„Wir lassen uns nicht unterkriegen, schütteln uns heute und machen morgen weiter“, hatte Tim Walter am Sonntag seinen Spielern im Mannschaftskreis auf dem Rasen der Mercedes-Benz Arena unmittelbar nach dem 0:1 gegen Holstein Kiel mit auf den Weg gegeben. Und so ging es am Montagmorgen nach dem gemeinsamen Frühstück und der eingehenden Analyse des Spiels für Mario Gomez und dessen Teamkollegen, die am Vortag nicht in der Startelf standen, wieder raus auf den Trainingsplatz und an die Arbeit. Derweil waren die VfB Profis, die im sechsten Heimspiel der Saison von Beginn an zum Einsatz kamen, bei einer Regenerationseinheit im Kraftraum zu Gange.
Wenngleich seine Mannschaft im elften Pflichtspiel die zweite Saisonniederlage hinnehmen musste, wollte Tim Walter mit einer Nacht Abstand nicht alles schwarzsehen. Für das Duell mit seinem vorherigen Verein hatten sich der VfB Cheftrainer und sein Team viel vorgenommen und waren mit rund 70 Prozent Ballbesitz sowie fast 60 Prozent gewonnener Zweikämpfe in der ersten Halbzeit auch drauf und dran, mit einer zu diesem Zeitpunkt verdient gewesenen Pausenführung in die Kabine zu gehen. Stattdessen ging es torlos in die Halbzeit, nachdem zunächst Silas Wamangituka mit seiner Direktabnahme denkbar knapp an der Latte gescheitert war (36. Minute), ehe der 20-Jährige kurz vor dem Pausenpfiff Nicolas Gonzalez mustergültig bediente, dessen Abschluss der herausstürmende Kieler Keeper Ioannis Gelios entschärfte. „Man sieht ja, dass wir uns viele gute Chancen herausspielen, auch wenn sich das im Moment nicht in den Ergebnissen widerspiegelt. Vor ein paar Wochen haben wir aus weniger mehr gemacht, jetzt ist es umgekehrt, momentan macht der Gegner aus wenig viel. Ich bleibe aber dabei: Wichtig ist, dass wir die Chancen haben. Da müssen wir beharrlich weitermachen und wieder etwas lockerer werden, um die Bälle einfach wieder über die Linie zu drücken“, sagte Tim Walter nach dem Spielersatztraining am Montag.
"Wieder mit mehr Überzeugung auftreten"
Dass die Mannschaft mit dem Brustring vor dem Seitenwechsel gute Gelegenheiten zum Führungstreffer ausließ, sollte sich wenige Minuten nach Wiederanpfiff rächen, als der Spielverlauf eine unvorhergesehene Wende nahm. Dass die gelb-rote Karte gegen Holger Badstuber in der 53. Minute und das zwei Minuten später fallende Gegentor die Knackpunkte waren, die das Spiel zugunsten der Gäste aus Kiel kippen ließen, darüber waren sich die Akteure weitgehend einig. Auch in Unterzahl spielte das Team von Tim Walter weiter nach vorne und verzeichnete über die gesamte Spielzeit gesehen mehr Flanken, mehr Torschüsse, mehr Ballbesitz und eine bessere Passquote als der Gegner. Doch die Aktion von Tanguy Coulibaly, der in der Schlussphase zu seinem Pflichtspieldebüt kam und in der 85. Minute das lange Eck mit einem Heber aus spitzem Winkel um wenige Zentimeter verfehlte, sollte die letzte aussichtsreiche Chance auf den Ausgleichstreffer bleiben.
„Natürlich haben wir den Anspruch und versuchen, es besser zu machen. Wir müssen wieder mit mehr Überzeugung auftreten, damit wir wieder dahinkommen, wo wir die ganze Zeit waren.“ Die nächste Chance dazu hat das Team von Tim Walter am kommenden Samstag von 13:00 Uhr an beim Hamburger SV.