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2012, 2. Februar 2012
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Bundesliga, 02.02.2012

"Viele Freunde im Schwabenland"

Vor dem Auswärtsspiel in Leverkusen sprach www.vfb.de mit Thomas Brdaric, der sowohl für den VfB als auch für Bayer gespielt hat.

Beim VfB schaffte Thomas Brdaric als 18-Jähriger den Sprung von den Junioren in die Bundesliga. Im Trikot mit dem roten Brustring erzielte der zweifache Familienvater gleich im zweiten Bundesligaspiel sein erstes Bundesligator. Mit Bayer 04 Leverkusen wurde der gebürtige Nürtinger zweimal Vizemeister und erreichte 2002 das Finale in der UEFA Champions League.

www.vfb.de erreichte den 37-Jährigen für ein Interview über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft telefonisch in Usbekistan auf dem Weg zum Trainingsgelände von Bunjodkor Taschkent, für das der ehemalige Stürmer seit Ende 2011 als Sportdirektor tätig ist.

Hallo Herr Brdaric, im Hintergrund sind Fahrgeräusche zu hören, was machen Sie zurzeit?
Thomas Brdaric: "Momentan fahre ich zu unserem Trainingsgelände, das rund 130 Kilometer außerhalb von Taschkent liegt. Dort schaue ich bei den Einheiten unserer Jugendmannschaften vorbei und verschaffe mir ein Bild darüber, welcher Spieler vielleicht das Potenzial hat, in unserer ersten Mannschaft zu spielen."

130 Kilometer sind eine weite Strecke. Trainieren dort auch die Profis?
Thomas Brdaric: "Nein, normalerweise trainieren sie in der Nähe des Stadions, das in der Stadt liegt. Aber zurzeit ist es hier sehr kalt, weshalb wir ab Donnerstag ins Trainingslager nach Side in die Türkei fahren. Das Gelände außerhalb der Stadt ist so etwas wie unsere Basisstation. Momentan bauen wir aber ein neues Stadion und ein Trainingsgelände mit sieben Trainingsplätzen, einer Akademie und einer Shoppingarea. Wir stecken gerade in einer Phase der Umstrukturierung."

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Thomas Brdaric im VfB-Trikot

Findet auch innerhalb der Mannschaft ein Umbau statt oder setzt der Verein auch in Zukunft auf namhafte Stars wie Rivaldo, der von 2008 bis 2010 für Bunjodkor spielte, oder Felipe Scolari, der 2009 für kurze Zeit als Trainer bei Bunjodkor tätig war?
Thomas Brdaric: "Nein, im Gegenteil. Unsere Philosophie geht mittlerweile in eine andere Richtung. Noch vor zwei, drei Jahren hatte der Klub einen Privatmann als Sponsor, bei dem Geld keine Rolle spielte. Diesen Hauptsponsor gibt es aber nicht mehr, weshalb hier auch nicht mehr das ganz große Geld zur Verfügung steht. Wir setzten nun verstärkt auf Spieler aus unseren Nachwuchsmannschaften. Wir wollen neue Wege gehen, weshalb ich auch geholt wurde. Es geht jetzt darum, dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Ich bin da, um Dinge zu entwickeln. Dafür bin ich den ganzen Tag unterwegs, schaue beim Stadionbau und bei den Trainingseinheiten vorbei oder führe Gespräche mit den Trainern."

Wie funktioniert die Kommunikation zwischen Ihnen und den Menschen in Taschkent?
Thomas Brdaric: "Wir unterhalten uns auf Russisch. Ich war zuvor Sportdirektor bei Dynamo Minsk und habe dort ein halbes Jahr die Sprache gelernt. Auch hier lerne ich täglich dazu, sodass ich mich mittlerweile gut mit den Menschen verständigen kann."

Vor ihren Stationen in Minsk und nun in Taschkent waren Sie sportlicher Leiter und auch Trainer bei Union Solingen und anschließend Jugendtrainer bei Bayer Leverkusen und beim KFC Uerdingen. War der Schritt nach Minsk und nach Taschkent ein Schritt nach vorne in ihrer Karriere?
Thomas Brdaric: "Man kann sich sein Leben und seine Arbeitsplätze nicht immer aussuchen. Nach meiner Verletzung und dem Ende meiner aktiven Karriere habe ich zunächst versucht, mich zu Recht zu finden als Trainer, Spielervermittler und Sportdirektor. In meiner jetzigen Funktion kann ich unheimlich viel lernen. Bunjodkor Taschkent ist vielleicht keine große Hausnummer, die man in Europa kennt, aber wir spielen in der asiatischen Champions League und treten in Australien, Japan oder Korea an. Dadurch lerne ich viel Neues dazu und kann wichtige Kontakte knüpfen. Darüber hinaus halte ich aber natürlich auch Kontakt zur Bundesliga."

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Brdaric im Bayer-Trikot gegen Zvonimir Soldo

Wie halten Sie sich über die Bundesliga auf dem Laufenden?
Thomas Brdaric: "Über das Internet oder Telefonate bin ich immer auf dem neuesten Stand. Im ZDF, den einzigen deutschen Sender, den ich hier im Hotel empfange, schaue ich durch die vierstündige Zeitverschiebung immer Sonntagfrüh gegen 2.00 Uhr das "aktuelle sportstudio"."

Wie sieht Ihr Kontakt zum VfB aus und welche Erinnerungen verknüpfen Sie mit dem VfB?
Thomas Brdaric: "Ich habe viele Freunde im Schwabenland, die alle VfB-Fans sind. Fredi Bobic kenne ich noch aus gemeinsamen aktiven Zeiten, zu ihm habe ich ab und zu Kontakt, bei Fragen rufe ich ihn auch mal an. In den letzten Jahren hat sich der VfB unheimlich entwickelt, allein schon was das Stadion betrifft. Beim VfB habe ich als 18-Jähriger vor rund 60.000 Zuschauern gegen Bayern München mein Bundesligadebüt gefeiert und in Wattenscheid mein erstes Bundesligator gemacht. Das werde ich nie vergessen. Damals waren Dieter Hoeneß und Christoph Daum beim VfB, beiden habe ich viel zu verdanken. Als ich dann bei Leverkusen gespielt habe, habe ich 2002 im Jahr der Vizemeisterschaft in Stuttgart ein Tor geschossen. Auch das war ein unvergessliches Erlebnis."

Als ehemaliger Spieler beider Vereine ist die Partie am Samstag zwischen dem VfB und Bayer Leverkusen sicher etwas Besonderes für Sie, oder?
Thomas Brdaric: "Absolut! Ich freue mich auf dieses Spiel. Für beide ist es eine brisante Partie, die einen Gewinner braucht. Ein Remis bringt keinem etwas. Für den Gewinner wäre der Sieg ein großer Schritt nach vorne, für den Verlierer ein herber Rückschlag. Beide Mannschaften sind zurzeit aber sehr mit sich selbst beschäftigt, weshalb ich glaube, dass es kein furioses Spiel wird. Das erste Tor kann das Spiel entscheiden. Vielleicht ist es ein Vorteil, dass der VfB auswärts spielt und nicht den ganz großen Druck hat, vor eigenem Publikum gewinnen zu müssen. So können sie etwas befreiter aufspielen. Letztendlich tippe ich aber auf ein Unentschieden."

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg in Taschkent!