Vor rund drei Wochen, am 16. Februar, strahlte die Fußball-Sonne noch über dem FC St. Pauli, am Sonntagnachmittag Gastgeber des VfB. Im Nachholspiel besiegte man den großen Rivalen Hamburger SV in dessen Arena mit 1:0. Es war der damals dritte Sieg in Folge, und nach den beiden Unentschieden zum Rückrundenauftakt sah man sich an der Alster auf dem besten Weg, den Klassenerhalt schon früh unter Dach und Fach zu bringen. Jedoch wartet die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski seit dem umjubelten Erfolg beim HSV auf einen weiteren Punktgewinn.
Drei Spiele in Folge gingen verloren. Zunächst musste man sich in Dortmund mit 0:2 geschlagen geben, anschließend unterlag der Kiezklub im eigenen Stadion Hannover 96 mit 0:1. Und am Wochenende folgte der Tiefpunkt beim 1. FC Nürnberg: 0:5 hieß es am Ende der Partie, und die Paulianer waren restlos bedient. „Wir fühlen uns wie ein Boxer, der voll einen auf die Fresse bekommen hat und am Boden liegt“, sagte Verteidiger Ralph Gunesch unverblümt.
Matthias Lehmann sah die fünfte gelbe Karte und fehlt somit gegen den VfB
Zur höchsten Saisonniederlage des Aufsteigers kamen zwei weitere Nackenschläge hinzu. Innenverteidiger Carlos Zambrano zog sich einen Sehnenbandabriss im rechten Oberschenkel zu und fällt voraussichtlich bis zum Saisonende aus. Matthias Lehmann sah die fünfte gelbe Karte und fehlt somit gegen den VfB. Dass die Begegnung gegen die Mannschaft von Bruno Labbadia ein richtungsweisendes Spiel für die Hamburger ist, verdeutlicht der Blick auf die Tabelle. Zwar steht St. Pauli noch auf dem 13. Tabellenplatz, hat aber nur noch drei Punkte Vorsprung auf den VfB, der Relegationsplatz 16 belegt. Sie sind also wieder mitten drin im Kampf um den Klassenerhalt, die Kicker vom Millerntor.
Dass dem Trainer nahezu die komplette Stamm-Abwehr ausfällt, bietet dabei wenig Grund, in Optimismus zu verfallen. Neben Zambrano muss der Fußballlehrer auch auf Kapitän Fabio Morena (Ermüdungsbruch im Fuß), Linksverteidiger Bastian Oczipka (Knöchelbruch) und Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach (Beschwerden an der Patellasehne im Knie) verzichten. Florian Lechner kehrte nach seiner schweren Fußprellung zurück ins Mannschaftstraining, ein Einsatz am Sonntag wird aber voraussichtlich noch zu früh kommen. Bleiben Gunesch, Markus Thorandt und Marcel Eger für die Innenverteidigung und Moritz Volz sowie Jan-Philipp Kala für die Positionen auf der Außenbahn.
Positive Nachrichten gab es hingegen von der Offensivabteilung um den Toptorschützen der Norddeutschen, Gerald Asamoah (sechs Tore), der gegen Nürnberg ausfiel. Der ehemalige Schalker hat seinen grippalen Infekt auskuriert und kehrte ins Mannschaftstraining zurück. Durch ihn erhofft sich Holger Stanislawski wieder mehr Durchschlagskraft im Angriff, schließlich blieb man in den letzten drei Spielen ohne eigenen Treffer. Um wieder in die Erfolgsspur zu kommen, wird der FC St. Pauli versuchen, zu den Tugenden zurückzufinden, die den Klub zu Beginn der Rückrunde ausgemacht haben. „Unsere Stärke war immer Geschlossenheit. Die werden wir in den nächsten Wochen wieder beweisen“, hofft Ralph Gunesch.
So könnte St. Pauli spielen:
Kessler – Kalla, Gunesch, Eger, Thorandt – Bartels, Daube, Boll, Hennings – Asamoah, Ebbers