"Belo Horizonte – 9. Juli 2014 – Brasilien gegen Deutschland 1:7. Was soll man über diesen Tag schreiben? Ohne Worte?
Ich gehe mit meinen Kollegen von der WM-Fanbetreuung ins Stadion, komme nach mehr als drei Stunden wieder raus und kann es noch gar nicht einordnen, dass ich neben etwa 60.000 Zuschauern Zeitzeuge eines denkwürdigen Spiels geworden bin. Innerhalb von 29 Minuten liegt der fünfmalige Weltmeister Brasilien mit 0:5 gegen unsere Mannschaft zurück. Am Ende steht mit dem 1:7 der höchste Sieg in einem WM-Halbfinale auf der Anzeigentafel und tausende deutsche Fans sind am Abfeiern. Der helle Wahnsinn!
In Belo Horizonte hatten wir wie in Porto Alegre unsere Fananlaufstelle an zwei verschiedenen Standorten. Einen im Kneipenviertel Savassi, der andere Punkt war in Stadionnähe an der Kirche und Lagune. Am Tag vor dem Spiel hatten uns weniger Fans aufgesucht, weil die meisten Anhänger erst am Spieltag anreisten. Grund dafür war die angespannte Hotelsituation in Belo, und daher übernachteten die meisten in Rio de Janeiro, insgeheim in der Hoffnung das letzte Spiel der WM 2014 dort erleben zu können. Die hatten sicher eine Vorahnung...
Am Spieltag füllte sich die Innenstadt dann zusehends mit deutschen Fans, darunter auch etliche aus unserer VfB Fanszene. Die Stadt setzte einen Busshuttle zum etwa 15 Kilometer entfernten Stadion ein, der gut funktionierte.
Wie bereits in Rio mussten wir vor Diebstählen von Eintrittskarten im Stadionumfeld warnen. Voller Erwartung füllte sich die Kurve. Diesmal konnte man von einem „Fanblock“ reden, zumindest befand sich der Großteil der geschätzten 6.000 Deutschen in einem Stadionbereich. Die brasilianischen Fans zeigten beim Absingen ihrer Nationalhymne, wer der Herr im Hause ist. Allerdings dauerte dieser Umstand nur wenige Minuten – bis zum 0:1. Nach dem 0:2 sang nur noch die deutsche Kurve, und die nächsten Tore folgten innerhalb kurzer Zeit. Es war wie bei einem Trainingsspiel und nicht einem WM-Halbfinale. Brasilien brach komplett auseinander. Auf den Tribünen kam es erstmals zu Auseinandersetzungen, allerdings nur zwischen den brasilianischen Fans. Nach dem Spiel feierte die Kurve zirka eine Stunde lang, und Miro Klose, Thomas Müller, Per Mertesacker sowie Jerome Boateng folgten gerne der Aufforderung „Wir wollen die Mannschaft sehen“ und kamen in die Kurve.
Es war ein Erlebnis, ein Ereignis, das man wohl nur einmal im Leben miterleben kann. Nur der Weltmeistertitel kann dies toppen, und das wollen wir am 13. Juli in Rio de Janeiro erreichen.
Für unsere vorletzte Reise nutzten wir diesmal nicht das Flugzeug, sondern fuhren mit den Botschaftsfahrzeugen in das etwa 450 Kilometer entfernte Rio de Janeiro. Somit sahen wir auch noch etwas von Hinterland Brasiliens."
Bildergalerie
5. Spiel: DIE Stadt schlechthin
Der VfB Fanbeauftragte Ralph Klenk ist bei der WM in Brasilien vor Ort. Er berichtet von seinen Eindrücken aus Südamerika.
4. Spiel: Ein- oder zweimal nach Rio de Janeiro?
Der VfB Fanbeauftragte Ralph Klenk ist bei der WM in Brasilien vor Ort. Er berichtet von seinen Eindrücken aus Südamerika.
3. Spiel: Recife - das Regenspiel gegen die USA
Der VfB Fanbeauftragte Ralph Klenk ist bei der WM in Brasilien vor Ort. Er berichtet von seinen Eindrücken aus Südamerika.
2. Spiel: Ein Punkt und ein bisschen Chaos
Der VfB Fanbeauftragte Ralph Klenk ist bei der WM in Brasilien vor Ort. Er berichtet von seinen Eindrücken aus Südamerika.
Ankunft und 1. Spiel: Treffpunkt Fanbotschaft
Der VfB Fanbeauftragte Ralph Klenk ist bei der WM in Brasilien vor Ort. Er berichtet von seinen ersten Eindrücken aus Südamerika.