seiner Mannschaft. „Mit dem frühen 1:0 hatte Osnabrück Rückenwind und konnte uns kommen lassen, wir mussten dagegen anrennen. Das ist uns zunächst schwergefallen, nach gut 15 Minuten sind wir dann besser reingekommen. Aber wir machen den Ausgleich einfach nicht und laufen dann in der zweiten Halbzeit wie wild an.“
Positiv ist nach Ansicht des 32-jährigen Routiniers zwar, „dass wir uns so viele Chancen herausspielen. Aber das bringt uns alles nichts, wenn wir die nicht in Tore ummünzen. Daran müssen wir arbeiten.“ Mit Blick auf die bevorstehende Länderspielphase und das darauffolgende Derby gegen Karlsruhe am Sonntag, den 24. November, in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena fügte Gonzalo Castro hinzu: „Wir haben jetzt zwei Wochen Zeit, um uns dafür neu zu sortieren und vorzubereiten. Wir wissen um die Wichtigkeit dieses Spiels und wollen das Derby für den Verein und die Fans gewinnen.“