Insgesamt rund 5.000 Kilometer haben die Spieler von Bayer Leverkusen, am Sonntagnachmittag Gastgeber des VfB, innerhalb weniger Tage zurückgelegt. Schließlich stand am Donnerstag das Hinspiel im Sechzehntelfinale der UEFA Europa League beim FC Metalist Kharkiv auf dem Programm, der etwa 2.400 Kilometer von Leverkusen entfernt liegenden zweitgrößten Stadt der Ukraine. Das Hinspiel endete 4:0 für Leverkusen, was die Auswärtsstärke der "Werkself" untermauert. In der Bundesliga gewann Bayer in elf Spielen auf fremden Platz acht Mal. In der heimischen BayArena ist diese Bilanz dahingegen nicht so gut. Vier Siege, vier Unentschieden und drei Niederlagen stehen bis dato zu Buche. Trotz der Heimschwäche steht der DFB-Pokalsieger von 1993 zurzeit auf dem zweiten Tabellenplatz und zeigte in dieser Spielzeit phasenweise attraktiven Offensivfußball. Das musste auch die Frankfurter Eintracht am vergangenen Wochenende anerkennen, als die Hessen im eigenen Stadion teilweise an die Wand gespielt wurden. Am Ende hieß es 3:0 für B04. Die Tore für die Rheinländer erzielten mit Simo Rolfes, Renato Augusto und Hanno Balitsch ausnahmslos Mittelfeldspieler.
Überangebot an guten Spielern auf der zentralen Position im Mittelfeld
Ohnehin verfügt Bayer Leverkusen über einen Kader, der durch Qualität statt durch Quantität besticht. Dabei ist vor allem das torgefährliche und überaus stark besetzte Mittelfeld zu nennen. Von den in dieser Bundesliga-Spielzeit geschossenen 44 Toren gehen insgesamt 28 Treffer auf das Konto von Mittelfeldspielern. Die Stürmer Stefan Kießling (zwei Tore), Eren Derdiyok (drei Tore) und Nicolai Jörgensen (torlos) hielten sich bis dato zurück. Der erfolgreichste Angreifer der Leverkusener in der bisherigen Runde, Patrick Helmes (fünf Tore), verließ den Verein im Winter in Richtung VfL Wolfsburg, womit der Kader nochmals kleiner wurde. Auffallend bei Leverkusen ist, dass nahezu jeder Spieler bei Jupp Heynckes eine wichtige Rolle spielt. Von 18 Feldspielern gibt es nur einen Akteur, Domagoj Vida, der noch kein Spiel absolviert hat. Alle anderen haben mindestens sechs Partien bestritten. Dabei ist Michael Ballack, der im Sommer vom FC Chelsea nach Leverkusen kam, derjenige, der die wenigsten Einsätze vorzuweisen hat. Das liegt zum einen an seiner langwierigen Verletzung, zum anderen aber auch am Überangebot guter Spieler auf der zentralen Position im Mittelfeld.
Gesetzt ist der chilenische Nationalspieler Arturo Vidal, der mit neun Treffern auch bester Torschütze seiner Mannschaft ist. Daneben hat sich Kapitän Simon Rolfes nach langer Verletzungspause seinen Stammplatz zurückerobert. Alternativen für die Position neben Vidal sind auch Lars Bender und Stefan Reinartz, der als Defensivallrounder jedoch ohnehin variabel einsetzbar ist. Obwohl dem Trainer Jupp Heynckes im Vergleich mit anderen Bundesligisten relativ wenige Spieler zur Verfügung stehen, kann er Ausfälle nahezu ohne Qualitätsverlust kompensieren. Zuletzt erwischte es Tranquillo Barnetta, der am Meniskus operiert wurde. Anstelle des Schweizer Nationalspielers wirbelten beispielsweise Sidney Sam oder Renato Augusto auf den Außenpositionen. Zuletzt entdeckte auch der etatmäßige Rechtsverteidiger Gonzalo Castro ungeahnte Offensivqualitäten, weshalb der deutsche Nationalspieler anstelle von Barnetta im Mittelfeld zurzeit gesetzt scheint. Vor der Bank ist in Leverkusen kein Spieler sicher, bis auf Torwart Rene Adler und eben besagtem Arturo Vidal. In Frankfurt fand sich beispielsweise Stefan Kießling plötzlich auf der Ersatzbank wieder, das Ergebnis gibt dem Trainer jedoch Recht. Der VfB muss sich am Sonntag auf einen spiel- und konterstarken Gegner einstellen, der allerdings auch Schwächen im eigenen Stadion offenbarte, wenn er das Spiel machen musste. Bleibt zu hoffen, dass die Mannschaft von Bruno Labbadia nach ihrem ersten Auswärtssieg der Saison in Mönchengladbach auch in Leverkusen punkten kann.
So könnte Bayer Leverkusen gegen den VfB spielen:
Adler – Schwaab, Reinartz, Hyypiä, Kadlec – Augusto, Rolfes, Vidal, Castro, Sam - Derdiyok