Sergio Pinto mit Übersicht am Ball
Mittelfeldmotor und Führungsspieler
Seit der vergangenen Saison dreht es sich bei der Berichterstattung über Hannover 96 regelmäßig um die Offensivspieler Mohammed Abdellaoue, Didier Ya Konan, Jan Schlaudraff oder Konstantin Rausch. Ab und zu wird auch der Neu-Nationalspieler und sichere Rückhalt im Tor der Niedersachsen, Ron-Robert Zieler, erwähnt, doch ein Name fällt im Zusammenhang mit dem Tabellenvierten der Spielzeit 2010/2011 eher seltener: Sergio Pinto.
Dabei ist der gebürtige Portugiese seit Monaten in bestechender Form, wenn nicht sogar in der Form seines Lebens. Doch diese Formulierung hört der 30-Jährige nicht besonders gern, wie er www.vfb.de im Gespräch verrät: "Das ist ein Begriff, den ich nicht so mag. Ich lasse mir gerne noch Luft nach oben. Die Mannschaft zeigt konstant gute Leistungen und hält ein sehr hohes Niveau. Dies ist nur möglich, wenn jeder einzelne Spieler Höchstleistungen bringt. Aber ich merke natürlich, dass ich einfach gut drauf bin und auch von meiner Erfahrung aus den vergangenen Jahren profitiere. Erfahrungen, die ich vor fünf, sechs Jahren noch gar nicht haben konnte."
Über den TuS Haltern zum FC Schalke 04
Als jüngerer Spieler galt Pinto oftmals als Heißsporn, der keinem Zweikampf aus dem Weg ging, gerne auch mal das Verbalduell mit Gegner und Schiedsrichter suchte und aufgrund seiner harten Gangart von so manch Kontrahenten gemieden wurde.
Nach dem Umzug seiner Eltern von Portugal nach Deutschland - Pinto war damals zwölf Jahre alt - fand er den Weg über den TuS Haltern zum FC Schalke 04, wo er sich im Sommer 2004 mangels Perspektive zu einem Wechsel zu Alemannia Aachen entschied. Nach und nach etablierte er sich als Stammspieler auf dem Flügel, stieg mit Aachen in die Bundesliga auf und suchte ab 2007 schließlich sein Glück in Hannover.
Sergio Pinto ist ein guter Distanzschütze
So richtig bergauf ging es aber erst, als der Verein Mirko Slomka als Trainer einstellte. Mittlerweile als Abräumer vor der Abwehr und Antreiber im Mittelfeld hat Pinto seine Position gefunden, in der er all seine Stärken einbringen kann: Aggressivität, Technik, Übersicht und einen guten Schuss. Mit Slomka kam jedoch das entscheidende Etwas hinzu, dass der Trainer der gesamten Mannschaft einflößt: ein gesundes Maß an Selbstvertrauen und eine klare Spielphilosophie. "Mirko Slomka ist ein Trainer, der hervorragend mit uns arbeitet. Das Training ist sehr variabel, außerdem stimmt er uns auf die Einheiten und die Spiele immer sehr gut ein. Er gibt die Richtung vor. Dass wir als Mannschaft uns richtig gut verstehen und auf und neben dem Platz eine echte Einheit sind, trägt natürlich erheblich mit zu diesem Erfolg bei. Zwischen uns und dem Trainer, das ist mein Eindruck, passt es eben", so Pinto über das Verhältnis zwischen Team und Coach.
"Wir haben ein sehr gutes Umschaltspiel"
Dass es passt, sah man auch in den beiden Play-off-Spielen in der UEFA Europa League gegen den FC Sevilla, als Hannover doch überraschend in die Gruppenphase einzog. Trotz dieses Erfolgs hebt in Hannover aber keiner ab. "Wir sind zufrieden, dass wir Sevilla ausgeschaltet haben und nun in der Gruppenphase sind. In zwei Spielen hat das top gesetzte Team der Europa League uns nicht schlagen können. Ich meine, dass spricht für uns", so Pinto, der noch kein Länderspiel, weder für Portugal noch für Deutschland, bestritten hat. Dabei ist ein Mittelfeldmotor im Stile eines Sergio Pinto für jede Mannschaft ein Gewinn.
Aber: "Das ist momentan nicht mein Thema, die Frage stellt sich nicht", sagt Pinto, der lieber über das von Slomka eingeführte Spielsystem spricht, das jedem Gegner Sorgenfalten bereitet - und natürlich über die Partie am Samstag gegen den VfB in der Mercedes-Benz Arena: "Wir haben ein sehr gutes Umschaltspiel. Mit unseren schnellen Spielern haben wir da hohe Qualität. Ich mag nicht so viel über Taktik spekulieren, weil jedes Spiel ja auch anders ist. Ich erwarte am Samstag ein enges Spiel, das möglicherweise durch Kleinigkeiten entschieden wird."