Wenn am 25. Spieltag alles optimal läuft, haben der VfB und Katja Ebstein etwas gemeinsam. Zumindest in Bezug auf ihre Version des Schlagers „Wunder gibt es immer“, den Christian Bruhn und Günter Loose 1970 geschrieben haben. Die Sängerin trat mit dem Lied nämlich nicht nur beim damaligen Eurovision Song Contest an und wurde Dritte, sondern sie belegte in den deutschen Charts ebenso Platz 16.
Auf den deutschen Fußball übertragen sind die Charts die Bundesligatabelle, und bei Niederlagen von Freiburg sowie Paderborn würde der VfB am kommenden Wochenende an diesen beiden Mannschaften vorbeiziehen, sich auf Platz 16 schieben. Vorausgesetzt ist allerdings ein Sieg in Leverkusen, wo die Jungs aus Cannstatt an diesem Freitag von 20:30 Uhr an auf die Werkself treffen – und in der Vorbereitungswoche auf diese Partie hat Huub Stevens den Song von Katja Ebstein gehört, wie er an diesem Donnerstag kundtat.
„Besser vor dem Tor“
Freilich wäre es übertrieben, einen Erfolg gegen Bayer 04 Leverkusen als „Wunder“ zu betiteln, genauso wie es unpassend wäre, den Nichtabstieg des VfB in dieser Saison als solches zu bezeichnen. Doch Katja Ebstein singt in ihrem Lied auch: „Warum kommt das Glück nicht zu mir?“ Hier lässt sich eine Brücke zum grünen Rasen schlagen, denn das Quäntchen Fortune, das den VfB Profis gerade in den zwei vergangenen Spielen gefehlt hat, kommt nur zu ihnen, in dem sie es sich hart erarbeiten. Das tat die Mannschaft von Huub Stevens unter der Woche, sei es im Mannschaftstraining oder auch in einigen Einzeleinheiten, welche die Spieler an die gemeinsame Arbeit anschlossen.
Huub Stevens mag Strenge, aber auch Spaß.
Intensive Zweikampfübungen, Passformen und Torabschlüsse bildeten einen Großteil der Vorbereitung auf Leverkusen. Mit Ersterem soll nicht nur die Galligkeit geschult, sondern auch die Freude in die Arbeit gebracht werden. „Fußball muss auch Spaß machen, und da wir bislang in den Spielen nicht so viel davon hatten, ist er im Training umso wichtiger“, sagte Huub Stevens, betonte aber umgehend: „Bei allem Spaß ist wichtig, dass alle wissen, in welcher Situation wir uns befinden – und das ist der Fall.“
Die vielen Passformen dienten derweil als Vorbereitung auf die Spielweise des Gegners. „Pressing musst du überspielen“, sagte Huub Stevens, „deshalb dürfen wir uns gerade gegen Leverkusen nicht viele Fehler im Aufbauspiel erlauben.“ Auch wenn die Mannschaft von Roger Schmidt ihre druckvolle Herangehensweise mittlerweile nicht mehr ganz so intensiv praktiziere wie früher in dieser Saison. Die Übungen mit Torabschluss sollten die Schlagkraft erhöhen, und auch hier beobachtete der VfB Cheftrainer einen Fortschritt: „Die Jungs agieren vor dem Tor besser als in der Vorwoche, aber das sollten wir nun auch ins Spiel mitnehmen.“
Drei Gesperrte
Moritz Leitner, Martin Harnik und Karim Haggui können diesen Plan zumindest für die Begegnung in Leverkusen nicht umsetzen. Neben diesen drei gesperrten Profis fehlen weiterhin die Langzeitverletzten Antonio Rüdiger (Laufarbeit) sowie Daniel Didavi (Rehatraining). Christian Gentner und Timo Werner, die unter der Woche teilweise angeschlagen pausieren mussten, sind aller Voraussicht nach einsatzbereit.
Letztlich spielt es aber keine Rolle, wer aufläuft. Entscheidend ist, dass die Jungs aus Cannstatt ihre gute Trainings- und verbesserte Spielleistung mal wieder mit einem Sieg krönen. Nicht nur, weil sich der VfB lediglich mit einem Drei-Punkte-Erfolg auf Platz 16 in den deutschen Fußballcharts hocharbeiten kann, sondern auch weil nur durch Siege die Selbstsicherheit einen kräftigen Schub erfährt, wie Huub Stevens sagt, – und das Vertrauen in die eigenen Stärken ist für die darauffolgenden neun Partien sowie das Ziel Klassenverbleib schließlich ein immens wichtiger Baustein.