Manuel Schmiedebach, Lars Stindl, Konstantin Rausch, Didier Ya Konan, Mohammed Abdellaoue oder Ron-Robert Zieler sind Fußballprofis, die zwei Eigenschaften vereinen: Sie alle spielen bei Hannover 96 und vor etwa einem Jahr kannten nur gute Kenner der Liga ihre Namen. Neben diesen sechs Spielern aus dem Kader der Niedersachsen gibt es noch eine Fülle weiterer Akteure, die unter dem Trainer Mirko Slomka innerhalb kürzester Zeit eine rasante Entwicklung gemacht und diese beiden Attribute gemein mit ihren Kollegen haben.
In der Saison 2009/2010, die durch den Selbstmord von Robert Enke überschattet wurde, stand Hannover bereits mit einem Bein in der 2. Liga. Mit einer enormen Anstrengung und viel Glück wurde der Abstieg verhindert. Der Verein hielt trotz einer anfänglichen Misserfolgsserie an Slomka fest und wird seitdem für diese Entscheidung belohnt. Die darauffolgende Saison war für alle Fans der 96er eine bis dahin seltene Erfahrung.
Einzug in die Gruppenphase der UEFA Europa League
Die Mannschaft spielte attraktiven Konterfußball, kämpfte über die gesamte Spielzeit um die vorderen Plätze und landete am Ende auf dem vierten Rang, der das internationale Geschäft bringt. Überall war die Rede von der Überraschungsmannschaft schlechthin. Spannend war nun, ob es Hannover auch in der aktuellen Saison schaffen würde, an die Leistungen der vergangenen Monate anzuknüpfen. Diese Frage muss bis hierhin eindeutig mit einem "Ja" beantwortet werden.
Eindrucksvoll startete die Slomka-Elf, die nahezu unverändert aus der Sommerpause kam, in die 49. Bundesligaspielzeit. Zu Hause schlug man Hoffenheim mit 2:1, auswärts gewann man mit demselben Ergebnis in Nürnberg. Es folgten zwei Heimspiele gegen Berlin und Mainz, die jeweils mit 1:1 endeten. Dazwischen ließ 96 aber auch in Europa aufhorchen. Grund dafür war der Einzug in die Gruppenphase der UEFA Europa League, für den kein Geringerer als der FC Sevilla aus dem Weg zu räumen war. Nach einem hochklassigen und stimmungsvollen 2:1-Hinspielsieg im eigenen Stadion reichte im Rückspiel ein 1:1-Unentschieden fürs Weiterkommen. Die Sensation war perfekt, nach 19 Jahren Europapokalabstinenz kehrt Hannover zurück auf die große Fußballbühne und ist mittlerweile mehr als nur eine Überraschung.
Abdellaoue jubelt mit Rausch
Neun A-Nationalspieler und zwei U21-Auswahlspieler im Lizenzspielerkader sprechen eine deutliche Sprache. Sportdirektor Jörg Schmadtke und Trainer Mirko Slomka hielten die Erfolgsmannschaft aus der vergangenen Runde zusammen. Spieler wir Abdellaoue, Ya Konan, Zieler, Schmiedebach oder Rausch konnten trotz gesteigerten Interesses anderer Klubs gehalten werden. Dazu wurde das Team um einen scheinbar inzwischen verletzungsfreien Christian Pander vom FC Schalke 04, einem talentierten Angreifer namens Artur Sobiech (Polonia Warschau), einem defensiven Mittelfeldspieler namens Henning Hauger (Stabaek IF) und einem weiteren Talent vom SV Ried, Daniel Royer, verstärkt.
Neu-Nationalspieler Ron-Robert Zieler
Musste Mirko Slomka in den ersten Spielen noch auf Didier Ya Konan, seinen Toptorschützen der vergangenen Saison (14 Tore), aus Verletzungsgründen verzichten, kann er momentan nahezu aus dem Vollen schöpfen. Doch auch während der Abwesenheit des Nationalspielers der Elfenbeinküste funktionierte die Offensive der Hannoveraner bestens. Angetrieben von den Mittelfeldspielern Rausch, Stindl, Schmiedebach und Sergio Pinto traten Abdellaoue und Jan Schlaudraff als Torschützen in Erscheinung. In der Abwehr sorgt das Innenverteidiger-Duo Karim Haggui und Emanuel Pogatetz mithilfe der beiden Außenverteidiger Christian Schulz und Kapitän Steven Cherundolo für Ordnung vor dem Kasten des Neu-Nationalspielers Ron-Robert Zieler.
Überraschen kann diese Mannschaft jedenfalls keinen mehr, schon gar nicht mit ihrer beste Waffe, dem überfallartigen Angreifen nach Balleroberung. Auch darauf wird Bruno Labadia seine Mannschaft am Samstag mit Sicherheit vorbereiten.
So könnte Hannover spielen:
Zieler – Cherundolo, Pogatetz, Haggui, Schulz – Stindl, Schmiedebach, Pinto, Rausch – Ya Konan, Abdellaoue