Kurz vor dem Jahreswechsel nahm sich VfB-Sportdirektor Fredi Bobic noch einmal die Zeit für ein ausführliches, dreiteiliges Interview mit www.vfb.de. Unter anderem sprach er über die zurückliegenden zwölf Monate, Erfahrungswerte, den Spaßfaktor seiner Tätigkeit, die Entwicklung der Bundesligamannschaft, der Winter-Transferperiode und den Zielen für das Jahr 2012.
Was hast du für dich persönlich aus dem vergangenen Jahr für Lehren gezogen?
Fredi Bobic: "Im Endeffekt fühle ich mich darin bestätigt, dass man in diesem Job einfach extrem konsequent sein muss, ganz wenige Kompromisse eingehen darf und letztendlich geradeaus durchgehen muss. Wichtig ist, offen und klar die Dinge anzusprechen, auch wenn es manchmal dem einen oder anderen weh tut. Ich habe immer nach dieser Prämisse gelebt, ob als Spieler oder in einer anderen Funktion. Persönliches versuche ich in den Hintergrund zu stellen, das war auch im Abstiegskampf wichtig. In dieser Phase ging es nicht um mich, sondern nur um den Verein. Das sind Dinge, die muss man beherzigen, sonst kommt man nicht weit."
Immer wieder wurde von dir und Bruno Labbadia in der Vergangenheit betont, dass sich die Mannschaft entwickeln muss. Wie zufrieden bist du bislang mit dieser Entwicklung?
Fredi Bobic: "Wir haben gesehen, dass wir das eine oder andere verändern mussten. Seit diesem Sommer hat sich die Mannschaft erkennbar weiter entwickelt. Wir hatten eine Phase, da hätten wir uns vorne reinspielen können. Diese Hürde haben wir noch nicht geschafft, aber es war entscheidend zu sehen, dass die Mannschaft an dieser Schwelle war und ist. Jetzt müssen wir schauen, dass wir die Mannschaft vom Personal her so weiterentwickeln, dass wir diese Schwelle auch nehmen können."
Wo setzt du da konkret an, etwa schon in der Wintertransferperiode?
Fredi Bobic: "Transfers im Winter sind eine schwierige Angelegenheit. Wir werden versuchen, das eine oder andere anzugehen, auch perspektivisch gesehen. Ich sehe nicht nur die aktuelle Situation, sondern mir geht es vielmehr darum, wo wir eigentlich grundsätzlich hin wollen? Da stellt sich dann auch die Frage: Welche Spieler können wir holen, die ihr volles Potenzial vielleicht erst in einem halben Jahr oder einem Jahr abrufen werden? Aber natürlich schauen wir auch sukzessive nach Kräften, die uns sofort unterstützen können. Fakt ist, dass schließlich einige Verträge im Sommer auch auslaufen. Darüber hinaus beobachten wir auch die Spieler aus der Jugend und vom VfB II. Wir achten genau darauf, wer von ihnen sich weiterentwickelt und den Sprung nach oben schaffen kann. In diesem Zusammenhang stehen wir in engem Austausch mit Jürgen Kramny und mit Marc Kienle. Aber wichtig ist, dass wir Geduld aufbringen mit den jungen Spielern. Unser Anspruch muss es sein, dass möglichst viele Jugendspieler den Sprung schaffen. Ob das sehr bald passiert oder erst in ein paar Monaten werden wir sehen. Da lassen wir die Spieler und auch uns von niemandem unter Druck setzen. Einige sind schon bei den Profis im Training mit dabei, wir haben schon Freundschaftsspiele mit U19-Spielern bestritten und sind insgesamt auf einem guten Weg."
"Ich mache ich mir, wann immer es zeitlich reinpasst, selbst ein Bild von unseren Nachwuchsteams. Und ich freue mich sehr, dass auch Bruno Labbadia sehr oft die Spiele unserer zweiten Mannschaft im Gazi-Stadion anschaut."
Stichwort Marc Kienle, wie beurteilst du seine Arbeit nach einem halben Jahr?
Fredi Bobic: "Er hat schon viel Positives bewirkt. Wir stehen in einem ständigen Dialog. Marc ist quasi mein verlängerter Arm für die Jugend bis zum VfB II. Er beobachtet die Trainingseinheiten und die Spiele und ist Ansprechpartner Nummer eins für die Trainer und die Scouts. Dadurch nimmt er uns unheimlich viel Arbeit ab. Es gehört einfach dazu, über die zweite Mannschaft informiert zu sein und die Talente einordnen zu können. Wir wollen die jungen Spieler auf ihrem Weg nach oben begleiten, dafür ist Marc auch mit verantwortlich. Dennoch mache ich mir, wann immer es zeitlich reinpasst, selbst ein Bild von unseren Nachwuchsteams. Und ich freue mich sehr, dass auch Bruno Labbadia sehr oft die Spiele unserer zweiten Mannschaft im Gazi-Stadion anschaut."
Lesen Sie morgen den dritten Teil des großen Bobic-Interviews auf www.vfb.de.