„Keine Auftritte, keine Aufträge, keine gemeinsamen Proben“– so beschreibt Irene Armbruster, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Stuttgart, die derzeitige Situation vieler Künstlerinnen und Künstler in Stuttgart. Theater, Tanz- und Konzertsäle sind geschlossen, die Corona-Pandemie hat die Kunst- und Kulturszene Stuttgarts seit mehr als einem Jahr lahmgelegt.
Für die Bürgerstiftung Stuttgart wurde schnell klar, dass sie Künstlerinnen und Künstlern in dieser schwierigen Zeit zur Seite stehen wird. Vorstandsmitglied Dr. Axel Sigle sprach gezielt Spenderinnen und Spender für den neu eingerichteten Kunstfonds an: „So können wir in Not geratene Künstlerinnen und Künstler aller Sparten für drei Monate mit Arbeitsstipendien ausstatten. Damit schaffen wir eine wichtige Ergänzung zu den anderen Initiativen der Soforthilfe.“ Die Bürgerstiftung Stuttgart bat anerkannte kulturelle Institutionen in Stuttgart, Vorschläge für Stipendiaten einzureichen und war von der Resonanz und der großen Nachfrage überwältigt. „Der Unterstützungsbedarf in der Kunst- und Kulturszene in Stuttgart ist riesig.
Auch Thomas Hitzlsperger wurde auf den Kunstfonds aufmerksam. Als Vorstandsvorsitzender der VfB Stuttgart 1893 AG kennt er die Arbeit der Bürgerstiftung Stuttgart gut. Seit 2016 besteht die VfBfairplay Kooperation mit der Stiftung, aus der auch der VfBfairplay Fonds hervorging, durch dessen finanzielle Mittel gesellschaftliche Projekte gefördert werden können.
Thomas Hitzlsperger kontaktierte Irene Armbruster und war von den geförderten Projekten beeindruckt – aber auch schockiert von der Not der Betroffenen. „Was ich gehört habe, sind Schicksale hoch talentierter und engagierter Menschen, denen Corona jegliche Einnahmequelle geraubt hat.“
Ein solches Schicksal erlebt Oganes Arustamov, ein junger hoch begabter Geigenstudent aus Russland. Vor Corona konnte er sich sein Studium durch Engagements bei Gottesdiensten und Konzerten finanzieren. Seit dem ersten Lockdown kommen keine Anfragen mehr. In diesem Winter war die finanzielle Not bei Oganes so groß, dass er sich mit Straßenmusik über Wasser halten musste. Dank der Unterstützung aus dem Kunstfonds konnte er die notwendige Versicherung für sein Instrument begleichen und sich drei Monate lang wieder voll auf sein Studium und den anstehenden Musikwettbewerb konzentrieren.
„Die Geschichte von Oganes und sein Durchhaltevermögen haben mich sehr bewegt“, sagt Thomas Hitzlsperger, der den Kunstfonds mit einer privaten Spende in sechsstelliger Höhe unterstützt. Damit wird der finanzielle Umfang des Fonds fast auf einen Schlag verdoppelt. „Der Sport und die Kultur in Stuttgart prägen das Leben in unserer Stadt. Sie gehören zu Stuttgart wie der VfB und der Fernsehturm“, sagt Hitzlsperger. „Doch wenn die Künstler die Corona-Pandemie finanziell nicht überleben, wird auch die Kunst in Stuttgart nicht überleben.“
Als ehemaliger Profisportler kann Hitzlsperger sich gut in die aktuelle Gefühlswelt der Künstler hineinversetzen: „Künstler zu sein ist nicht nur ein Job. Kunst ist eine Leidenschaft, für die man bereit sein muss, Tag für Tag hart zu arbeiten. Künstler brauchen die Bühne und den Applaus ihrer Zuschauer so wie wir Fußballer die Stadionluft und die Fangesänge aus der Kurve. Deshalb ist es mir wichtig, mich solidarisch zu zeigen und an der Seite der vielen tollen Künstlerinnen und Künstlern zu stehen, die nicht nur unser Leben in Stuttgart reicher machen, sondern die Landeshauptstadt auch auf internationalem Parkett vertreten.“
Auch Irene Armbruster hofft, dass das kulturelle Leben bald wieder pulsiert und an allen Ecken der Stadt sichtbar und spürbar wird und ist davon überzeugt: „Nicht nur die Künstlerinnen und Künstler, auch viele Menschen in unserer Stadt sehnen sich danach!“
Wer den Kunstfonds der Bürgerstiftung Stuttgart mit einer Spende unterstützen oder mehr über die geförderten Projekte erfahren möchte, findet weitere Informationen unter www.buergerstiftung-stuttgart.de/kunstfonds