In entscheidenden Spielen und Saisonphasen berufen sich die Protagonisten häufig gerne auf den Fußballgott. Die Sieger loben ihn und schicken Danksagungen gen Himmel und die Unterlegenen verlieren zeitweise den Glauben an ihn, wie beispielsweise der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer. „Ab heute glaube ich nicht mehr an den Fußball-Gott“, sagte er nach der knapp verpassten Meisterschaft in der Saison 2000/2001. Zu denjenigen, die vom Glauben abgefallen sind, gehörte auch der Trainer von Holstein Kiel in der vergangenen Saison. „Der Fußballgott war in den letzten zwei Tagen ein riesengroßes A….“, sagte Karsten Neitzel Anfang Juni wütend gegenüber dem Sender NDR2.
Die Hoffnungen des Fußballlehrers sowie seiner Spieler auf einen Aufstieg in die zweite Liga waren kurz vor dieser Aussage jäh beendet worden. Im Relegationsrückspiel bei 1860 München führten die Norddeutschen bis zur 77. Minute mit 1:0. Selbst der Ausgleich in der 78. Minute hätte den Kielern nach dem 0:0 im Hinspiel gereicht. Doch in der Nachspielzeit erzielte der Sechziger Kai Bülow noch den Siegtreffer und sicherte den Münchnern den Klassenverbleib und Kiel blieb ebenfalls drin.
Auch wenn dies für die Norddeutschen bittere Tage und Erfahrungen waren, darf dies nicht darüber hinweg täuschen, dass Karsten Neitzel in der vergangenen Spielzeit aus einem Fast-Absteiger der dritthöchsten Spielklasse, einen Fast-Aufsteiger gemacht hat.
Zuletzt drei Punkte gegen Halle
In die Saison 2015/2016 sind die Schleswig-Holsteiner mittlerweile wieder gestartet. "Wir gehören zu den zehn bis zwölf Teams der 3. Liga, die bei der Ausschöpfung aller Möglichkeiten oben in der Tabelle mitspielen können", sagte Karsten Neitzel vor Saisonbeginn den Kieler Nachrichten. Die Vorbereitung auf die laufende Spielzeit verlief für die Norddeutschen nicht ganz nach Wunsch. Der Neuzugang Milad Salem beispielsweise zog sich einen Kreuzbandriss zu und ist vorerst außer Gefecht gesetzt. Weitere Verletzte kamen in der Vorbereitungszeit hinzu.
Darüber hinaus ging der Saisonstart mit einem 0:4 zu Hause gegen den 1. FSV Mainz 05 II gründlich daneben. Am vergangenen Wochenende dürfte bei den Kielern aber der Glaube an den Fußballgott und vor allem an sich selbst zurückgekehrt sein. Durch einen 2:0-Auswärtssieg beim Halleschen FC verbuchte das Team von Karsten Neitzel die ersten Punkte auf ihr Konto.
An diesem Samstag pausiert die Mannschaft von Karsten Neitzel in der Liga, um den VfB in der ersten DFB-Pokalrunde zu empfangen (Anstoß 20:30 Uhr). In solchen Partien kann es mit einer Verlängerung und Elfmeterschießen von Zeit zu Zeit sehr knapp zugehen. Es bleibt also abzuwarten, wer nach der Partie den Fußballgott lobt und wer den Glauben an ihn verliert.
Der VfB tritt am Samstag ebenfalls bei Flutlicht im Holstein-Stadion an.