Da Huub Stevens in der vergangenen Saison in einer zumindest ähnlichen Situation beim VfB begann, ist ein Vergleich unumgänglich. Damals schaute er nach dem ersten Training seine Assistenten an und fragte in Bezug auf den mentalen Zustand der Mannschaft: „Was ist denn hier los?“ Nun blickte er nach der Auftakteinheit nicht nur in andere Traineraugen, er hatte auch einen anderen Eindruck von der Verfassung des Teams. „Gut“, sagte der 60-Jährige auf der Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel am Freitag beim SC Freiburg (20:30 Uhr).
Außerdem sah er in den bisherigen Trainingseinheiten, „dass die Jungs mitziehen, dass sie wollen“. Darüber hinaus konnte er „keinen schlechten konditionellen Zustand“ feststellen. Aufgrund der kurzen Zeit bis zum Baden-Württemberg-Derby lag der Fokus aber ohnehin auf mentalen und taktischen Elementen. Einzelgespräche mit den Spielern sowie Übungen zur Abstimmung dominierten daher das Training.
Verbesserungsbedarf bei der Abstimmung
Huub Stevens achtet stark auf die Balance seiner Mannschaft, Defensive und Offensive müssen in sich, aber auch untereinander harmonieren. Das wollte und will er den Jungs aus Cannstatt vermitteln. Daneben ist es ihm wichtig, wieder mehr Freude in den VfB Kader zu bringen: „Wenn Spieler verlieren und unten stehen, dann ist natürlich nicht so viel Spaß vorhanden. Diesen müssen wir wieder reinbringen.“
Den Nichtabstieg im Fokus: Huub Stevens
Bei allem gelte es allerdings, sich selbst treu zu bleiben, auch das wolle er seinem Team vermitteln. Die Aufstellung von Huub Stevens ist abhängig davon, wie sich die Spieler präsentieren, welchen Eindruck sie im Training hinterlassen – bei ihm, seinen Assistenten und den Mannschaftskollegen. Folglich ist es sinnlos, vom Aufgebot seiner vergangenen VfB Amtszeit auf das der jetzigen zu schließen. Denn der Cheftrainer bleibt seiner Herangehensweise treu, und Spieler, die ihn und seine Assistenten zum Ende der abgelaufenen Saison nicht überzeugten, könnten dies ja nun tun.
Trotz der bisher kurzen Zeit, die er mit der aktuellen Mannschaft gearbeitet hat, schwirrt ein Grundmuster für die Aufstellung in seinem Kopf herum. „Klar“, sagt Huub Stevens, „alles andere wäre auch komisch.“ In diesem fehlt für Freiburg Georg Niedermeier. Der Innenverteidiger will nach seiner Oberschenkelverletzung zwar unbedingt, aber dem Cheftrainer ist das Risiko zu groß. Er hofft auf eine Rückkehr des Routiniers in den Kader beim Heimspiel gegen Schalke.
„Guter Kader“ trotz sechs Ausfällen
Gegen die Gelsenkirchener soll auch Daniel Didavi wieder zur Verfügung stehen. Bei Mohammed Abdellaoue und Vedad Ibisevic hofft Huub Stevens, dass sie noch in diesem Jahr ins Mannschaftstraining einsteigen – zumindest Teile davon absolvieren können. Im Breisgau fehlen außerdem die gesperrten Daniel Schwaab und Oriol Romeu. „Wir haben sechs Ausfälle, aber der Kader ist immer noch gut“, sagt der neue Chefcoach, der einen „aggressiven Fußball“ der Freiburger erwartet.
„Darauf müssen wir die richtige Antwort finden, und dafür müssen wir unsere Qualitäten zeigen“, sagte der erfahrene Niederländer und erzählte, dass er den Begriff „System“ für altmodisch hält, selbst lieber von „Organisation“ spricht. Das bedeutet: „Abhängig von der Qualität der Einzelnen versucht man als Trainer eine Mannschaft zu finden, in der sich die Spieler wohlfühlen und Erfolg haben“ – und das klappt hoffentlich schon an diesem Freitag.