Um Eintracht Frankfurt in der Saison 2014/2015 zu beschreiben, eignet sich ein Blick zurück auf den 25. Oktober des vergangenen Jahres. Bestimmt schüttelte fast jeder der knapp 50.000 Besucher im Stadion der Mainmetropole an diesem Samstagnachmittag im Verlauf der Hinrundenpartie zwischen den Hessen und dem VfB den Kopf.
Schließlich sahen die Zuschauer beim 5:4-Erfolg der Jungs aus Cannstatt ein Wahnsinnsspiel, das im Speziellen sinnbildlich für die bisherige Gesamtsaisonleistung der Mannschaft von Thomas Schaaf steht. Vom Ausgang einmal abgesehen, schließlich machte der Achte mehrheitlich nicht durch Niederlagen auf sich aufmerksam und rangiert im sicheren Tabellenmittelfeld – wobei die Chance auf einen internationalen Wettbewerb ähnlich vorhanden ist wie die theoretische Gefahr des Abrutschens in die Abstiegszone.
Die neun Treffer im Herbst 2014 haben insofern einen symbolischen Charakter, als dass nur zwei Mannschaften in der Bundesliga (Bremen und Paderborn) bislang mehr Tore kassierten als Eintracht Frankfurt (49). Allerdings erzielten auch nur die beiden Spitzenteams aus München und Wolfsburg mehr Treffer als die Eintracht (48). Mit 3,9 Toren pro Begegnung sind die Hessen vor dem 26. Spieltag der Club, bei dem im deutschen Fußballoberhaus in dieser Spielzeit im Schnitt die meisten Tore fallen. Bei Eintracht Frankfurt scheint das Spektakel inklusive, das Hinspiel gegen den VfB belegte dies eindrucksvoll.
Dass eine von Thomas Schaaf trainierte Mannschaft oftmals für ein Torfestival gut ist, bewies schon die Zeit des 53-Jährigen bei Werder Bremen. 14 Jahre war er dort als Cheftrainer des Bundesligateams tätig, bestritt mit den Norddeutschen 479 Spiele im deutschen Fußballoberhaus und gewann die Deutsche Meisterschaft sowie den DFB-Pokal. Seit dieser Saison gibt der Routinier nun Anweisungen an der Seitenlinie bei Eintracht Frankfurt, sein Faible für offensiven Fußball hat er aber beim Umzug nach Hessen nicht verloren.
Einer der führenden Köpfe: Bruno Hübner
„Gibt keinen vorbildlicheren Profi als Alex“
Deshalb hat der gebürtige Mannheimer, der seit Juli 2014 für die Eintracht arbeitet, sicher auch seine große Freude an Alexander Meier. Die Nummer 14 der Eintracht ist ein Phänomen, der Offensivspieler trifft, trifft und trifft – und zwar seit Jahren. 10, 2, 17, 16, 8: so liest sich die Trefferanzahl des Torjägers in den vergangenen fünf Ligaspielzeiten. In der aktuellen Saison hat der kopfball- und schussstarke Profi noch einmal zugelegt und führt mit bislang 19 Treffern die Liste der Bundesligatorschützen an. „Es gibt keinen vorbildlicheren Profi als Alex. Er fällt nicht durch Schlagzeilen, sondern durch Leistung auf“, sagte Heribert Bruchhagen in diesem Jahr laut dem Sportinformationsdienst über den Profi und ergänzte: „Für Spieler wie ihn lohnt es sich, täglich zu arbeiten.“
Das tut der Frankfurter Vorstandsvorsitzende indes nun bereits seit mehr als zehn Jahren in dieser Position. Er hat mit der Eintracht schon so einiges erlebt, stieg ab, stieg auf, spielte international, meisterte Krisen, genoss Erfolge. Treu ist sich der mittlerweile 66-Jährige dabei immer geblieben. Er findet klare Worte, handelt mit Weitsicht und scheut sich auch nicht vor vereinsinterner sowie -externer Kritik.
Das Mitglied im Vorstand der Deutschen Fußball-Liga holte 2011 unterdessen Bruno Hübner vom Ligakonkurrenten MSV Duisburg an den Main. Frankfurt war gerade in die zweite Bundesliga abgestiegen, und der neue Sportdirektor in den Folgejahren maßgeblich am direkten Wiederaufstieg sowie der Qualifikation für die UEFA Europa League 2013/2014 beteiligt. Der heute 54-Jährige sorgte für eine hohe Fluktuation von Spielern bei der Eintracht und zeigte dabei oft ein gutes Gespür.
Profis wie Kevin Trapp, Carlos Zambrano, Bastian Oczipka, Stefan Aigner oder Takashi Inui entwickelten sich zu wichtigen Säulen im Spiel der Hessen, sei es unter Armin Veh oder dessen Nachfolger Thomas Schaaf. Im Hinspiel standen sich diese beiden Fußballlehrer noch gegenüber, heute trainiert Huub Stevens die VfB Profis – und auch er würde sich natürlich über ein Ergebnis wie im Hinspiel freuen.