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Akademie, 24. Februar 2021

Erfolgreicher Doppelpass

Die VfB Stuttgart Akademie hat sich zum Ziel gesetzt, den Knowledge-Transfer zwischen Studierenden und sich zu intensivieren. Ein Erfahrungsbericht.

Seit Sommer 2019 richtet die VfB Stuttgart Akademie Studienangebote an Profisportler und Sportinteressierte. Nun bringen sich Fachexperten des VfB in einem weiteren Akademiefeld ein. Künftig soll der Knowledge-Transfer zwischen Studierenden und der VfB Stuttgart Akademie intensiviert werden. Dazu gehört auch die Betreuung wissenschaftlicher Arbeiten, die dem Proficlub einen inhaltlichen Mehrwert bieten. So profitieren die Studierenden einerseits von der umfangreichen Erfahrung der VfB Experten sowie einem attraktiven Netzwerk, während die Akademie andererseits wichtige Zukunftsthemen durch Studierende untersuchen und aufbereiten lassen kann. Den Auftakt hat David Herzog von der Esade Business School gemacht, der seine Masterthesis zum Thema „Identifikation von Key Performance Indikatoren zur Steuerung von Profi-Fußballvereinen“ geschrieben hat. VfB seitig wurde er von Tobias Keller, aktuell Interimsvorstand Finanzen und Verwaltung, betreut. Wir haben mit David über seine Erfahrungen der letzten Monate gesprochen.

Du hast Dir wirklich ein spannendes Thema ausgesucht. Wie bist Du darauf gekommen, was dürfen wir uns darunter vorstellen und wie kam es dazu, dass der VfB Stuttgart Deine Masterthesis betreut hat?
David Herzog:
"Ich bin seit jeher ein sportbegeisterter Mensch, habe jahrelang Fußball im Verein gespielt und als Jugendtrainer gearbeitet. Wegen einem Meniskusriss bin ich vom Fußball auf Leichtathletik umgestiegen, aber Profifußball verfolge ich selbstverständlich weiterhin intensiv. Und als gebürtiger Stuttgarter bin ich seit meinem ersten Stadionbesuch VfB Fan. Die Möglichkeit, meine Leidenschaft für Sport mit meinen Betriebswirtschaftlichen-Kenntnissen zu verbinden, fand ich auf Anhieb spannend. Nachdem ich erfahren habe, dass der VfB erst vor relativ kurzer Zeit eine Strategieabteilung gegründet hat, kam mir die Idee, dass der VfB ein spannender Study Case für eine Fragestellung zur Unternehmensstrategie und Steuerung im Profisport sein könnte. Nach meiner Kontaktaufnahme kam von Tobias Keller dann auch prompt die positive Rückmeldung, worüber ich mich sehr gefreut habe. Schon bei der weiteren Themenabgrenzung war Tobias Keller eine große Unterstützung. Gemeinsam haben wir über Herausforderungen und konkrete Fragestellungen der Unternehmenssteuerung des VfB gesprochen. Daraus ist für meine Masterthesis dann die Frage entstanden, welche Indikatoren und finanziellen Kennzahlen am aussagekräftigsten sind, um den Planungs- und Steuerungsprozess innerhalb des doch sehr volatilen und fluktuierenden Umfelds des Profisports effektiv zu unterstützen. Meine Arbeit umfasste dazu zunächst eine Analyse des spezifischen Umfelds in der Fußballindustrie und der branchentypischen Charakteristika hinsichtlich Einkommensströmen, Ausgabenstrukturen und Profitabilität. Daraufhin habe ich eine Finanzanalyse des Vereins durchgeführt und die wichtigsten Kennzahlen in Relation zu Wettbewerbern gestellt. Basierend auf diesen Analysen habe ich schließlich eine Anzahl von Indikatoren explizit zur finanziellen und sportlichen Steuerung von Profifußballvereinen herausgearbeitet und empfohlen."

