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VfBfairplay, 29. April 2022

Ökonomie, Ökologie, Soziales

Wer im Internet bei der Google-Suche das Wort „Nachhaltigkeit“ eingibt, kann aus mehr als 70 Millionen Treffern auswählen. Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch was steckt dahinter und was bedeutet Nachhaltigkeit vor allem für einen Fußballclub wie den VfB Stuttgart?

Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility, Verantwortung – drei unterschiedliche Begriffe, bei denen es im Kern um dasselbe geht. Die Europäische Kommission definierte 2011 Nachhaltigkeit als „die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“. Damit Unternehmen ihrer Verantwortung in vollem Umfang gerecht werden, können sie auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit setzen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Alle drei Säulen sind dabei gleichgewichtet und gleichrangig, wobei sich die verschiedenen Ziele gegenseitig bedingen.

Die soziale Dimension war lange Zeit der Schwerpunkt des VfB-Engagements. Der verstorbene Ehrenpräsident des VfB Stuttgart, Gerhard Mayer-Vorfelder, setzte 1993 ein wichtiges Zeichen und

machte sich für den Bau der Kinderkrebs-Nachsorgeklinik Tannheim stark. Er rief zu einer großen Spendenaktion unter den VfBlern auf. Mit Erfolg. 1997 wurde sowohl die Nachsorgeklinik eingeweiht als auch das VfB-Haus (Junge Reha). Seither besteht diese Partnerschaft, zu der regelmäßige Besuche der Profis gehören. Weitere Projekte, wie das Präventionsprojekt „Mit Spaß und Spiel gegen Drogen und Gewalt“, die Unterstützung der Kinderkrebsstation im Stuttgarter Olgahospital und „Barrierefrei in der Mercedes-Benz Arena“ kamen in den folgenden Jahren dazu.

Mit der Einführung des neuen Leitbilds im Jahr 2014 nahm auch die Professionalisierung des gesellschaftlichen Engagements Fahrt auf. „Vorbild für andere“ wurde als einer der Werte in das Leitbild des VfB integriert: „Der VfB ist ein sympathischer Typ“, heißt es in der entsprechenden Positionierung. „Nicht immer fehlerfrei, aber stets sich selbst treu. Er zeigt Charakter und übernimmt Verantwortung. Er zeigt sich gerne persönlich sozial engagiert. Und er zeigt allen, wie man auch in Sachen Anstand und Verlässlichkeit mit gutem Beispiel voran geht.“

In dessen Folge entstand „VfBfairplay“, bis heute die Dachmarke für das ganzheitliche gesellschaftspolitische Engagement des VfB. In Kooperation mit der Bürgerstiftung Stuttgart wurde wenig später zudem der VfBfairplay-Fonds eingerichtet, um die dauerhafte finanzielle Förderung der VfBfairplay-Projekte gewährleisten zu können.

Was in großen Wirtschaftsunternehmen in der Regel schon praktiziert wurde, Nachhaltigkeit ganzheitlich sowie strategisch zu denken und leben, steckte beim VfB noch in den Kinderschuhen. Es wurden unterschiedliche Themen umgesetzt, vom kostenlosen Personennahverkehrsticket an Heimspieltagen, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Nachwuchsleistungszentrums, ein biologisch abbaubares VfB-Tütle im VfB-Fanshop sowie erste Teile einer nachhaltig produzierten Fankollektion. Jedes Thema stand allerdings für sich. In der Bundesliga waren zu diesem Zeitpunkt nur wenige Clubs auf dem ganzheitlichen, strategischen Weg in Sachen Nachhaltigkeit unterwegs, was sich in den kommenden Jahren ändern sollte. Aus den verschiedenen Themen-Inseln sollte beim Club aus Cannstatt nun

eine große Insel entstehen, bei der alle ein Ziel verfolgten: den VfB Stuttgart zu einem nachhaltigen Fußballclub zu machen, der seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung als Vorbild der Region in vollem Umfang gerecht wird.

Der Schlüssel dazu war das Mitwirken des VfB Stuttgart am Nachhaltigkeitsstandard sustain-Club. In einer Pilotphase mit sechs Profi-Fußballvereinen wurde dieser CSR/Nachhaltigkeitsstandard gemeinsam mit der unabhängigen Expertenorganisation DEKRA in einem Prozess von Mitte 2020 an überarbeitet und angepasst. sustainClub stellt als erstes Label für CSR/Nachhaltigkeit im Profisport ein Rahmenwerk und Managementsystem bereit, um Nachhaltigkeit systematisch und dauerhaft im Club zu integrieren. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökonomie, Ökologie und Soziales) werden in einem Kriterienkatalog mit 194 Bewertungsfragen evaluiert und analysiert. Innerhalb der Hauptkategorien des Kriterienkatalogs werden die einzelnen Bewertungsfragen so definiert, dass sie die international anerkannten Standards (UNGC, GRI, SDGs) abdecken.

Mit Beginn der Zertifizierung war eine umfangreiche Datensammlung beim VfB notwendig, die über alle Direktionen hinweg lief und nochmals verdeutlichte, dass Nachhaltigkeit die Aufgabe aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen ist. Die Ergebnisse des ersten Audits im Herbst 2021 zeigten, dass viele Maßnahmen in der Vergangenheit auf ein nachhaltiges Handeln des VfB eingezahlt haben. Mit einer Gesamtpunktzahl von 119 von 194 möglichen Punkten hat der VfB Stuttgart bei der Zertifizierung die silberne sustainClub-Auszeichnung erhalten. Insgesamt wurden im Themenblock Soziales 76 Prozent der Kriterien, in der Säule Ökonomie 61 Prozent und in der Säule Ökologie 48 Prozent erfüllt.

Auf Basis dieser Ergebnisse geht es seither Schritt für Schritt weiter. Der erste Nachhaltigkeitsbericht ist ebenso in Arbeit wie die Berechnung des ersten so genannten Corporate Carbon Footprint – so werden die verschiedenen Emissionen des VfB ermittelt und eine Umwelt- und Klimastrategie für den VfB Stuttgart angeleitet. Diese ist auch von Bedeutung, um einen Teil zum Pariser Klimaabkommen von 2015 beitragen zu können. Das globale Ziel der Staaten ist es, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter im Idealfall auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Im Zuge der strategischen Ausrichtung des VfB für die kommenden Jahre wurde in den vergangenen Monaten die Werte-Definition nochmals geschärft. Nachhaltigkeit wurde in die Unternehmensstrategie eingegliedert. Damit wurde ein weiterer elementarer Meilenstein gesetzt und ein klares Bekenntnis der Club-Führung abgegeben. Dies haben im Dezember 2021 auch alle anderen Profifußballvereine der Bundesliga und 2. Liga bei der DFL-Mitgliederversammlung getan und einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass Nachhaltigkeitskriterien künftig verpflichtend in der Lizenzierungsordnung aufgenommen werden. Erstmals werden die Kriterien für die Lizenzierung der Saison 2023/2024 geprüft.

Für den VfB Stuttgart bedeutet dies, kontinuierlich das Lernen der Organisation zu fördern und mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der ökonomischen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit zu arbeiten und die relevanten Zielgruppen in einem regelmäßigen Austausch mit einzubinden. Das bedeutet auch: Mitglieder und Fans für das Thema zu begeistern und auf dem Weg zu einem Club einzubeziehen, der seiner Verantwortung voll gerecht wird. Auf und neben dem Platz.