Für Peter Lohmeyer gibt es nur einen Verein, mit dem er mitfiebert. Leute, die für mehrere Clubs gleichzeitig die Daumen drücken würden, seien nicht ernst zu nehmen – und so schlägt das Herz des Schauspielers ganz eindeutig für den FC Schalke 04, obwohl er selbst schon das VfB Trikot getragen hat. Vor dem Spiel der Jungs aus Cannstatt gegen die Königsblauen am Samstag in der Mercedes-Benz Arena (15:30 Uhr) spricht der 52-Jährige über seine Fanleidenschaft, lange Anreisen zu Heimspielen, seine Vergangenheit beim VfB und Huub Stevens.
Hallo Herr Lohmeyer, Sie sagten einst, dass Ihnen kein Weg zu weit für den FC Schalke 04 ist. Sind Sie also auch am Samstag beim Auswärtsspiel beim VfB dabei?
Peter Lohmeyer: „Ich würde mir das Spiel total gerne im Stadion anschauen, aber ich halte mich aktuell in Berlin auf und muss noch einen Film synchronisieren. Daher werde ich die Partie in einer Schalker Fankneipe in Berlin anschauen.“
Die Heimspiele verfolgen Sie aber regelmäßig im Stadion?
Peter Lohmeyer: „Zehn bis 15 Partien pro Spielzeit sehe ich im Stadion. Ich besorge mir dann einfach eine Karte für den Block, in dem noch Platz ist. Ich stehe auch ab und an mal in der Nordkurve. Das ist aber keineswegs immer der Fall. Die Auswärtsspiele beim HSV, in Bremen oder in Berlin schaue ich mir auch meist im Stadion an. Generell sehe ich die Schalker Partien immer. Oft stellt sich allerdings nur die Frage ‚wo?‘. Es kommt immer darauf an, wie ich beruflich eingebunden bin. Wenn ich nicht vor Ort bin, dann schaue ich das Spiel in einer Kneipe an – so wie am Samstag.“
Wie reisen Sie aus Ihrem Wohnort Hamburg nach Gelsenkirchen an?
Peter Lohmeyer: „Mit dem Zug. Ich bin etwa vier Stunden unterwegs. Meist mache ich noch eine Zwischenstation in Bochum, um Familie und Freunde zu besuchen. Wenn die Partie dann torlos, nur 1:1 endet, oder wir sogar verlieren, dann kann die Rückfahrt schon hart sein. Daher haben auch die Fans meinen größten Respekt, die zu allen Spielen mitfahren.“
Sie sind seit 46 Jahren Schalke-Fan. Wie sind Sie zu dem Club gekommen?
Peter Lohmeyer: „Genau lässt sich das gar nicht erklären. Ich habe als Sechsjähriger bei Fichte Hagen Hallenhandball gespielt. Die Vereinsfarbe war blau, insofern lag Schalke 04 nahe. Man rutscht da einfach so rein. Aber wenn man sich einmal einen Club ausgesucht hat, bleibt man auch dabei.“
Schauspieler und Fußballfan: Peter Lohmeyer
Wie schätzen Sie die aktuelle Lage beim FC Schalke 04 ein?
Peter Lohmeyer: „Derzeit befinden sich Trainer und Mannschaft noch in einer Findungsphase. Momentan herrscht das Prinzip Hoffnung vor. Das gilt sowohl für die Champions League, in der wir Maribor nächste Woche schlagen wollen und gleichzeitig darauf hoffen, dass Lissabon gegen Chelsea verliert, als auch in der Bundesliga, wo wir auf drei Punkte am Samstag in Stuttgart hoffen.“
Sie sind selbst in Ihrer Jugendzeit für den VfB aufgelaufen sind. Auch Ihre Zeit in Stuttgart konnte an der Wahl Ihres Lieblingsvereins nichts ändern?
Peter Lohmeyer: „Nein. Wir waren nach Gerlingen gezogen. Von dort aus dauerte die Anreise mit Bus und Bahn nach Bad Cannstatt etwa anderthalb Stunden. Ich habe damals ein Jahr in der C-Jugend beim VfB gespielt. Ich erinnere mich daran, dass in diesem Jahr Albert Sing, der frühere Assistent von Sepp Herberger, Trainer der Bundesligamannschaft geworden ist (Saison 1974/1975 Anm. d. Red.). Hansi Müller lief derweil für die A-Jugend auf. Mein bestes Spiel habe ich in einer Freundschaftspartie gegen Concordia Hamburg gemacht, in der ich eine Art Mittelläufer gespielt habe. Nach dem Schlusspfiff wollte ein Gegenspieler das Trikot mit mir tauschen. Da habe ich aber gesagt: ‚Das geht gar nicht.‘ Denn meine Mutter musste damals noch das Vereinswappen aufwendig auf den Brustring nähen. Schließlich sind wir wieder weggezogen, und ich habe meine fußballerische Karriere nicht weiter verfolgt.“
Ist das Interesse am Bundesliga-Team des VfB in dieser Zeit dennoch gestiegen?
Peter Lohmeyer: „Natürlich ist eine Sympathie entstanden, die auch noch heute anhält. In den Partien ohne Schalke-Beteiligung bin ich tendenziell eher für den VfB. Aber letztlich kann man nur für einen Verein richtig brennen, und das ist bei mir der FC Schalke 04.“
Auch in Ihrer Zeit in Stuttgart begleitete Sie Ihr Lieblingsverein. Sie bekamen sogar den Spitznamen „Schalke“…
Peter Lohmeyer: „…ja. Ich bin in dieser Zeit aufs Eberhard-Ludwig Gymnasium gegangen. Im Sportunterricht wollte mir mein späterer Kumpel ‚Haufi‘ einen Ball zupassen, kannte meinen Namen aber noch nicht, da hat er einfach „Schalke“ gerufen, weil ich ein blaues Schalke-Trikot getragen habe. Später haben mich dann auch die Lehrer teilweise so genannt. Mein Kumpel war es auch, der dem VfB Spieler Heinz Stickel zurief: ‚Gib‘ dem kein Autogramm. Der ist Schalker.‘ Heinz Stickel hat mir trotzdem seine Unterschrift gegeben.“
Was erwarten Sie für ein Spiel, wenn der VfB am Samstag auf Schalke trifft?
Peter Lohmeyer: „Das Motto lautet: ‚Die Hoffnung stirbt zuletzt.‘ Ich gehe seit ein paar Wochen in die Spiele und erwarte zunächst einmal gar nichts. Das hat zuletzt ganz gut funktioniert. Der VfB hat mit Huub Stevens einen Trainer, der weiß, wie der Verein funktioniert, und zudem ein schlauer Fuchs ist. Ich wünsche mir einfach viele Tore. Ein 4:3 für uns wäre ein Wunschergebnis.“
Wie haben Sie Huub Stevens aus seiner Schalker Zeit in Erinnerung?
Peter Lohmeyer: „Er ist ein Mann, der gerade heraus handelt. Solche Typen gibt es nicht mehr so viele. Ich denke, er ist in der aktuellen Situation des VfB gerade der richtige Mann. Er wird schon dem einen oder anderen Spieler sagen, wo es lang geht.“
Fotos: Lola Klamroth, Peter Lohmeyer