Einen ähnlichen Blitzstart wie schon im Pokalduell am Dienstag beim Hamburger SV legte das Team von Tim Walter auch fünf Tage später im Heimspiel gegen Dynamo Dresden hin: Nach nicht einmal drei gespielten Minuten führte der VfB dank seines Kapitäns Marc Oliver Kempf, der nach einer Ecke von Philipp Klement eine nahezu identische Szene wie bei seinem ersten Saisontor gegen St. Pauli zur 1:0-Führung nutzte. Bis zur Halbzeitpause spielte die Mannschaft mit dem Brustring weiter dominant und druckvoll nach vorne. In Person des Torschützen (8. Minute) sowie des Vorlagengebers (23. Minute) war das Team von Tim Walter drauf und dran, die frühe Führung auszubauen: Philipp Klement fand per Freistoß erneut Marc Oliver Kempf, der nur knapp verpasste, ehe der Standardexperte selbst mit seinem Schuss an der Latte scheiterte.
Von der 30. bis zur 40. Spielminute trafen dann die beiden Argentinier in der Startelf des VfB gleich dreimal in das Tor der Gäste aus Dresden. Doch sowohl das vermeintliche 2:0 durch Nicolas Gonzalez als auch das vermeintliche 3:0 durch Landsmann Santiago Ascacibar zählten jeweils aufgrund einer Abseitsstellung nicht. Stattdessen stellte Santiago Ascacibar mit seinem ersten Pflichtspieltor für den VfB nach schöner Kombination über Philipp Förster und Orel Mangala in der 38. Minute die verdiente 2:0-Halbzeitführung her. Dass sein Team das Spiel bis zum Seitenwechsel weitgehend im Griff hatte, sah auch Tim Walter so: „Wir haben uns in der ersten Hälfte den Gegner so zurechtgelegt, dass wir in der zweiten Hälfte die Ernte einfahren konnten.“
„Leider ist uns das zunächst nicht gelungen“, merkte der VfB Cheftrainer mit Blick auf den ersten Teil des zweiten Durchgangs kritisch an. Denn rund fünf Minuten nach Wiederanpfiff brachte ein Konter des Dresdner Toptorjägers Moussa Koné die sonst so souverän und spielbestimmend agierende Mannschaft mit dem Brustring aus dem Konzept: Der pfeilschnelle Dynamo-Stürmer kam im Laufduell mit Nathaniel Phillips an der Strafraumgrenze zu Fall, sodass Schiedsrichter Arne Aarnink nach Rücksprache mit dem Videoassistenten und Studium der TV-Bilder in der Review Area auf Foulelfmeter entschied. Der Gefoulte selbst verkürzte nach 51 Minuten mit seinem sechsten Saisontor auf 2:1.
„Ein, zwei brenzlige Situationen“, bevor der Joker Ruhe reinbringt
In der Folge mussten die VfB Profis auf dem Rasen und deren Fans auf den Rängen nach Ansicht von Tim Walter „ein, zwei brenzlige Situationen überleben“ und sich bis in die Schlussphase gedulden, ehe das vorentscheidende 3:1 fiel. Nachdem der VfB es zuvor verpasst hatte, einen von insgesamt 16 Torschüssen zu nutzen, um früher den Sack zuzumachen, war es wieder ein spätes Jokertor, dass die VfB Fans unter den 52.129 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena jubeln ließ: Mit einer sehenswerten Einzelaktion machte Silas Wamangituka wenige Sekunden nach seiner Einwechslung den Deckel drauf und besorgte mit seinem zweiten Treffer innerhalb einer Woche den 3:1-Endstand.
„Mit seinem Speed, seiner physischen Robustheit und seinem starken Eins-gegen-Eins bringt Silas viel Qualität mit. Gestern hat er das Quäntchen Glück gehabt, das ihm zuvor das eine oder andere Mal gefehlt hatte. Das hat nicht nur ihm, sondern auch uns unheimlich gutgetan und Ruhe reingebracht“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat zum gelungenen Kurzeinsatz des 20-Jährigen. Dieser Einschätzung schloss sich auch Tim Walter an, jedoch nicht ohne hinzuzufügen, „dass Silas noch jung ist und gerade in taktischen Dingen natürlich noch dazulernen kann“. Ein Sonderlob hatte sich auch Gonzalo Castro verdient, der wie schon am Dienstag in Hamburg als Linksverteidiger auflief und von allen Akteuren die meisten Ballaktionen (104) verbuchte. „Gonzo ist eine echte Stütze auf dem Platz. Auch wenn er sich in erster Linie natürlich weniger als Linksverteidiger sieht, nimmt er seine Rolle überragend an und geht hervorragend damit um. Das tut der Mannschaft gut“, so Sven Mislintat.
Auch von der Personalfront gab es am Tag nach dem Heimsieg gute Nachrichten: Nicht nur Holger Badstuber, der nach abgesessener Sperre für das Duell am Samstag (13:00 Uhr) in Osnabrück wieder spielberechtigt ist, stand mit den Reservisten auf dem Trainingsplatz. Borna Sosa war erstmals wieder auf dem Rasen und absolvierte eine individuelle Laufeinheit, nachdem sich der kroatische U21-Nationalspieler im Spiel gegen Wehen Wiesbaden vor vier Wochen eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. „Bei Borna wird es besser und besser, aber mit so einer Verletzung muss man vorsichtig umgehen“, bremste Sportdirektor Sven Mislintat allzu optimistische Hoffnungen auf eine schnelle Rückkehr des Linksverteidigers. Dieselbe Vorsicht lassen Tim Walter und sein Trainerteam auch bei Daniel Didavi walten, der nach seinem Muskelbündelriss in der Wade „definitiv bis zur Länderspielpause fehlen wird – womöglich auch länger“.