Zwei Indizien verdeutlichen in der Hamburger Arena einen Fakt: das Maskottchen Dino Hermann und die Stadionuhr. Dass sie in der vergangenen und dieser Saison häufiger in den Fernsehbildern auftauchen, hat vor allem damit zu tun, dass der Hamburger Sport-Verein um den Fakt bangt, auch im kommenden Fußballjahr der einzige Bundesligist zu sein, der in jeder Spielzeit in der obersten deutschen Spielklasse mitmischte. Auch wenn der bislang letzte große Erfolg schon etwas länger auf sich warten lässt, so halten die bisherigen 52 Jahre Bundesliga und auch die HSV-Zeit davor einige Geschichten bereit.
Am 1. Juli 1919 fusionieren der Hamburger SV, der FC Falke von 1906 und der SC Germania zum Hamburger Sport-Verein. Als Gründungsdatum wird allerdings der 29. September 1887 festgelegt, der Tag, an dem der SC Germania „auf die Welt kam“. Blau, weiß sowie schwarz werden zu den Farben des Vereins, während der Dress der Spieler in rot-weiß gehalten ist, in Anlehnung an die Hamburger Stadtfarben. Das erste Spiel im August 1919 bildet dann auch den Startschuss für die Bezeichnung „Rothosen“, in welchen die Akteure zu weißen Trikots auflaufen.
Meistertitel zurückgegeben
1923 feiert der HSV offiziell seine erste Deutsche Meisterschaft, wobei die Geschichte zum Titel ein Jahr zuvor interessanter ist. Damals standen die Hamburger ebenfalls im Endspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Der erste Versuch in Berlin wurde nach etwa 190 Minuten Spielzeit beim Stand von 2:2 aufgrund von Dunkelheit abgebrochen, der zweite Versuch endete ebenfalls ohne einen Sieger. Diesmal konnte der FCN in Leipzig nach drei Platzverweisen und einer Verletzung nicht mehr die geforderten acht Spieler stellen, und der Schiedsrichter brach beim Stand von 1:1 nach 112 Minuten ab. Der Deutsche Fußball-Bund kürte den HSV zwar zum Deutschen Meister, doch der Club aus dem Norden gab den Titel beim DFB-Bundestag zurück.
Erster Fußballer des Jahres: HSV-Legende Uwe Seeler
Der nächste Titeltriumph in Deutschland folgt 1928. Der Zweite Weltkrieg sorgt dann für eine Zäsur, die am 16. Juli 1945 mit dem ersten Spiel nach dem Krieg endet. Die Jahre 1956 (DFB-Pokal), 1957 und 1958 (jeweils Meisterschaft) sind geprägt von Endspielniederlagen. 1960 jubelt der HSV dann aber auch wieder im Finale. In der Meistermannschaft sticht besonders Uwe Seeler hervor, der Deutschlands erster „Fußballer des Jahres“ wird. Aus der darauffolgenden Europokalsaison datiert der bis heute ungebrochene Zuschauerrekord in der Arena im Hamburger Volkspark, die damals noch als Ausweichspielort für besondere Partien gilt. 77.600 Zuschauer strömen zum Duell mit dem FC Barcelona und sehen ein 2:1 des Clubs mit der Raute.
Umzug in den Volkspark
1963 startet die neu gegründete Bundesliga mit dem HSV, der aufgrund der Lizenzvorgaben von der bisherigen Spielstätte am Rothenbaum ins Volksparkstadion umzieht und in dieser Saison mit einem 3:0 im Endspiel gegen Dortmund (Hattrick Uwe Seeler) erstmals den DFB-Pokal gewinnt. Fünf Jahre danach endet das Finale im Europapokal der Pokalsieger mit einer 0:2-Niederlagen gegen den AC Mailand. Den nächsten Triumph erringt der Hamburger Sport-Verein mit einem 2:0-Erfolg über den 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokalfinale 1976. Diesen Titel krönen die Norddeutschen etwa ein Jahr später mit dem Europapokal der Pokalsieger, den sie sich mit einem 2:0 im Finale gegen den RSC Anderlecht erkämpfen.
Der erste Meistertitel in der Bundesliga folgt 1979. Diesmal fehlt das i-Tüpfelchen insofern, als dass der HSV im nächsten Jahr das Endspiel im Europapokal der Landesmeister gegen Nottingham Forrest verliert (0:1). 1982 schließt sich eine weitere internationale Finalniederlage an, diesmal unterliegen die Rothosen in zwei Partien dem IFK Göteborg im UEFA-Pokal. Die Hamburger Stimmung wird allerdings aufgrund des deutschen Meistertitels aufgehellt, der letztlich den Weg zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte ebnet. Denn 1983 können die HSV-Profis um den 1:0-Siegtorschützen Felix Magath nach dem Erfolg über Juventus Turin den Europapokal der Landesmeister in den Athener Himmel recken. Außerdem verteidigen die Hamburger ihren Meistertitel, nur das Weltpokalfinale gegen Porto Alegre geht in diesem Jahr verloren (1:2 nach Verlängerung).
Einige Halbfinalniederlagen
Der DFB-Pokaltriumph 1987 stellt den Abschluss des bislang erfolgreichsten Jahrzehnts der Vereinsgeschichte dar und ist gleichzeitig der bisher letzte große Titel der Norddeutschen. In den Folgejahren bestimmten Neuausrichtungen und Halbfinalniederlagen die Geschichte. 2008 verpasste der HSV sowohl im DFB-Pokal als auch im UEFA-Cup (Stichwort Papierkugel) gegen Werder Bremen den Sprung ins Endspiel, in der darauffolgenden Saison durften die Norddeutschen aufgrund des Misserfolgs gegen Fulham nicht am Finale im eigenen Stadion teilnehmen.
Das bislang letzte Entscheidungsspiel des Hamburger Sport-Vereins datiert vom Mai des vergangenen Jahres. Damals reichte dem Club ein 1:1 im Rückspiel der Relegation bei der SpVgg Greuther Fürth, da das erste Aufeinandertreffen torlos endete. „Sechs Mal Deutscher Meister, drei Mal Pokalsieger, immer erste Liga – HSV“, können die Fans des Bundesligadinos folglich weiterhin singen. Nun kämpft das Team erneut gegen den Abstieg, und dass dessen Anhänger die Textzeilen auch in der kommenden Saison lauthals hinausschreien können, sei ihnen gegönnt. Doch heute ist nur eines wichtig: dass die Punkte in Bad Cannstatt bleiben.