Am Ende der vergangenen Saison hofften die Wolfsburger Fans, dass die Spielzeit 2010/2011 schnell abgehakt werden könne, nun alles besser werde und der VfL vielleicht sogar wieder ähnlich erfolgreich spiele, wie in der Saison 2008/2009, als am Ende der erstmalige Gewinn der Deutschen Meisterschaft heraussprang. Doch weit gefehlt. Zwar ging der Klub aus der Autostadt mit demselben Trainer wie damals in die Saison, doch noch macht sich die abermalige Verpflichtung von Felix Magath im März 2011 nicht bezahlt.
Mit einem 3:1-Sieg am letzten Spieltag bei der TSG Hoffenheim verhinderten Magath und sein Team immerhin den Abstieg, doch die Hinrunde der aktuellen Spielzeit hielt bei weitem nicht das, was sich Fans, Spieler und Verantwortliche von ihr versprochen hatten. Fünf Siege, zwei Unentschieden und neun Niederlagen bedeuten Rang 14. Zwei Punkte trennen die Wolfsburger noch vom Relegationsplatz, drei Zähler liegen sie vor dem direkten Abstiegsplatz. Hoffnung für die VfL-Fans macht vor dem Heimspiel gegen den VfB die Heimstärke der Wolfsburger. Vier ihrer fünf Siege fuhren sie im heimischen Stadion ein.
Wolfsburgs Topstürmer Mario Mandzukic
Auffällig ist aber die nicht vorhandene Konstanz in den Leistungen der im Sommer komplett umgekrempelten "Wölfe". Einem Sieg folgte in dieser Saison bisher immer eine Niederlage, einmal auch ein Remis. Was die Defensivleistung betrifft liegt der VfL mit 34 Gegentreffern einen Rang vor dem Tabellenletzten SC Freiburg (35 Gegentore). Im Sturm, zu Zeiten von Grafite (Al-Ahli Dubai) und Edin Dzeko (Manchester City), die beide den Verein im Sommer verließen, strahlt einzig der kroatische Nationalspieler Mario Mandzukic Torgefahr aus. Mit acht Treffern führt er die mannschaftsinterne Torjägerliste vor Linksverteidiger Marcel Schäfer (drei Tore), Stürmer Patrick Helmes sowie den beiden Mittelfeldspielern Hasan Salihamidzic und Ashkan Dejagah (trafen jeweils zweimal) an.
Ex-Bayern-Star Salihamidzic kam von Juventus Turin
"Brazzo" Salihamidzic gehört zu den Akteuren, die Felix Magath in seiner Funktion als Trainer und Geschäftsführer Sport nach Niedersachsen holte. Insgesamt mussten sich die VfL-Fans für die aktuelle Saison an 18 neue Namen gewöhnen, darunter an die von einigen routinierten Fußballern. Der ehemalige Bayern-Star Salihamidzic kam von Juventus Turin, Thomas Hitzlsperger von West Ham United, Chris von Eintracht Frankfurt, Sotirios Kyrgiakos vom FC Liverpool und Aliaksandr Hleb vom FC Barcelona. Letzterer wird den VfL im Winter nach vier Einsätzen wieder in Richtung Katalonien verlassen, nachdem er sich nie komplett von seinen Verletzungen erholte und momentan wieder mit muskulären Problemen ausfällt.
Neben den Routiniers verpflichtete Magath zudem Spieler, die auch bei anderen Vereinen auf dem Wunschzettel standen, bisher aber noch nicht vollauf überzeugen konnten. Vor allem von Christian Träsch, der vom VfB nach Wolfsburg wechselte, erhoffte sich Magath mehr Stabilität und Durchschlagskraft im zentralen Mittelfeld. Zuletzt musste der deutsche Nationalspieler, der von Magath kurz nach seiner Ankunft zum Kapitän ernannt wurde, mangels Alternativen aber auf der ungeliebten rechten Abwehrposition spielen. Dort könnten auch die beiden ehemaligen Frankfurter auflaufen, doch sowohl Patrick Ochs als auch Marco Russ sind noch auf der Suche nach ihrer Topform. Dauerrenner Ochs war am vergangenen Wochenende, als Wolfsburg mit 1:4 in Bremen verlor, nicht einmal mehr im Kader.
Als sogenannter Königstransfer galt im Sommer noch Mittelstürmer Srdjan Lakic, der Weltklassemann Dzeko ersetzen sollte, bisher aber in zehn Einsätzen kein Tor erzielte. Der Angreifer, der vom 1. FC Kaiserslautern geholt wurde, spielt bisher unter seinen Möglichkeiten und gehörte wie Ochs in Bremen nicht zum Kader.
Kader der Wolfsburger umfasst insgesamt 34 Spieler
Vielleicht war der Aderlass an guten Spielern vor der Saison doch zu groß. Denn neben Grafite und Dzeko verabschiedeten sich Fabian Johnson, mittlerweile Stammspieler in Hoffenheim, Sascha Riether, unersetzlich beim 1. FC Köln, Diego, der bei Atletico Madrid langsam zu alter Stärke zurück findet, Simon Kjaer, der für den AS Rom verteidigt und Arne Friedrich, der lange verletzt war aber nicht nur bei der WM 2010 gezeigt hat, dass er ein guter Innenverteidiger ist.
Der Kader der Wolfsburger umfasst zwar insgesamt 34 Spieler, eine richtige Stammformation hat sich in den bisherigen 17 Spielen jedoch nicht gefunden. Die Probleme sind offensichtlich, hinten mangelt es an der Abstimmung und im Sturm an Torgefährlichkeit. Schon hat Felix Magath für den Winter ein erneutes Umkrempeln angekündigt und will dann vermutlich mit dem einen oder anderen neuen Gesicht in der Rückrunde durchstarten.
So könnte der VfL gegen den VfB spielen:
Benaglio – Träsch, Russ, Madlung, Schäfer – Orozco, Josue, Salihamidzic, Chris, Dejagah - Mandzukic