Gegnerserie: Kein Knabenchor
www.vfb.de stellt bis zum Saisonbeginn der 2. Bundesliga am 5. August in loser Reihenfolge die VfB Gegner der kommenden Saison 2016/2017 vor. Im 13. Teil geht es um den 1. FC Union Berlin:
Mit hängenden Köpfen verließen die Fans des 1. FC Union Berlin am 15. Dezember 2003 das Stadion an der Alten Försterei. Mit 1:3 hatte ihr Team im letzten Heimspiel vor der Winterpause gegen Eintracht Trier verloren. Überhaupt mussten die Unioner nach Geschmack ihrer Anhänger im Laufe der Hinrunde mehr Niederlagen einstecken als gewünscht. Da geriet es bei dem einen oder anderen Fan sogar in Vergessenheit, den Kollegen auf den Stehrängen frohe Weihnachten zu wünschen. So überliefert es Torsten Eisenbeiser vom Union-Fanclub „Alt-Unioner“ in einem Radiointerview mit dem Sender Free FM.
Neúer Union-Cheftrainer: Jens Keller
Fünf Mal einstellig
So groß die Enttäuschung während des damaligen Winters auch war, es war die Geburtsstunde einer Idee, die bis zum heutigen Tag immer größer geworden ist: das Weihnachtssingen. Im Dezember 2003 trafen sich auf Initiative von Torsten Eisenbeiser und Kollegen 89 Union-Fans im Stadion am Mittelkreis und sangen „Oh Du fröhliche“, „Oh Tannenbaum“ sowie „Kling Glöckchen, klingelingeling“. Da die Anfrage des Fans an den Verein, daraus eine offizielle Veranstaltung zu machen, im ersten Jahr erfolglos blieb, versammelten sich die Anhänger nicht ganz legal auf dem Rasen der Alten Försterei – dabei half es ihnen, dass sie ein Stadiontor kannten, das nicht abgeschlossen war.
Die Aktion wurde zum Erfolg und so kam es im Jahr darauf zu einer Neuauflage, bei der dann auch der Verein sein grünes Licht gab, bereits mit mehreren hundert Sängern. „Das Weihnachtssingen ist inzwischen ein generations- und vereinsübergreifendes Ereignis“, schreibt der FC Union auf seiner Vereinswebsite. Bei diesem liest der ehemalige Köpenicker Pfarrer und zugleich Union-Mitglied Peter Müller die Weihnachtsgeschichte, der Chor des Emmy-Noether-Gymnasiums „gibt Tonart und Takt vor“ und der trompetende Pressesprecher bildet gemeinsam mit seinen Eltern auch mal ein Bläsertrio.
Und so wurde der Union-Weihnachtschor von Jahr zu Jahr größer. Zur mittlerweile 13. Auflage im vergangenen Jahr kamen 28.500 Menschen. Die Marke von insgesamt 150.000 Besuchern wurde dabei geknackt und seit wenigen Jahren gibt es einen offiziellen Kartenvorverkauf für das Weihnachtssingen, weil das Stadion mit seinem Fassungsvermögen an seine Grenzen stößt. Diese Aktion steht beispielhaft für die Beziehung der Fans zu ihrem Club, die auch tatkräftig am im Jahr 2009 abgeschlossenen Stadionumbau mit 140.000 unentgeltlichen Arbeitsstunden mitgewirkt haben.
Sie bejubeln ihre Elf, die während der Pflichtspiele aber mit Sicherheit nicht wie ein Knabenchor auftritt. Angetrieben von den Schlachtrufen ihrer Fans „Eisern Union“ kämpft das Team aus dem Stadtteil Köpenick Jahr um Jahr so wehrhaft, wie es sich bei einem Club, dessen Maskottchen ein Ritter ist, vermuten lässt. In den vergangenen fünf Spielzeiten brachte sie ihr Einsatz stets auf einen einstelligen Tabellenplatz. Daran will der neue Cheftrainer, ehemalige VfB Spieler sowie Coach Jens Keller in der kommenden Saison anknüpfen, sodass es für die Union-Fans in diesem Winter keinen Grund geben soll, sich mit einem Gefühl der Enttäuschung zum 14. Weihnachtssingen zu verabreden.
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