Die Schlussphase der Partie des VfB beim SV Werder Bremen in der Saison 1983/1984 vor 38.500 Zuschauern im Weser-Stadion lief, als Hermann Ohlicher im Getümmel vor dem gegnerischen Tor am schnellsten reagierte und zum 2:1 für die Jungs aus Cannstatt traf. Ein Tor mit dem der Offensivspieler am 33. Spieltag der damaligen Spielzeit Geschichte geschrieben hat. Denn mit diesem Sieg und den zeitgleichen Ausrutschern der ärgsten Meisterschaftskonkurrenten in dieser Saison aus Hamburg und München war dem VfB der dritte Meistertitel in der Vereinsgeschichte und der erste nach 1952 vor dem letzten Saisonspiel nicht mehr zu nehmen. Schließlich lag die Mannschaft des Trainers Helmut Benthaus bei der damals noch geltenden zwei-Punkte-Regel mit zwei Zählern Vorsprung und dem deutlich besseren Torverhältnis an der Spitze.
Hermann Ohlicher im Duell mit Wolfgang Kleff
Die meisten Pflichtspiele für den VfB
Dieser Treffer von Hermann Ohlicher war allerdings nur einer von insgesamt 96, die der Offensivspieler in insgesamt 318 Bundesligapartien für den Club aus Cannstatt erzielte. Gleich dreimal traf der gebürtige Oberschwabe in seinem ersten Bundesligaspiel beim 3:0-Heimsieg gegen den FC Schalke 04. Nur Karl Allgöwer (129) und Fritz Walter (102) trafen im deutschen Fußballoberhaus für den Club vom Neckar häufiger. International erreichte Hermann Ohlicher mit dem VfB sowohl in den beiden Spielzeiten 1973/1974 sowie 1979/1980 das Halbfinale des UEFA-Pokals. 1979 sicherte er seinem Team im Erstrundenrückspiel beim AC Turin mit dem 1:2-Anschlusstreffer in der Schlussminute der Verlängerung das Weiterkommen. Das Hinspiel hatte der VfB mit 1:0 gewonnen.
Doch nicht nur durch seine zahlreichen und oft bedeutenden Tore spielte sich Hermann Ohlicher in die Herzen der VfB Fans, die ihn mit den Sprechchören "Ein Klassemann, ein Rassemann ist Ohlicher" feierten. Nach seinem Wechsel im Jahr 1973 vom FV Ravensburg zum VfB trug der Diplom-Ingenieur in den zwölf Jahren bis zu seinem Karriereende ausschließlich das Trikot mit dem roten Brustring. Er zeigte bei seinen Auftritten stets einen unbändigen Einsatz und machte vor allem durch sein hohes Laufpensum auf sich aufmerksam, mit dem er noch gegen Ende seiner Karriere den einen oder anderen jüngeren Mitspieler übertrumpfte. So finden sich in Artikeln, die über Hermann Ohlicher veröffentlicht wurden, Charakterisierungen wie "ehrlicher Arbeiter" oder auch "Identifikationsfigur". Zudem bestritt kein Spieler wettbewerbsübergreifend mehr Pflichtspiele für den Club aus Cannstatt als Hermann Ohlicher. Er ist ein Dunkelroter, der dem Verein auch nach seiner Spielerkarriere treu geblieben ist. Ende der achtziger Jahre war er zunächst Manager und Mitglied des erweiterten Vorstandes. Seit 2009 ist der 65-Jährige Ehrenmitglied, ein Jahr später wurde er in den Ehrenrat des VfB gewählt, dem der ehemalige Profi seit August dieses Jahres auch vorsitzt.
Der VfB bedankt sich bei Hermann Ohlicher anlässlich seines 65. Geburtstags für sein außergewöhnliches Engagement als Spieler sowie Funktionär und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft.
Hermann Ohlichers VfB Karriere in Zahlen
Wettbewerb | Spiele | Tore |
---|---|---|
gesamte Pflichtspiele für den VfB | 460 | 157 |
Bundesliga | 318 | 96 |
2. Bundesliga | 72 | 30 |
DFB-Pokal | 35 | 18 |
International | 35 (UEFA-Pokal, 1 Partie im Europapokal der Landesmeister) | 13 |