Austausch erfolgt
Nach den Veröffentlichungen im Zuge der Recherchen der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin hat sich der VfB Stuttgart mit der Bitte um Einsicht in die vorliegenden Untersuchungsergebnisse wie folgt an die Untersuchungskommission gewendet und nachfolgende Antwort von der Kommissionsvorsitzenden Prof. Dr. Letizia Paoli erhalten:
Sehr geehrte Frau Prof. Paoli,
sehr geehrte Herren,
wie durch eine Pressemitteilung öffentlich gemacht, liegen Ihrer Kommission Hinweise auf Doping im Fußball in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren vor. Diese betreffen, so die Ausführungen in der Pressemitteilung, auch den VfB Stuttgart.
Uns liegt sehr viel an einer nachhaltigen Aufklärung dieses Sachverhalts und wir sichern der Kommission die volle Unterstützung bei ihrer Arbeit zu.
Bislang liegen dem VfB Stuttgart jedoch nur wenige konkrete Informationen aus Presseberichten zum Thema vor. Insoweit wäre es im Sinne einer umfassenden Aufklärung hilfreich, wenn Sie uns Ihren Zwischenbericht zur Verfügung stellen und darüber hinaus Einsicht in die Unterlagen gewähren könnten, soweit diese im Zusammenhang mit dem VfB Stuttgart stehen.
Bitte zögern Sie nicht uns mitzuteilen, wie der VfB Stuttgart zur Aufklärung des Sachverhalts beitragen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Schraft
Gesamtleiter Unternehmenskommunikation
Sehr geehrter Herr Schraft,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Anfrage. Lassen Sie mich zunächst betonen, dass es sich bei der Pressemitteilung von Dr. Singler um einen mit der Kommission in keinster Weise abgestimmten Alleingang handelt, von dem ich mich als Vorsitzende sofort in zwei Pressemitteilungen distanziert habe. Ich bedauere es außerordentlich, dass Dr. Singler diesen Schritt an die Öffentlichkeit getan hat, denn nun ist exakt die Situation eingetreten, die zu Ihrer Anfrage führen musste: Es wurden Dopingvorwürfe in der Öffentlichkeit erhoben, ohne dass dieser und vor allem den betroffenen Fußballvereinen sowie dem Bund Deutscher Radfahrer von der Evaluierungskommission auch die zugrunde liegenden Informationen und Unterlagen zugänglich gemacht werden können. Schon allein deshalb, weil die Kommission an die Benutzer- und Veröffentlichungsauflagen des Staatsarchivs Freiburg gebunden ist. Das gilt auch für die wiederum ohne Kenntnis und Zustimmung der Kommission von Dr. Singler in der Bild Zeitung mitgeteilten Informationen aus den Unterlagen. Ein solches Vorgehen kann in keiner Weise, wie das Dr. Singler getan hat, mit dem "Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit" begründet werden.
Ich nenne das gerade auch deswegen unverantwortlich, weil das mediale Interesse und die damit verbundenen Spekulationen gerade im Fall des SC Freiburg und VfB Stuttgart, die auf dem 17. respektive 18. Tabellenplatz stehen, deren Konzentration und Mobilisierung aller Kräfte zum Bundesligaklassenerhalt sicher nicht zuträglich sind.
Zu meinem tiefen Bedauern ist es der Kommission nicht möglich, der Öffentlichkeit oder auch nur den betroffenen Fußballvereinen sowie dem BDR das Gutachten und die zugrunde liegenden Unterlagen vor der Veröffentlichung im Abschlussbericht zugänglich zu machen. Kein Kommissionsmitglied außer Dr. Singler hat bislang auch nur eine Seite der Akten der Staatsanwaltschaft Freiburg eingesehen respektive eine Seite Kopie in Händen gehalten. Das Gutachten wurde der Kommission von Dr. Singler Freitag nachts (27. Februar 2015) vorgelegt, am Montag Mittag (2. März) erfolgte sein Alleingang mit der Pressemitteilung. In diesen gut zwei Tagen und zudem über das Wochenende, darüber dürfte sich Dr. Singler im Klaren gewesen sein, wird kaum ein Kommissionsmitglied die Zeit gefunden haben zum gründlichen Studium des Gutachtens.
Die Kommission steht in der Verantwortung, angesichts der Schwere der Vorwürfe nun mit größter Sorgfalt vorzugehen und die Akten wie auch die eingetretene Situation zu analysieren. Dies wird in den nächsten Tagen und Wochen geschehen. Zudem hat Dr. Singler der Kommission seinen Rücktritt aus der Kommission angeboten. Auch die Klärung dieser Frage sowie derjenigen eines eventuellen Verstoßes gegen die Benutzer- und Veröffentlichungsauflagen des Staatsarchivs Freiburg müssen nun angegangen werden.
Mit freundlichen Grüßen und der nochmaligen Bitte um Verständnis,
Letizia Paoli
PS Ich stelle Ihnen frei, meine Antwort für die Öffentlichkeitsarbeit des VfB Stuttgart zu verwenden.