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2012, 6. Februar 2012
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DFB-Pokal, 06.02.2012

"Hänge noch an beiden Vereinen"

Vor dem Südschlager im DFB-Pokal zwischen dem VfB und dem FCB sprach www.vfb.de mit Ottmar Hitzfeld, der für beide Vereine tätig war.

Mit dem VfB schaffte Ottmar Hitzfeld in der Saison 1976/1977 den Aufstieg in die Bundesliga und gehörte dem legendären „100-Tore-Sturm“ an. In der darauffolgenden Spielzeit belegte der heutige Nationaltrainer der Schweiz mit dem VfB den vierten Tabellenplatz und bekam die neu entfachte Euphorie um den VfB in Stuttgart hautnah mit.

Beim FC Bayern München erlebte Ottmar Hitzfeld seine erfolgreichste Zeit als Trainer, wurde fünfmal Deutscher Meister, dreimal DFB-Pokalsieger und gewann 2001 mit dem FCB die UEFA Champions League.

Am Montagnachmittag sprach www.vfb.de mit dem 63-Jährigen über seine Zeit beim VfB, seinen Alltag als Schweizer Nationaltrainer und natürlich über das Viertelfinale im DFB-Pokal zwischen seinen beiden Ex-Vereinen.

Guten Tag Herr Hitzfeld, schön dass Sie Zeit haben für dieses Interview. Wie sieht eigentlich ihr Alltag aus als Schweizer Nationaltrainer?
Ottmar Hitzfeld: "Im Prinzip führe ich ein ruhiges Leben fernab des Alltagsstresses. Ich kann viel von zu Hause in Lörrach arbeiten, sehe mir DVDs von Fußballspielen an oder schaue mir vor Ort die Spiele an. Aber selbst das ist kein Stress, da Fußball ja auch mein Hobby ist. Ich habe im Vergleich zu meiner Zeit als Bundesligatrainer viel mehr Freizeit, aber das wollte ich auch, dafür habe ich mich bewusst entschieden. Die Belastung ist einfach nicht mehr so hoch, wie früher, als ich noch 50 bis 60 Spiele in der Saison als Trainer absolviert habe. Heute sind es 12 oder 13 Spiele als Nationaltrainer. Im Nachhinein gesehen habe ich die richtige Wahl getroffen. Für mich selbst habe ich einfach viel mehr Freiraum. Zuletzt war ich zwei Wochen auf den Malediven und habe zwei Tage in meinem Haus in Engelberg verbracht. Mit dem Laptop kann ich auch unterwegs arbeiten."

Die EM-Endrunde 2012 haben Sie mit der Schweiz verpasst, wie sehen Sie die Chancen für eine Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien?
Ottmar Hitzfeld: "Der Schweizer Fußballverband leistet seit mehreren Jahrzehnten hervorragende Arbeit, sodass die Trainerausbildung und die taktische Grundausbildung der Spieler sehr gut sind. Dank des Losglücks für die WM-Qualifikation sind unsere Aussichten für die WM-Teilnahme gut. Wir haben Norwegen aus Topf eins zugelost bekommen und auch die anderen Teams sind Gegner, die wir schlagen können. Wir sind in einer Gruppe, in der wir Erster werden können, und das ist auch unser Ziel."

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Als Sie damals im Jahre 1975 zum VfB Stuttgart gekommen sind, waren Sie zuvor als Spieler auch schon in der Schweiz aktiv. Was hat Sie zum Wechsel zum VfB bewogen?
Ottmar Hitzfeld: "Das ist schon lange her, aber ich erinnere mich sehr gut an diese Zeit. Ich hatte schon 1972 Angebote aus der Bundesliga, bin dann aber erst noch beim FC Basel geblieben. Mit 26 Jahren hatte ich dann wieder die Möglichkeit, in die Bundesliga zu wechseln, neben dem VfB waren da auch Angebote von Bayern München, Berlin, Mönchengladbach und Köln dabei. Ich hätte also mit Gerd Müller, Sepp Maier, Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge spielen können zu einer Zeit, in der der FC Bayern sehr erfolgreich war und alleine dreimal den Pokal der Landesmeister gewinnen konnte. Mich für den VfB zu entscheiden, war damals die richtige Entscheidung. Wir haben den Aufstieg mit Trainer Jürgen Sundermann geschafft und ich war Teil des legendären 100-Tore-Sturms. In Stuttgart herrschte eine riesige Euphorie, das Stadien war immer voll und ich hatte eine tolle Zeit mit Spielern wie Hansi Müller, Erwin Hadewicz oder Hermann Ohlicher. Außerdem war der Weg zum Elternhaus nach Lörrach nicht so weit, sodass ich am Wochenende immer nach Hause fahren konnte. Der Verein wurde von Gerhard Mayer-Vorfelder und Ulrich Schäfer gut geführt, ich hatte eine schöne Dachgeschoss-Wohnung in Stuttgart-Gaisburg, die im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt war und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Das war mir wichtig, schließlich war ich zum ersten Mal weiter weg von zu Hause. Nach dem einen Jahr in der Bundesliga entschied ich mich aber zum Wechsel in die 2. Schweizer Liga zum FC Lugano, da ich Adduktorenprobleme hatte und die Belastungen in der Bundesliga zu viel für mich waren."

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Spüren Sie auch nach mehr als 30 Jahren noch eine Verbundenheit zum VfB Stuttgart?
Ottmar Hitzfeld: "Auf jeden Verein, bei dem ich tätig war, blicke ich positiv zurück. Mit dem VfB habe ich den Wiederaufstieg geschafft, den UEFA-Pokal erreicht und es gab einen neuen Zuschauerrekord in Stuttgart. Während meiner Zeit beim VfB habe ich zudem den B-Trainerschein gemacht, was für meine spätere Karriere ein spannender Schritt war. Gegen Regensburg gelang mir in einem Spiel, dass wir mit 8:0 gewonnen haben, sechs Tore. Darauf werde ich heute noch ab und zu angesprochen. Das alles hat mich natürlich geprägt."

Wie schätzen Sie die Chancen für den VfB am Mittwochabend gegen den FC Bayern München ein?
Ottmar Hitzfeld: "Der Pokal schreibt oftmals schöne Geschichten und ist für Überraschungen gut. Der FC Bayern ist zwar Favorit, aber der Punkt in Leverkusen hat dem VfB gut getan und ihm Selbstvertrauen gegeben. Das war vor diesem Schlagerspiel wichtig. Das Stadion wird voll sein und die Fans könnten der zwölfte Manns sein für den VfB. Alles ist möglich am Mittwochabend. Da Bayern zuletzt nicht überragend gespielt hat, ist eine große Chance für den VfB da. Das Südderby ist immer ein besonderes Spiel, in dem der VfB über sich hinauswächst. Ich freue mich auf das Spiel und werde es mir im Fernsehen anschauen, schließlich hängt mein Herz noch an beiden Vereinen."

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Was glauben Sie, ist für den VfB in dieser Saison noch möglich?
Ottmar Hitzfeld: "Es fehlt dem VfB in dieser Saison an Konstanz und vielleicht fehlt auch ein überragender Spieler. Aber der Kader ist gut besetzt, auch wenn man momentan noch etwas auf der Suche nach der Identifikation ist. Zurzeit steht der VfB mit dem Rücken zur Wand, ist aber besser als sein Tabellenplatz. Es braucht jetzt zwei, drei Erfolgserlebnisse, dann kehrt auch das fehlende Selbstvertrauen zurück."