Wenn Du zurückblickst, was war für Dich die größte Herausforderung bei der Erstellung Deiner Masterthesis?
David Herzog:
"Beim Recherchieren und Schreiben bin ich oft auf Aspekte gestoßen, die ich erst mal wichtig und erwähnenswert fand. Da aber eine Masterthesis keine Doktorarbeit sein soll, musste ich dann entscheiden, was wirklich relevant ist, und was nicht. Das war schon manchmal eine Herausforderung. Aber nachdem der Anfang gemacht war und die Arbeit anfing Struktur und Form anzunehmen wurde das immer mehr zum Selbstläufer. Ein Langstreckenlauf war die Masterarbeit natürlich trotzdem. Wie für viele Menschen, hat die Corona-Pandemie auch meine Pläne durchkreuzt. Nachdem ich zwei Terms an der Esade in Barcelona studiert habe, musste der dritte Term komplett online stattfinden. Ohne die Möglichkeit in Bibliotheken oder Uni-Räumlichkeiten zu gehen, hat die Masterarbeit mir definitiv auch viel Selbstdisziplin abverlangt. Das regelmäßige Feedback von meinem Betreuer an der Esade und natürlich der Austausch mit Tobias Keller waren vor diesem Hintergrund eine große Unterstützung."

Wie konnte der VfB Stuttgart Dich in diesem Prozess unterstützen und wo konntest Du vielleicht auch vom umfangreichen Netzwerk des Proficlubs profitieren?
David Herzog:
"Ganz entscheidend für meine Arbeit war zunächst der Zugang zu den Kennzahlen und Berichten des VfBs. Diese Daten waren die Grundlage für die Finanzanalyse meiner Arbeit. Und dann hat vor allem der regelmäßige Austausch mit dem VfB mir sehr dabei geholfen, das Geschäftsmodell Profifußball und die damit verbundenen Planungsprozesse besser zu verstehen. Dabei ist mir der VfB ausgesprochen offen und transparent entgegengetreten. Als Leiter der Unternehmensstrategie war Tobias Keller meine primäre Ansprechperson und hatte für alle meine Fragen ein offenes Ohr. Neben der offenen Fragekultur habe ich am VfB sehr geschätzt, dass ich dort auch auf ein sehr großes Interesse an meiner Perspektive und Einschätzung gestoßen bin. Das diesen ebenbürtigen Dialog gab, habe ich als sehr bereichernd empfunden."

Die Masterarbeit ist inzwischen fertiggestellt. Was ist das für ein Gefühl und wie geht es jetzt für Dich weiter?
David Herzog:
"Nach Abgabe der Arbeit ist man natürlich erst mal erleichtert diesen Meilenstein Masterthesis erfolgreich abgeschlossen zu haben. Für mich war es definitiv eine wunderbare Gelegenheit mich so tief in ein Thema einzuarbeiten, für das mich auch persönlich stark interessiere. Gleichzeitig steckt in so einer Masterarbeit natürlich auch ein großes Stück Arbeit. Dementsprechend fühlt es sich auf jeden Fall gut an, so ein längeres Projekt zum Abschluss zu bringen. Und vor allem hoffe ich auch, mit meiner Arbeit einen Mehrwert für den Verein erzeugt zu haben. Man entwickelt sicherlich noch mal eine andere Perspektive auf den Profisport und die Bundesliga. Für mich persönlich hatte dies auch zur Folge, dass ich meinen Berufseinstieg in der Sportindustrie sehen kann. Für mich geht es mit dem Abschluss meines Masters jetzt in den Berufseinstieg, ich bin also gespannt wohin die Reise geht!"

Hast Du Tipps und Tricks, die Du anderen Studierenden mit Blick auf deren Abschlussarbeit mit auf den Weg geben kannst?
David Herzog:
"Das mag vielleicht offensichtlich klingen, aber zunächst einmal würde ich allen Studierenden raten, sich bewusst zu machen, dass Fußball-Kenntnisse allein keine Masterthesis machen. Es hilft auf jeden Fall, eine Begeisterung für Profisport mitzubringen, aber man sollte sich schon gleichermaßen für die Themen interessieren, die abseits der 90 Minuten auf dem Feld liegen. Ich denke, wenn das der Fall ist, sind das schon mal gute Voraussetzungen. Und dann der vielleicht wichtigste Schritt, wie bei allen akademischen Arbeiten, die Themeneingrenzung. Meine Erfahrung ist, je fokussierter das Thema, desto besser. Und wichtig ist auch, sich von Anfang an intensiv mit dem Verein auszutauschen – mit welchen Zahlen oder Unterlagen kann ich rechnen? Nur dann kann auch der methodische Ansatz der Arbeit geplant werden. Und ganz allgemein hat es mir immer ungemein geholfen, über die Konzeption meiner Arbeit mit anderen Menschen zu sprechen, so ein Perspektivwechsel ist immer sinnvoll und bringt einen weiter. Daher würde ich allen Studierenden empfehlen, sich so viel Feedback wie möglich einzuholen und insbesondere natürlich von den praktischen Einblicken in den Verein zu lernen und profitieren."