Der Regisseur Mehdi Benhadj-Djilali hat mit seiner Dokumentation „Zweikämpfer“ über ein Camp für arbeitslose Fußballer schon einige Preise abgeräumt, wie beispielsweise die „Goldene 11“ beim 11mm-Filmfestival in Berlin. Am vergangenen Donnerstag besuchte er gemeinsam mit dem Filmdarsteller und ehemaligen VfB Spieler Danny Galm die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule, um seinen Film dort den Nachwuchsspielern des VfB und der Stuttgarter Kickers vorzuführen. Ermöglicht wurde diese Veranstaltung durch die Unterstützung des Württembergischen Fußballverbandes (wfv). Den jungen Kickern wurde dabei nahe gebracht, dass das Leben noch viele andere Dinge zu bieten hat, wenn es mit der Profikarriere nicht klappen sollte.
Mehdi Benhadj-Djilali berichtet über seinen Film
Nach einer kurzen Begrüßung der Schüler und Gäste durch den Studiendirektor der Cotta-Schule Roland Bomans, ließ Mehdi Benhadj-Djilali seinen Film für sich sprechen. Darin begleitet er vier ehemalige Profi- und Jugendnationalspieler in der schwierigsten Phase ihrer Karriere. Alle sind vereinslos und halten sich in einem Camp der Spielergewerkschaft fit, um sich während der Transferperiode für neue Vereine zu beweisen.
Sowohl Probleme mit dem Selbstvertrauen, als auch der familiäre Umgang mit der Situation werden thematisiert. Viele der Spieler dort haben sich nie um einen Ausweichplan für ihr Leben gekümmert. „Was willst du mit einem zweiten Standbein, wenn du 10.000 Euro verdienst“, sagt der ehemals gefragte Zweitligastürmer Nico Frommer im Gespräch mit seinem Vater. Genau diese Einstellung kann sich bei jungen Fußballern auf dem Sprung ins Profi-Geschäft schnell einstellen und birgt die Gefahr, dass man Alternativen so lange ausblendet, bis man schließlich an einem Punkt ankommt, an dem es mit dem Fußball nicht mehr weitergeht.
Gespräch mit Regisseur und Darsteller
Mit seinem Film will der Regisseur die VfB Junioren an diesem Nachmittag ermutigen, diesen Fehler nicht zu machen. „Geld ist letztendlich nicht alles“, sagt er in der abschließenden Gesprächsrunde, „nur 80 Spieler pro Jahrgang schaffen es durchschnittlich in den Profifußball und um diese Plätze streiten sich um die 150.000 junge Spieler.“ Umso wichtiger ist es, sich von vornherein einen Plan B zurechtzulegen.
Letztendlich finden alle vier Spieler der Dokumentation ihren Weg in einen neuen Beruf außerhalb des Profifußballs, sei es bei der Feuerwehr oder als Reha-Trainer. Auffällig ist allerdings, dass alle ihrer Leidenschaft Fußball in irgendeiner Form treu bleiben, sei es als Trainer oder Spieler in einem unterklassigen Team. Auch Darsteller Danny Galm ist nach seiner Karriere als U16-Trainer der TSG Hoffenheim tätig. „Um Profifußballer zu werden, spielen eine Menge Faktoren eine Rolle und oft gehört auch viel Glück dazu“, sagt er. Dennoch wünschen er und Regisseur Mehdi Benhadj-Djilali den Jugendspielern zum Abschluss viel Erfolg auf ihrem Weg. Denn diesen mit Konsequenz zu verfolgen bringt jeden im Leben weiter. „Die Fähigkeiten, die man im Fußball erlernt, wie Teamfähigkeit, Flexibilität und Belastbarkeit, werden später genauso in vielen anderen Bereichen gefordert sein“, so der Regisseur.
Den Jungs hat der Film auf alle Fälle gefallen. Einzelne suchten im Anschluss noch das persönliche Gespräch mit Danny Galm, um sich mit ihm über seine Erfahrungen im Profifußball auszutauschen.
Der Film „Zweikämpfer“ soll übrigens noch vor der EM als DVD in den Handel kommen. Wer das Crowdfunding-Projekt unterstützen möchte, kann sich auf der folgenden Webseite beteiligen: startnext.com/zweikaempfer