Hallo Gente, am Sonntag steht Dein elfter persönlicher Saisonauftakt an. Was ist diesmal anders beziehungsweise hat sich im Laufe der Jahre verändert?
Christian Gentner: "Oh je, das ist schwierig. Gleich geblieben ist schon mal, dass du jedes Jahr vor der Saison viele Fragezeichen hast. Du weißt nie genau, wie schnell sich eine Mannschaft findet. Wie stark bist du, wie stark haben sich die anderen Teams verbessert. Ansonsten ist es speziell in diesem Jahr aufgrund der schlechten vergangenen Saison so, dass wir uns viel vorgenommen haben. Der Schlüssel wird es sein, dass wir den Druck, den wir uns selbst machen, nicht so groß werden lassen, dass er uns hemmt. Das ist von Beginn an entscheidend."
Was genau bedeutet viel vornehmen?
Christian Gentner: "Auch das ist schwierig zu erklären. Wir wissen eigentlich um unsere Fähigkeiten, haben diese aber im vergangenen Jahr viel zu selten abrufen können. Ich hoffe und erwarte, dass das in den Köpfen drin ist, damit jeder an sein Leistungslimit kommt, um uns selbst und alle VfBler von so etwas zu verschonen, was in der abgelaufenen Saison der Fall war."
Ist die Spannung eine andere als bei den bisherigen Saisonstarts?
Christian Gentner: "Im Verlauf der Vorbereitung baust du nach und nach den Spannungsbogen auf. Beim ersten Training denkst Du: oh Gott, sechs Wochen Vorbereitung, das zieht sich. Aber plötzlich ist der erste Spieltag da, und du denkst: wie schnell ging das denn? Das ist immer dasselbe, und es hat sich auch in Bezug auf die Spannung nichts verändert. Jedes Mal herrscht Vorfreude, sich wieder zu präsentieren, und alle sind froh, dass die bundesligafreie Zeit mit dem Eröffnungsspiel zu Ende geht."
Schaut ihr euch die Partie eigentlich an, oder verfolgt ein Fußballprofi nach so vielen Jahren nicht mehr so viele Spiele?
Christian Gentner: "Doch, definitiv. Ich schaue mir zwar nicht mehr ganz so viel wie früher an. Aber das Eröffnungsspiel und auch die meisten anderen Ligaspiele schaue ich, wenn es zeitlich hinhaut."
Da gibt's dann auch keinen Stress daheim?
Christian Gentner: (lacht) "Nein, nein, nein. Das lassen wir nicht zu, das ist schon geklärt."
Gibt die Richtung vor: Kapitän Christian Gentner
Du hast gesagt, dass das einzig Gute am Pokalausscheiden die Tatsache war, dass dadurch früh klar geworden ist, dass es noch viel Arbeit gibt. Quasi ein früher Wachrüttler. Inwiefern merkst Du, dass diese Warnung in der Mannschaft angekommen ist?
Christian Gentner: "Es bringt nichts zu erzählen, dass es jeder begriffen hat. Wir müssen es einfach auf dem Platz zeigen. Die Art und Weise in Bochum war schlecht, das geht so nicht und muss für jeden ein Signal sein. Wir müssen eine Schippe drauflegen, um in der Bundesliga zu bestehen."
Um eine Schippe draufzulegen sind auch die Einheiten zwischen den Spielen wichtig. Worauf kam und kommt es in dieser Trainingswoche an?
Christian Gentner: "Der Trainer hat uns dies ganz gut vermittelt. Er hat klar angesprochen, dass eine Leistung wie in Bochum nicht geht. Bei der Videoanalyse hat er uns klar aufgezeigt, dass wir uns in vielen Situationen nicht gut verhalten haben. Dabei ist er aber dennoch gelassen geblieben und hat nicht nur voll auf die Mannschaft draufgehauen und sie so verunsichert. In seiner soliden Art hat er der Mannschaft vermittelt, nicht in Panik zu geraten."
Neu ist ja nicht nur Armin Veh. Ihr habt auch ein paar neue Mannschaftskollegen begrüßt. Es sind wieder ein paar Tage mit den jüngsten Neuzugängen Oriol Romeu und Filip Kostic vergangen. Welchen Eindruck machen sie auf Dich?
Christian Gentner: "Jedes Training hilft ihnen und uns im Zusammenspiel weiter. Oriol wird uns auf lange Sicht in der zentralen Position wirklich verstärken können, weil er eine große Übersicht hat. Filip hat hervorragende Qualitäten, wenn es Richtung Tor geht. Er setzt auch seinen Körper gut ein. Beide werden uns im Laufe der Saison helfen. Wie schnell, das wird sich zeigen, weil es einfach eine gewisse Zeit dauern kann, sich in einer neuen Mannschaft und einer neuen Liga zurechtzufinden."
Filip ist als Ersatz für Ibrahima Traoré gekommen, der nach Mönchengladbach gewechselt war. Ibo steht mit seiner Schnelligkeit sinnbildlich für den Spielstil der Borussia. Wie solltet ihr diesem Tempofußball entgegentreten?
Christian Gentner: "Wir können hier jetzt nicht genau auf die Taktik eingehen. (schmunzelt) Gladbach hat sich enorm entwickelt, und die Handschrift von Lucien Favre ist deutlich zu sehen. Auch wenn wir Außenseiter sind, so wollen wir dennoch unsere Stärken wie das Konterspiel forcieren. Wir müssen uns wehren, und dass wir uns in Gladbach immer gut präsentiert haben, macht uns Mut…"
…quasi Tempofußball mit Tempofußball begegnen…
Christian Gentner: "…ja natürlich. Nur zurückziehen wird nicht funktionieren."
Und was stimmt Dich zuversichtlich?
Christian Gentner: "Es ist ein anderes Spiel als das im Pokal, aber ich will keine Prognosen abgeben, da will ich vorsichtig sein. Denn aufgrund der vergangenen Saison fangen wir quasi leider nicht bei null an, sondern ein bisschen hinten dran. Wir sind gefordert und müssen das als Chance sehen und so auch die Partie angehen. In Gladbach ist dann sicherlich immer etwas möglich, zumal sie mit dem Heimspiel eher den Druck haben."
Außerdem sind eure Fans ja auch wieder zahlreich am Start.
Christian Gentner: "Das stimmt, und das freut und hilft uns auch enorm."