Bei der Wahl des Interviewpartners vor dem Derby gegen den SC Freiburg fiel die Wahl ziemlich schnell auf Julian Schuster, schließlich kennt der Mittelfeldspieler, der in Bietigheim-Bissingen zur Welt kam, beide Vereine bestens. Seine Profikarriere begann der 26-Jährige Standardspezialist in der zweiten Mannschaft des VfB, und auch sein Bundesligadebüt gab Schuster im Trikot mit dem roten Brustring.
Den Durchbruch als Profifußballer schaffte der Cousin von VfB II Innenverteidiger Benedikt Röcker schließlich aber beim SC Freiburg, wo er mittlerweile eine feste Größe im defensiven Mittelfeld ist. Im Gespräch mit www.vfb.de spricht Julian Schuster über die 0:7-Klatsche gegen den FC Bayern, die Freiburger Saisonziele, über SC-Topstürmer Papiss Demba Cisse und natürlich über das Derby am Freitagabend im badenova-Stadion.
Hallo Julian, wie seid ihr in den Tagen nach der 0:7-Klatsche gegen Bayern umgegangen, habt ihr sie ausgiebig analysiert oder abgehakt und schnell wieder vergessen?
Julian Schuster: "Schnell vergessen werden wir sie sicher nicht. Die Analyse setzt bei uns nicht nur voraus, dass man sich die Spielszenen vor Augen führt, sondern sie auch selbstkritisch bewertet. Das ist dann auch die wichtigste Voraussetzung, dass wir jetzt ans Abhaken gehen und uns voll aufs Spiel gegen den VfB konzentrieren."
Der SC zeigt in dieser Saison bislang zwei Gesichter, entweder es hagelt viele Gegentore wie in Bremen oder in München oder es wird Kombinationsfußball gespielt wie beim 3:0 gegen den VfL Wolfsburg. Wie schätzt du eure derzeitige Verfassung ein?
Julian Schuster: "Wir wissen, wo wir uns gesteigert haben seit Saisonbeginn und da war das Spiel in Bremen sicherlich eine andere Partie als die Klatsche bei den Bayern. Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind, der jetzt nicht plötzlich abbricht."
Nach fünf Spieltagen, einem Sieg, einem Unentschieden und drei Niederlagen ist Freiburg zurzeit 14. der Tabelle. Wo geht die Reise deiner Meinung nach hin in dieser Saison?
Julian Schuster: "Das Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt, alles, was darüber hinaus geht, freut uns, ist aber nicht zwingend zu erwarten. Wir wissen, dass wir in jedem Spiel 100 Prozent geben müssen, um mithalten zu können gegen oft sehr große Gegner."
Bis zum 31. August wurde in den Medien heftig über Papiss Demba Cisse und einen möglichen Wechsel des Freiburger Toptorjägers diskutiert und spekuliert. Wie froh seid ihr als Mannschaftskameraden, dass er nun doch noch für den SC auf Torejagd geht?
Julian Schuster: "Wir freuen uns natürlich sehr, dass er dabei bleibt, so ein Spieler schmückt wohl jedes Team der Bundesliga. Und er weiß, dass wir ihn unterstützen bei seiner Torejagd, denn auch der Ausnahmespieler braucht im Fußball immer ein Team."
Du kommst aus der Nähe von Stuttgart und hast bis 2008 für den VfB gespielt, ist das Baden-Württemberg-Derby gegen den VfB deshalb für dich ein besonderes Spiel?
Julian Schuster: "Die Antwort könnt Ihr Euch vermutlich denken: Es ist natürlich ein Spiel mit großer Aufmerksamkeit im Ländle und in meinem Umfeld, mit Spannung, noch dazu eine Partie unter Flutlicht und gegen den Ex-Verein. Ja, dieses Spiel ist etwas Besonderes."
Dein Cousin, Benedikt Röcker, spielt beim VfB II. Wirst du in der Woche vor dem Derby mit ihm telefonieren und dir Tipps fürs Derby holen?
Julian Schuster: "Nein, er kann von mir keine Tipps erwarten und ich will von ihm auch keine. Am Freitag sind der SC und der VfB Konkurrenten um drei Punkte, da sprechen wir höchstens privat."
Wenn du für Freitag das Drehbuch schreiben dürftest, wie sähe der Ablauf des Spiels aus?
Julian Schuster: "Ein Drehbuch würde heißen, dass man mit einer Dramaturgie arbeitet, die es für die Fans beider Teams aufregend macht und ihnen Hochs und Tiefs beschert. Wir als SC wären aber eher mit einem Ablauf zufrieden, wie wir ihn gegen Wolfsburg erlebt haben, logisch."