Der neue Modus in der UEFA Champions League, der UEFA Europa League sowie der UEFA Conference League ist in seiner erst zweiten Saison und liefert schon jetzt, was sich viele von ihm versprochen haben: deutlich mehr Spannung. Die Gruppenphasen mit zum Teil einseitigen Duellen gehören inzwischen der Vergangenheit an – statt Hin- und Rückspielen gegen drei Teams gibt es nun acht Partien gegen verschiedene und zum Teil sehr reizvolle Gegner.
Ein solcher ist auch Feyenoord Rotterdam, das am Donnerstag, um 21 Uhr, live bei RTL, im VfB Radio und im VfB Liveticker, in der MHP Arena gastiert. Wohl nur die wenigsten Experten hätten vor Beginn der UEFA Europa League vorhergesagt, dass damit am vierten Spieltag der Tabellen-29. den 25. empfängt. Sowohl für die Niederländer als auch für das Team von Cheftrainer Sebastian Hoeneß verlief der Start in den Wettbewerb mit je einem Sieg aus den drei ersten Spielen nicht nach Plan. Deshalb möchten die Mannen mit dem roten Brustring nach dem Auftaktsieg gegen Celta de Vigo (2:1) und den beiden jüngsten Niederlagen in Basel (0:2) und bei Fenerbahce Istanbul (0:1) zu Hause vor den eigenen Fans unbedingt nachlegen und einen „Dreier“ einfahren.
Startschwierigkeiten nach großem Aderlass
Den benötigt allerdings auch die Mannschaft von Rotterdam-Coach Robin van Persie, die gegen Braga (0:1) und Aston Villa (0:2) jeweils den Kürzeren zog und zuletzt Panathinaikos mit 3:1 besiegte. Der einstige Weltklasse-Angreifer, der als Aktiver fast 300 Premier-League-Spiele für den FC Arsenal und Manchester United absolvierte, ist seit März Cheftrainer beim aktuellen Spitzenreiter der „Eredivisie“. Und obwohl das Topspiel vor einer Woche gegen die PSV Eindhoven knapp mit 2:3 verloren ging, mischt Feyenoord in dieser Saison wieder ganz oben mit, was alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.
Gerade mal etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass die Rot-Weiß-Schwarzen ihre 16. nationale Meisterschaft gewannen. Doch Erfolg weckt bekanntlich Begehrlichkeiten und somit begann mit dem großen Erfolg auch der Ausverkauf in Rotterdam. Erfolgscoach Arne Slot ging in die Premier League zum FC Liverpool und mit ihm gleich noch die halbe Mannschaft. Unmittelbar nach der Meisterschaft verabschiedete sich mit Mittelfeldspieler Orkun Kökcü eine der tragenden Säulen, ein Jahr später folgten unter anderem der Ex-Leipziger Lutsharel Geertruida, Mats Wieffer und Santiago Gimenez. Und in diesem Sommer verließen schließlich noch Quilindschy Hartman, Antoni Milambo, Dávid Hancko und Igor Paixao den Club. Der Verkauf dieser Leistungsträger brachte Feyenoord zwar Transfereinnahmen von satten 200 Millionen Euro ein, hinterließ allerdings auch diverse Lücken im Team, die nun andere unter Robin van Persie schließen müssen. Beispielsweise Rechtsverteidiger Givairo Read oder Linksaußen Leo Sauer, beide gerade mal 19 Jahre jung. Sie stehen für die nächste Generation, die „De Club aan de Maas“ ausbildet, weiterentwickelt und auf Sicht wieder für viel Geld an die Konkurrenz in ganz Europa verkaufen will. Denn die Einnahmen übersteigen in jedem Jahr bei Feyenoord die Ausgaben.
Früherer Schalke-Jugendspieler hütet das Tor
Wenn Geld für Neuzugänge in die Hand genommen wird, dann mit Bedacht, wie im vergangenen Sommer beispielsweise für Mittelfeldspieler Sem Steijn, den man von Twente Enschede loseiste und der gleich zum Mannschaftskapitän und Fixpunkt wurde. Im 4-2-3-1-System der Rotterdamer gesetzt ist auch der Ex-Schalker Timon Wellenreuther. Er verdrängte Ex-Nationalkeeper Justin Bijlow im Tor und ist zu einer festen Größe geworden. In der Viererkette dürften Jungstar Read, der Japaner Tsuyoshi Watanabe, der bosnische Auswahlspieler Anel Ahmedhodzic und der Australier Jordan Bos oder Routinier Gijs Smal erste Wahl sein. Im Mittelfeld streiten sich unterdessen mit Steijn, Nationalspieler Quinten Timber, dem Marokkaner Oussama Targhalline und Luciano Valente gleich mehrere Hochkaräter um die drei freien Plätze. Und auch in vorderster Front hat Robin van Persie mehrere hochklassige Optionen. Am wahrscheinlichsten dürfte es sein, dass der Slowake Leo Sauer über links und Algeriens A-Nationalspieler Anis Hadj Moussa, ein dribbelstarker Linksfuß, über rechts kommt und der Japaner Ayase Ueda, Doppeltorschütze beim jüngsten 3:1-Erfolg gegen Volendam, das Zentrum besetzt.
Und auf Sicht kann Robin van Persie dann vermutlich auch irgendwann noch auf Qualität aus der eigenen Familie zurückgreifen. Sohnemann Shaqueel van Persie spielt nämlich in der U21 von Feyenoord und könnte in Bälde der nächste Jungstar werden, der den Durchbruch bei den Profis anvisiert.