Wie würde die Fußball-Berichterstattung wohl aussehen, wenn der Vater von Javier Hernández Balcázar nicht 1,69 Meter klein wäre und diese markanten grünen Augen hätte? Wenn sie daheim in Mexiko Señor Javier Hernández senior, in den 80er und 90er Jahren einer der Fußballstars des Landes, wegen dessen Aussehens nicht den Spitznamen „Chicharo“ („Erbse“) verpasst hätten? Eines ist sicher: Es wäre nicht ausgerechnet eine kleine Erbse („Chicharito“), die nun in der Fußballwelt für Aufsehen sorgt. In der mexikanischen – und in der deutschen.
Denn seit Javier Hernández Balcázar, 27 Jahre alt und besser bekannt unter dem Spitznamen Chicharito, zu Saisonbeginn zu Bayer 04 Leverkusen wechselte, ist er für den Werksklub unverzichtbar geworden. 14 Tore in 21 Bundesligaspielen, vier Treffer in drei DFB-Pokalpartien und fünf Tore in sechs Champions-League-Spielen sprechen für sich. „Es sieht so einfach aus, im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein. Aber er hat einfach ein super Gefühl, gerade nach dem Ballgewinn zum passenden Zeitpunkt in die Tiefe zu laufen, und dann die Coolness und Entschlossenheit vor dem Tor, die Sache zu vollstrecken“, lobt Bayer-Coach Roger Schmidt, „sein Wechsel war für beide Seiten ein Erfolg.“
"Konstanter werden auf hohem Niveau"
Denn Chicharitos Engagement in Europa hatte zwar richtig gut begonnen, nachdem er 2010 zu Manchester United gewechselt war. In der vergangenen Saison spielte er jedoch weder in Manchester noch bei Real Madrid, wohin er ausgeliehen wurde, eine entscheidende Rolle. Und so entschloss er sich für einen Wechsel nach Leverkusen – wo er neu aufblüht.
Trotz aller Euphorie um den Stürmer läuft es bei Bayer 04 Leverkusen nicht ganz nach Wunsch in dieser Saison. „Wir müssen gefestigter in unserer Spielweise und in unserer Mentalität werden“, sagt Roger Schmidt, „wir sind in der Lage, in Barcelona zu bestehen und nicht mit sieben Gegentoren nach Hause zu fahren. Genauso haben wir in den letzten fünf Partien gegen Bayern München nur ein Gegentor aus dem Spiel heraus kassiert. Aber wir setzen es eben nicht in jedem anderen Spiel um. Wir müssen konstanter werden auf hohem Niveau."
Doch das ist gar nicht so einfach. Denn konstant ist bei Bayer 04 Leverkusen zurzeit vor allem eines: das Verletzungspech. Nach Kevin Kampl (Wadenbeinbruch), Lars Bender (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und Roberto Hilbert (Schlüsselbeinbruch) erwischte es vergangene Woche auch noch Abwehrchef Ömer Toprak (Muskelfaserriss im Oberschenkel). Leverkusen muss daher aktuell auf vier wichtige Spieler verzichten – und ist umso mehr auf Tore von Javier Hernández Balcázar angewiesen.