Im April 2013 begann für die TSG Hoffenheim eine neue Zeitrechnung. Markus Gisdol löste Marco Kurz als Trainer des Vereins aus dem Kraichgau ab. Zudem gab es einen Wechsel auf der Position des Direktors Fußball: Alexander Rosen folgte auf Andreas Müller. Zu diesem Zeitpunkt lag die TSG nach 27 Spieltagen der Saison 2012/2013 mit neun Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz auf Rang 17. Erstmals seit Jahren schien es so, als schlage die Entwicklung ins Negative um, nach einer Periode des Aufschwungs und der anschließenden Stagnation mit drei elften Plätzen in der Bundesliga, zahlreichen Trainerwechseln und einer hohen Fluktuation im Kader. In diesem Moment setzte der Verein also auf zwei Neulinge auf entscheidenden Positionen.
Konfrontiert mit der schwierigen Situation fingen die beiden an zu ackern, ähnlich wie in einer Fabel des griechischen Dichters Äsop, bei der ein Frosch, der in ein Milchfass gefallen ist, angesichts seiner bedrohlichen Lage konstant mit seinen Beinen strampelt, die Milch zu Butter schlägt und somit überlebt. Die beiden neuen Verantwortlichen im Kraichgau haben sich auch nicht aufgegeben. Das Team schaffte am letzten Spieltag den Sprung auf den Relegationsplatz und gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:1, 2:1) den Klassenverbleib. Nach der turbulenten Schlussphase dieser Spielzeit kehrte bei der TSG in der vergangenen Saison Ruhe ein. Das Team wurde umgebaut, international bekannte Spieler wie Ryan Babel, die mit großen Erwartungen geholt0 wurden, verschwanden aus dem Kader. Stattdessen setzte der Coach auf Nachwuchskräfte wie Niklas Süle.
Sein Einsatz ist fraglich: Adam Szalai
Investitionen in die Defensive
Am Saisonende belegte Hoffenheim Platz neun. Doch die Ruhe, die dieser Rang vermitteln mag, täuscht. Denn wie wohl kaum eine andere Mannschaft in der Bundesliga sorgte Hoffenheim oft für ein Spektakel auf dem Spielfeld – mal zur Freude, mal zum Leidwesen der sportlichen Verantwortlichen an der Seitenlinie und der Fans. "Unser offensives Gesicht lächelt schon, das defensive verdrückt ab und an noch eine Träne", sagte Alexander Rosen einst in einem Interview mit dem Magazin "Der Spiegel". So standen am Ende der Saison 72 erzielten Treffern 70 Gegentore gegenüber. Genauso wie die TSG in diesen Partien mit einem offensiven Hurra-Stil überzeugte, so sehr enttäuschte Hoffenheim öfters in der Rückwärtsbewegung. Stellten die Kraichgauer mit ihren erzielten Treffer die drittbeste Offensive der Liga, kassierten nur der Hamburger SV (75) und der 1. FC Nürnberg (70) mehr Gegentore.
Das Ziel "den Verein zu stabilisieren", wie Markus Gisdol bereits vor der vergangenen Saison sagte, war aber weitestgehend erreicht worden. Auch die Trainingsgruppe zwei, die in der Vergangenheit für mediales Aufsehen sorgte, wurde aufgelöst. Bleibt die Baustelle Defensive, an der die Verantwortlichen vor dieser Saison gearbeitet haben. Die Liste der Neuzugänge fiel nicht nur deutlich kürzer aus als in den Vorjahren, der Club investierte überwiegend in seine Defensive. Mit Oliver Baumann wechselt ein neuer Torhüter nach Hoffenheim, zudem kamen die Defensivspieler Ermin Bicakcic, Jin-Su Kim und Pirmin Schwegler. Letzterer soll künftig vor allem mit seiner Erfahrung Stabilität in die junge Hintermannschaft bringen, wegen Adduktorenbeschwerden kam der Schweizer bisher allerdings noch nicht in der Liga zum Einsatz, ist für die Partie gegen den VfB aber wieder fit. Diesen Neuverpflichtungen, deren Ziel in erster Linie darin besteht, Tore zu verhindern, stehen mit Adam Szalai und Steven Zuber nur zwei namhafte Offensivneulinge gegenüber. Hinter dem Einsatz des Ersteren steht allerdings noch ein Fragezeichen, ebenso ist noch offen, ob Sebastian Rudy, Niklas Süle und Sven Schipplock auflaufen können. Definitiv fehlen werden Sejad Salihovic (Wunde am Knie) und Ermin Bicakcic (Muskelfaserriss im Oberschenkel).
Derweil lässt sich nach den drei bisherigen Spieltagen zwar noch nichts über die Stabilität der Mannschaft sagen, doch beim Vergleich des Torverhältnisses nach dem dritten Spieltag der Vorsaison mit dem diesjährigen fällt auf: statt 10:6 steht dort nun 4:2. Dies könnte ein Hinweis auf eine neue Zeitrechnung sein.