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2011, 9. September 2011
News, 09.09.2011

Wie alles begann

Am heutigen Freitag vor 118 Jahren wurde der FV 1893 Stuttgart aus der Taufe gehoben. Aus diesem Grund blickt www.vfb.de auf die Pionierzeit des Fußballsports in Stuttgart zurück.

Im Jahr 1893 war Württemberg noch eine Monarchie. In Stuttgart residierte der beim Volk geschätzte König Wilhelm II. von Württemberg im Neuen Schloss. Das Fußballspiel war noch weit davon entfernt des Deutschen liebstes Kind zu werden. Dafür erfreute sich aber Rugby einer wachsenden Beliebtheit. Und so gründeten 20 junge Sportler am 9. September den Fußballverein 1893 Stuttgart. Nicht wie man meinen mag in Bad Cannstatt, sondern in Stuttgart-Mitte, genauer gesagt im Gasthaus "Zum Becher".

In den Folgejahren wurde neben dem Rugby-Ei auch immer häufiger gegen das runde Leder getreten und durch die Vereinsfusion mit dem Kronen-Club Cannstatt zum VfB Stuttgart 1893 e.V. im Jahre 1912 wurde der Fußball endgültig die Sportart Nummer eins der von diesem Moment an Weiß-Roten.

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Philipp Heineken, der große Pionier des VfB Stuttgart und in weiten Kreisen geschätzte Sport-Schriftsteller der Gründerzeit gibt in seinen „Erinnerungen an den Cannstatter Fußball-Club“ (herausgegeben im Jahr 1930) ein Stimmungsbild der Fußballbewegung der frühen 90er Jahre des 19. Jahrhunderts.

Die Historische Abteilung des VfB präsentiert auf www.vfb.de einen Auszug hieraus:


Frühe Verhältnisse


Querlatten für die Male (Tore) waren unbekannt und durch weiße Bänder ersetzt, die erst später bei den Wettspielen zerlegbaren Latten wichen. Die schon wurmstichig gewordenen  Malstangen (Torpfosten) selbst stammten als geheiligstes Erbstück noch aus alten Zeiten (70er, 80er Jahre) und wurden lange vor unserer Zeit in dem Kapff’schen Pensionat, dann im Hofe unseres nahe beim Wasen gelegenen Hauses aufbewahrt. In der ersten Zeit gab das Tragen der Stangen im Triumphe zum und vom Spielfeld durch die Straßen der Stadt ein großes Gaudium für die Gassenjungen und einen Grund für die Spießbürger über ‚die verrückten Rindviecher von Fußballspielern’ loszuziehen. Da sich niemand freiwillig  für diesen Transport hergab, musste sich jeder der Reihe nach daran beteiligen.

 Die gleiche Aufregung entstand, wenn ein Teil der Spieler in ihren Sportanzügen durch die Straße wandelte, ehe ein regelrechter Auskleideraum, zuerst im Schützenhaus  und dann später auf dem eigenen Grundstück neben dem Sauerbrunnen, Gelegenheit zum Wechseln der Kleider gab. Nach dem am Anfang des Wasens gelegenen Brunnen mit dem besten Wasser von den vielen  im Cannstatter Talbecken aufsteigenden, eisenhaltigen Mineralsprudeln, an welchen die Römer bereits ihre Badeanstalten errichteten, pilgerten an warmen Sommerabenden, wie zu biblischen Zeiten und noch heute  auf den Dörfern üblich, Männlein und Weiblein, um ihre Krüge und Flaschen  für den Hausbedarf zu füllen und dem unvermeidlichen Klatsche zu obliegen. Dieses köstliche Nass des Sauerbrunnens, der nie versiegenden und das ganze Jahr seine gleiche Temperatur beibehaltende Quelle, wie oft hat sie unsere durstigen Kehlen nach einem anstrengenden Spiel gelabt und den müden Leib erquickt! Noch heute sehe ich mich im Geiste  wieder über den aus dem Boden springenden Strahl gebeugt und, wie schon viele tausend Male bevor, das prickelnde  Mineralwasser in langen Zügen mit Behagen einschlürfen... Ich erwähnte eben die Gassenjungen, für sie bildete ein Fußballspiel stets ein großes Fest, dem sie als unsere begeistertsten Zuschauer anzuwohnen nicht versäumten. Sie wickelten aus alten Lumpen ein  nach einem Fußball aussehendes Spielgerät zusammen und spielten unter sich das uns mit allen Feinheiten bezüglich der Spielregeln abgelauschte Rugby-Fußball, bei welchem wir wieder die höchst vergnügten Zuschauer und Kritiker bildeten. Wie wir Alten warfen auch sie mit den englischen Spielausdrücken um sich und entwickelten einen Eifer, der sehen ließ, dass sie mit allem Ernste bei der Sache waren.