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Akademie, 29. April 2019

"Viele Sportler zeigen, dass sie beides schaffen können"

Die VfB Stuttgart Akademie macht insbesondere auch Menschen, die bereits im Beruf stehen, ein umfangreiches Angebot an Weiterbildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Solche berufsbegleitenden Maßnahmen brauchen besondere Rahmenbedingungen. Dies gilt in besonderem Maße, wenn der Trainings- und Wettkampfalltag einer Spitzensportlerin mit einer Ausbildung oder einem Studium kombiniert werden soll. Auch diese Zielgruppe steht im Fokus der VfB Stuttgart Akademie. Sie möchte die Athleten dabei unterstützen, sich schon während ihrer aktiven Zeit auf die Karriere nach der Karriere vorzubereiten. Wir haben uns mit einer Sportlerin unterhalten, die weiß wovon sie spricht. Julia Schaefer ist Volleyballerin beim Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart. Neben ihrem herausfordernden sportlichen Alltag absolviert sie ein Studium der Psychologie und kennt die Doppelbelastung sehr gut. Sie weiß worauf es bei berufsbegleitenden Angeboten ankommt und warum es sich trotzdem lohnt, rechtzeitig an das Leben nach dem Spitzensport zu denken.

Frau Schaefer, Profivolleyballerin zu sein ist ja schon ein Fulltime-Job. Sie trainieren täglich und haben während der Saison einen ambitionierten Spielplan zu absolvieren, nicht nur in der Bundesliga,sondern auch international. Wo bleibt da überhaupt noch Zeit für eine Ausbildung oder ein Studium und wie motivieren Sie sich dafür?
Julia Schaefer: „Es ist richtig, dass es einem als Außenstehenden oft so scheint, als wäre es neben einem sehr vollen Terminkalender nicht mehr möglich, noch Zeit für ein Studium oder eine Ausbildung zu finden. Dennoch zeigen viele Sportler, dass sie beides schaffen. Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass man immer Zeit für eine Weiterbildung, in meinem Fall das Studium der Psychologie, finden kann. Wir haben öfter Nachmittage, an denen wir Freizeit haben oder zwischen den Trainingseinheiten aber auch auf einer zehnstündigen Busfahrt zu einem Auswärtsspiel. All diese Zeiträume kann man für ein Studium nutzen. Selbstverständlich ist es dann nicht immer einfach, sich zu motivieren und auch wirklich etwas für die Uni zu tun. Allerdings hilft mir ein wöchentlicher Lehrplan gut dabei, mir meine Zeit sinnvoll einzuteilen und damit Stück für Stück meine Lernziele zu erreichen. Zudem ziehe ich sehr viel Motivation aus der Feststellung, die sich jedes Mal wieder ergibt, dass ich nicht nur im Sport gut sein kann, sondern auch andere Qualitäten habe, die ich in einer Zukunft ohne den Sport gut einsetzen kann. In der Rehaphase nach einer größeren Verletzung hat mir das Studium sehr geholfen. Diese Phase hat mir auch gezeigt, wie schnell meine sportliche Karriere beendet sein kann. Das animiert mich sehr, viel zu lernen und mein Studium abzuschließen, damit ich nach meiner sportlichen Karriere etwas vorzuweisen habe und mich nicht erstmal darum kümmern muss, was ich eigentlich mit meinem Leben anfangen möchte.“

Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Voraussetzungen, die sowohl auf der Seite der Studierenden oder Auszubildenden als auch bei den Bildungsträgern, Hochschulen oder Unternehmen gegeben sein müssen, damit berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung gelingen kann?
Julia Schaefer: „Für mich sind die drei wesentlichen Voraussetzungen, um neben den sportlichen Verpflichtungen noch an einer berufsbegleitenden Aus- und Weiterbildung arbeiten zu können, Disziplin, Zeitmanagement und räumliche/zeitliche Flexibilität. Gerade die ersten beiden Punkte Disziplin und Zeitmanagement sind Eigenschaften, die die Studenten mitbringen sollten. Es ist nicht immer einfach, in einem vollen Terminkalender zwischen Wettkämpfen und Training, Zeiträume zu finden, in denen man sich aktiv um seine Weiterbildung kümmern kann. Daher ist es wichtig, sich dafür Zeit zu nehmen und mit derselben Disziplin, welche man auch in den Sport investiert, an das Studium heranzugehen. Der Punkt räumliche/zeitliche Flexibilität ist für beide Seiten – den Studenten als auch die Hochschule – enorm wichtig. Durch feste Trainingszeiten sind Profi sportler leider terminlich sehr eingeschränkt, daher hilft es ihnen sehr, wenn sie die Studienangebote zeitlich an ihr Training anpassen können. Zum Beispiel Klausurtermine so legen können, dass an dem Tag kein Wettkampf stattfindet. Oder in einem Praktikum dann am Arbeitsplatz zu sein, wenn es der Trainingsplan zulässt. Aber auch die Möglichkeit zu haben, immer und überall eine Vorlesung im Internet zu sehen, wenn man nicht persönlich anwesend sein kann. Natürlich stellt diese Flexi bilität die Hochschulen vor Herausforderungen. Aber diese können gemeistert werden, wenn man die Planung des Studiums an jeden einzelnen Studenten spezifisch anpasst oder Online-Vorlesungen anbietet, damit das Studienangebot nicht von festen Vorlesungszeiten abhängig ist. Diese organisatorischen Voraussetzungen kombiniert mit den genannten persönlichen Eigenschaften machen es möglich, die Doppelbelastung von Sport/Beruf und Weiterbildung erfolgreich zu meistern.“

Sind Sie der Meinung, dass ein Angebot wie das der VfB Stuttgart Akademie mehr Sportlerinnen und Sportler animieren wird, rechtzeitig an die Karriere nach der Karriere zu denken. Und wo sehen Sie persönlich die Vorteile des Akademie-Angebotes?
Julia Schaefer: „Ich bin der Meinung, dass es viele Sportler anregen wird, sich früher mit dem Thema Karriere nach der Karriere zu beschäftigen. Wenn man im Leistungssport ist und überlegt, sich an einer normalen Uni einzuschreiben, stellt man sich viele Fragen. Beispielsweise: Was ist, wenn ich an einer Pflichtveranstaltung nicht teilnehmen kann, weil sie in meine Trainingszeit fällt? Oder was passiert, wenn man am Tag der Klausur einen Wettkampf hat? Daher überlegen es sich viele zweimal, ob sie während der aktiven Sportlerzeit
nebenher ein Studium anfangen wollen. Ein Angebot wie das der VfB Stuttgart Akademie ist für Sportler sehr wertvoll, da sie sich keine Gedanken darüber machen müssen, wie sie ihr Studium oder auch die Ausbildung koordinieren, da das ganze Konzept genau auf sie ausgerichtet ist. So wird es für sie viel attraktiver, ein Studium zu beginnen. Die VfB Stuttgart Akademie hat ein großes Angebot sowohl an Studienmöglichkeiten als auch in Bezug auf Ausbildungen. Als einen ganz besonders großen Vorteil sehe ich bei der Akademie, dass sie mit vielen Partnerunternehmen zusammenarbeitet wie z.B. der Allianz. Diese Unternehmen stellen Praktikumsplätze zur Verfügung, damit man auch Einblicke
in den Berufsalltag bekommen kann. Der große Vorteil daran ist, dass diese Unternehmen bereit sind, die Praktikumszeiten auch an den Trainingsplan anzupassen. Ich persönlich hatte das Glück, dass mir die Allianz genau so ein Praktikum ermöglicht hat. Ich bin für diese Chance unglaublich dankbar, da ich so viele Einblicke bekommen habe, welche mir mein Studium in der Theorie nicht vermitteln konnte. Wenn ich ganz ehrlich bin, fand ich den Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie in der Vorlesung sehr langweilig.
Als ich den Themenbereich in der Praxis erlebt habe, hat sich meine Sichtweise komplett verändert, nun kann ich mir gut vorstellen, nach meinem Studium in diesem Berufsfeld zu arbeiten.“