61 zu 39 Prozent Ballbesitz, 56 zu 43 Prozent gewonnener Zweikämpfe und 88 zu 76 Prozent angekommener Pässe. Beim Blick auf die Spielstatistik könnte der Eindruck entstehen, das Team von VfB Cheftrainer Tim Walter hätte beim Tabellenführer in Hamburg durchaus ein gutes Spiel gemacht. Doch ebenjenes machte sich die Mannschaft mit dem Brustring in den entscheidenden Momenten insbesondere mit individuellen Unzulänglichkeiten zunichte. So konnte am Ende keine Statistik über die deutliche Auswärtsniederlage beim Hamburger SV hinwegtäuschen.
Mit 6:2 ging die Mannschaft von Dieter Hecking im ausverkauften Volksparkstadion als „verdienter Sieger“ vom Platz, wie Tim Walter klar konstatierte und erklärte, warum die Niederlage gegen den mit einem Zähler Vorsprung in das Duell gegangenen HSV so hoch ausfiel: „Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, sind aber auch im Kollektiv nicht gut gestanden. Dadurch haben wir den Gegner eingeladen, Tore zu schießen.“ Und die Hausherren hätten sich kaum kaltschnäuziger präsentieren können und nutzten ihre Gelegenheiten eiskalt aus. Schließlich standen nach rasanten 90 Minuten auf beiden Seiten 14 Torschüsse zu Buche, von denen schlussendlich jedoch aufseiten des HSV sechs im Netz landeten – aufseiten des VfB dagegen nur zwei.
Nach ordentlichen ersten zehn Minuten war es ein von Sonny Kittel verwandelter Foulelfmeter (14.), der den VfB den Faden verlieren ließ, ehe Bakery Jatta zehn Minuten später auf 2:0 erhöhte (24.). mit dem 1:2-Anschlusstreffer durch Nicolas Gonzalez (33.) hatte sich die Mannschaft mit dem Brustring gerade ins Spiel zurückgekämpft, als Sonny Kittel im direkten Gegenzug per Kopf den alten Abstand wiederherstellte (36.) und zur 3:1-Halbzeitführung traf.
Müssen die Fehler analysieren und uns besser präsentieren
In Halbzeit zwei nahm das Duell einen ähnlichen Verlauf wie im ersten Durchgang: Nach einem Eckball und einer erneut strittigen Szene, bei der der Videobeweis zum zweiten Mal eingreifen musste, fiel das 4:1 für den HSV durch ein Eigentor (56.). Doch der VfB zeigte wie schon in der ersten Halbzeit Stehauf-Qualitäten und verkürzte dank des ersten Pflichtspieltreffers von Silas Wamangituka noch einmal auf 2:4 aus Sicht des VfB (63.). Noch wilder wurde das ohnehin schon turbulente Topspiel in der 68. Minute, als Philipp Förster nach Vorarbeit von Nicolas Gonzalez zum vermeintlichen 3:4-Anschlusstreffer einschob. Doch der Videobeweis schritt zum dritten Mal ein und sollte zum dritten Mal den schlechteren Ausgang für den VfB bringen: Nach Überprüfung des Treffers durch den Videoassistenten annullierte Schiedsrichter Deniz Aytekin das Tor aufgrund eines Handspiels des Vorlagengebers Nicolas Gonzalez. "Wenn der Schiedsrichter das 4:3 nicht zurücknimmt, dann hätte das Spiel noch einmal eng werden können. Aber letztendlich macht Hamburg dann den Deckel drauf", wusste auch VfB Verteidiger Pascal Stenzel. So blieb es bei der Zwei-Tore-Differenz, die Martin Harnik (76.) und Adrian Fein (90.) in der Schlussphase noch zum deutlichen Endergebnis von 6:2 nach oben schraubten.
Entsprechend eindeutig fiel auch die Analyse von VfB Cheftrainer Tim Walter nach dem ersten von zwei Aufeinandertreffen mit dem Hamburger SV innerhalb von drei Tagen aus: „Wir haben individuell zu viel zugelassen und es in den entscheidenden Momenten versäumt, unsere Möglichkeiten zu nutzen und wieder ins Spiel zu kommen. Wir werden die Zeit bis zum Pokalspiel nutzen, um die Fehler zu analysieren, zu regenerieren und uns am Dienstag besser zu präsentieren“, sagte Tim Walter nach dem Training am Sonntagmorgen. Dem stimmte auch Pascal Stenzel zu: "Nach so einer Niederlage in der Höhe hat man natürlich kein schönes Gefühl. Aber wir wollen das zusammen ausbaden, müssen die Fehler abstellen und kompakter werden. Das Gute ist, dass es am Dienstag direkt eine neue Chance gibt und da wollen wir es defintiv besser machen."