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Profis, 27. Oktober 2021

"Ich gebe immer Gas"

Im Interview mit der stadion aktuell spricht Nikolas Nartey vor dem Pokalduell gegen seinen ehemaligen Verein 1. FC Köln über seine Vergangenheit, Tischtennisduelle mit Chris Führich und seine Rolle beim VfB.

Hallo Niko, welche Gedanken gingen dir durch den Kopf, als uns der 1. FC Köln als Pokalgegner zugelost wurde?

Nartey: „Ich habe mich sehr gefreut. Gegen den ehemaligen Verein zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Ich kenne noch viele Gesichter, freue mich alle wiederzusehen und habe vor allem Lust, gegen sie zu gewinnen.“ (lacht)

Hast du dich mit ehemaligen Kölner Teamkollegen direkt nach dem Los ausgetauscht?

Nartey: „Nein, aber mit meinem jetzigen Teamkollegen Chris Führich, mit dem ich in Köln zusammengespielt habe. Wir haben uns beide gesagt, dass es cool wäre, gegen unseren alten Verein ein Tor zu schießen.“ (lacht)

Der 1. FC Köln war für dich der erste Verein in Deutschland, nachdem du dein Heimatland als 16-Jähriger verlassen hast. Wie war es für dich, in so einem jungen Alter sein Zuhause zu verlassen?

Nartey: „Aller Anfang ist natürlich schwer. Neue Sprache, neue Kultur und weit weg von der Familie. Besonders in der ersten Zeit hat sie mich oft in Köln besucht, um mich zu unterstützen. Im Nachhinein bin ich stolz darauf, dass ich diese Herausforderung in so jungen Jahren gemeistert habe. Es ist gut, wenn man mal seine Komfortzone verlässt. Diese Erfahrungen sind sehr wertvoll im Leben. Sie haben mich stärker gemacht.“

Du warst mit Chris Führich und Darko Churlinov gemeinsam im Internat.

Nartey: „Ja, das war eine lustige Zeit. Im ersten Jahr hatte ich zusammen mit Darko Deutsch-Unterricht. Wer Darko kennt, der weiß, dass er ein lustiger Typ ist. Wir haben sehr viele Späße gemacht. Gerade in meiner Anfangszeit hat er sich sehr um mich gekümmert. Das hat mir sehr geholfen. Mit Chris habe ich mich in so einigen Tischtennis-Matches duelliert. Es kam sogar vor, dass ein Spiel bis zu zwei Stunden dauerte. Der Verlierer musste immer das Essen bezahlen. Die Tradition setzen wir bis heute fort. (lacht) Es ist schon witzig, dass wir uns jetzt über Umwege alle wiedergefunden haben – hier beim VfB. Auch, wenn Darko zurzeit ausgeliehen ist.“

Mit 17 Jahren hast du beim 1. FC Köln in der Bundesliga debütiert. Warst du überrascht, dass es so schnell ging?

Nartey: „Das war zu einer Zeit, in der viele Spieler aus der Profimannschaft verletzt waren. Dadurch haben viele jüngere Spieler ihre Chance erhalten. Es hatte sich also ein wenig angebahnt, dass es mit meinem Debüt klappen könnte. Und der Traum wurde wahr. Von der Tribüne aufs Spielfeld vor 50.000 Zuschauern. Das war der Wahnsinn.“

Wie bist du eigentlich zum Fußball gekommen?

Nartey: „Ich und mein bester Freund haben schon früh in der Schule immer nur Fußball gespielt. Irgendwann wurde ich gefragt, warum ich denn nicht im Verein spiele. Das war meine Erleuchtung, danach habe ich mich angemeldet. (lacht) Wenn du jung bist, willst du einfach nur Spaß am Fußballspielen haben – und den hatte ich.“

Rund 15 Jahre später spielst du beim VfB. Kannst du dich noch daran erinnern, wie der Kontakt zu Stande kam?

Nartey: „Das Interesse vom VfB entstand zu einer Zeit, in der auch ich das Gefühl hatte, dass ein neuer Verein für mich der richtige Schritt wäre. Und dann kam mein Berater auf mich zu und hat mir von dem Interesse erzählt.“

War für dich sofort klar, dass du zum VfB wechseln möchtest?

Nartey: „100 Prozent.“

Dennoch hast du zunächst zwei Saisons leihweise bei Hansa Rostock und beim SC Sandhausen gespielt. War dies rückblickend die richtige Entscheidung für deine Entwicklung?

Nartey: „Ja, denn ich war einfach noch nicht so weit. Es wurde vereinbart, dass ich per Leihe nach Rostock und Sandhausen Spielpraxis sammeln und mich an den Männerfußball gewöhnen soll. Der Plan ist aufgegangen. Es ging dann Schritt für Schritt eine Liga höher.“

Mit Sandhausen hast du in der vergangenen Saison erlebt, was es bedeutet, gegen den Abstieg zu spielen. Am Ende des Tages habt ihr den Klassenerhalt gepackt. Wie lief die Saison für dich persönlich?

Nartey: „Abgesehen von einer zweimonatigen Verletzungspause im Winter habe ich sehr viele Spiele absolviert – auch viele über 90 Minuten. Mir persönlich war es wichtig, die Leihe nicht mit einem negativen Erlebnis zu beenden, sondern mit dem Klassenerhalt abzurunden. Das haben wir zum Glück geschafft. Ich kann mich noch erinnern, wie viel Last uns von den Schultern gefallen ist. Auch solche Erfahrungen sind wertvoll.“

Inzwischen bist du auch Kapitän der U21-Nationalmannschaft von Dänemark. Bei der Europameisterschaft im Sommer hat uns dein Heimatland alle beeindruckt. Steht der dänische Fußball vor einer erfolgreichen Zukunft?

Nartey: „Sowohl die U21 als auch die A-Nationalmannschaft haben sich sehr gut entwickelt. Wir haben viele junge Spieler mit viel Qualität. Daher bin ich davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren eine gute Rolle spielen können.“

Ein Ziel von dir ist sicherlich auch irgendwann selbst für die A-Nationalmannschaft aufzulaufen, oder?

Nartey: „Natürlich ist das ein Traum von mir und meiner Familie. Man muss aber dazu sagen, dass die A-Nationalmannschaft mit Pierre-Emile Höjbjerg und Thomas Delaney auf meiner Position sehr gut besetzt ist. Und mein Fokus liegt ohnehin auf dem VfB. Wenn ich hier Gas gebe, werde ich eines Tages vielleicht für die Nationalmannschaft berufen.“