Kurz vor dem Jahreswechsel nahm sich VfB-Sportdirektor Fredi Bobic noch einmal die Zeit für ein ausführliches, dreiteiliges Interview mit www.vfb.de. Unter anderem sprach er über die zurückliegenden zwölf Monate, Erfahrungswerte, den Spaßfaktor seiner Tätigkeit, die Entwicklung der Bundesligamannschaft, der Winter-Transferperiode und den Zielen für das Jahr 2012.
Fredi, im Profifußball muss man ein Kalenderjahr bekanntermaßen zweigeteilt betrachten. Wie lautet dein Fazit zu Teil I des Jahres 2011?
Fredi Bobic: "Die erste Hälfte des Jahres stand ganz im Zeichen des Abstiegskampfes. Die Nerven lagen blank, auch im Umfeld des Vereins. Durch den abgewendeten Abstieg haben wir eine große Bewährungsprobe geschafft und parallel hierzu die richtigen Schritte eingeleitet. Selbst in den nervenaufreibendsten Phasen, als wir unsere wichtigen Heimspiele verloren haben, sind wir auf Kurs geblieben. Das war eine große Prüfung für uns und wir konnten daraus wichtige Lehren ziehen, wie wir mit schwierigen Situationen umgehen müssen. Aus dieser Zeit hängen geblieben ist vor allem auch die überragende Unterstützung unserer Fans, nicht nur bei den Heimspielen, sondern auch bei unseren Auswärtsspielen. Letztendlich war es eine starke Rückrunde, in der wir trotzdem immer wieder zittern mussten und am Ende den Klassenerhalt geschafft haben."
Und wie fällt dein Urteil über die letzten sechs Monate aus?
Fredi Bobic: "Es ging nahtlos weiter nach der Rückrunde, nach der bei uns bei weitem nicht Friede, Freude, Eierkuchen herrschte. Schon seit dem Frühjahr liefen die Planungen für die neue Saison, was in unserer Situation nicht einfach war. Wir mussten zweigleisig planen, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf der Bundesliga lag. Im Sommer haben uns dann ein paar Spieler verlassen, einige sind neu dazu gekommen und es war wichtig, topfit in die neue Saison zu gehen. Aus diesem Grund war die Vorbereitung auch so wichtig für unsere Mannschaft. Alle haben voll mitgezogen, niemand hat sich hängen lassen und dementsprechend groß war auch die Vorfreude auf die neue Saison und auch der Start in die Vorrunde war sehr gut. Insgesamt haben wir die Vorrunde relativ stabil durchgezogen, haben uns aber leider am Ende durch die Ergebnisse der letzten Wochen selbst um den verdienten Lohn gebracht. Alles in allem wäre es sonst ein überragendes Jahr 2011 gewesen, so haben wir am Ende aber noch eine Schramme mitbekommen. Da sind wir aber auch ganz ehrlich und gehen offen damit um. Zum Glück konnten wir das Jahr 2011 noch mit dem Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals abrunden. Die Mannschaft hat am Ende nochmals alles mobilisiert und sich von den Rückschläge in der Liga nicht beirren lassen. Wir können stolz sein, dass wir im DFB-Pokal überwintern und freuen uns auf die Bayern im Viertelfinale. Ich hoffe, dass sie dieses mal fällig sind (lacht)."
Die Weihnachtstage liegen hinter uns, wie froh warst du über ein paar Tage Ruhe nach diesem ereignisreichen Jahr?
Fredi Bobic: "Der Anspruch hier beim VfB Stuttgart ist natürlich hoch, weshalb man immer wieder in Drucksituationen gerät. Wichtig ist, dass man stets einen klaren Blick nach vorne hat. Aber sicherlich war ich froh, ein paar Tage das Handy auszuschalten und durch schnaufen zu können. Meine Familie und ich waren über Weihnachten in Berlin und bleiben dort auch über Silvester. Nach diesem anspruchsvollen und anstrengenden Jahr haben wir uns gegen eine Reise entschieden, sondern wollten einfach in Ruhe im Kreise der Familie ein paar Tage zusammen verbringen und die Füße hochlegen, denn zwischen den Feiertagen ging es auch schon gleich wieder weiter mit der Planung."
Vor anderthalb Jahren bist du mit dem Vorsatz an die Aufgabe des VfB-Sportdirektors herangegangen, dass diese Aufgabe eine Herausforderung sei und auch Spaß mache. Wie groß ist der Spaßfaktor mittlerweile noch bei dir?
Fredi Bobic: "(lacht) Stimmt, ich erinnere mich. Nein im Ernst, der Spaß an diesem Job treibt mich an. Bei mir kommt noch eine besondere Komponente hinzu, und zwar meine spezielle Verbindung zu diesem Verein. Dementsprechend hoch ist auch die Verantwortung gegenüber dem Verein. Es jedem recht machen zu wollen, ist sehr schwierig. Wir haben sehr viele Schritte und Schnitte in der Vergangenheit im Sportbereich gemacht und Veränderungen vollzogen. Ich habe einfach versucht, Dinge ins Rollen zu bringen, und das macht auch Spaß, da vieles auch erfolgreich war. Das Trainerteam liefert gute Arbeit ab, die zweite Mannschaft spielt erfolgreich. Hierbei war auch der Schritt zu Jürgen Kramny entscheidend. Die Jugendmannschaften spielen guten Fußball, Marc Kienle, der sportlicher Leiter U17 bis U23, macht eine tolle Arbeit und die Scouts arbeiten sehr strukturiert. Das freut mich, da steckt Qualität dahinter und da entwickelt sich etwas. Das ist eine gute Basis für die Zukunft. Der Spaßfaktor dabei ist auch wichtig, da es nur umso anstrengender wird, wenn der Spaß unter der Arbeit leidet."
Lesen Sie auch den zweiten Teil des großen Bobic-Interviews auf www.vfb.de.