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2014, 3. Mai 2014
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Profis, 03.05.2014

Tchau, salut und ade

Nach insgesamt 22 Jahren, bisher 649 Pflichtspielen sowie 124 Toren verabschieden sich Cacau, Arthur Boka und Ibrahima Traoré vom Heimpublikum.

Ein letztes Treffen bietet immer die Möglichkeit für einen Abschied. Gegen den VfL Wolfsburg war es wieder einmal so weit. Denn beim letzten Heimspiel der Saison 13/14 sagte der VfB tschüss und ade zu drei seiner Profis. Und vielen Dank. Danke für insgesamt 22 Jahre im Trikot mit dem roten Brustring. Danke für Tore, Grätschen, Vorlagen. Danke für lustige Frisuren, gute Witze und häufiges Lächeln. Danke für Titel, danke für Rettung. Cacau verlässt den VfB nach elf Jahren, Arthur Boka war lediglich drei Jahre weniger in Bad Cannstatt angestellt, und Ibrahima Traoré zieht nach drei Spielzeiten weiter. Drei Typen, bisher 649 Pflichtspiele für den VfB sowie 124 Tore – wir sagen tschüss, in der hiesigen Landessprache und in der ihrer Heimatländer. Tschüss, tchau und salut!

Cacau
Vor zwei Wochen war es endlich wieder soweit. Claudemir Jeronimo Barreto, kurz Cacau, hob beide Arme angewinkelt in die Luft, die Zeigefinger waren gen Himmel gerichtet, und jubelte über sein erstes Tor nach einer sehr langen Verletzungspause. Mit diesem 2:0 kam der VfB am 20. April 2014 gegen 18.40 Uhr dem so wichtigen Sieg gegen den FC Schalke 04 noch näher, die Partie endete 3:1, der VfB schaffte einen Befreiungsschlag im Abstiegskampf – und die etwa 60.000 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena konnten mal wieder den cacau-typischen Torjubel sehen, den der Deutsch-Brasilianer bei seinen 109 Toren im Trikot mit dem roten Brustring so oft vollzog und mit dem er die weiß-roten Fans begeisterte. 345 Pflichtspiele hat der 33-Jährige bislang für den VfB bestritten, nur noch ein weiteres kann hinzukommen. Schließlich endet am kommenden Samstag beim FC Bayern München, dem häufigsten Gegner des Stürmers, eine Ära – auch wenn es gut sein kann, dass der Rechtsfuß nach seiner Karriere in einer anderen Funktion zum VfB zurückkehrt. 2003 wechselte Cacau vom 1. FC Nürnberg nach Bad Cannstatt, bestritt am 21. Juli desselben Jahres im Ligapokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund (0:1) seine erste Pflichtpartie für seinen neuen Klub, erzielte knapp einen Monat danach am dritten Bundesligaspieltag in Mönchengladbach (1:0) sein erstes Tor und sollte elf Jahre lang beim Verein für Bewegungsspiele stürmen. 262 Partien in der Bundesliga, 27 im DFB-Pokal, 15 in der Champions League sowie 33 in der Europa League (inklusive Qualifikation) später sagte der dreifache Familienvater gegen Wolfsburg also "tchau" zum Stuttgarter Publikum. Er prägte den VfB, so wie der VfB den Angreifer prägte. Aus ärmlichen Verhältnissen in Mogi das Cruzes nahe Sao Paulo mit dem Traum vom Profifußballer im Jahr 2000 nach Deutschland gekommen, führte der Weg des gläubigen Christen nach Stationen beim Fünftligisten Türk Gücü München und beim 1. FC Nürnberg an den Neckar, wo er schnell zur Kultfigur reifte. Er hat in den vielen Jahren als Profifußballer nichts von seinem Ehrgeiz, nichts von seiner Warm- und Barmherzigkeit verloren, er ist sehr nahbar und authentisch, läuft stets mit einem Lächeln durch die Geschäftsstelle und ärgert gerne auch VfB Mitarbeiter, indem er immer wieder an einen Fehler erinnert, der schon länger zurückliegt. "Ich werde auch immer an meinen Platzverweis im DFB-Pokalfinale 2007 erinnert", sagt er dann mit einem Lachen – und es ist sofort klar, dass der Hinweis ausschließlich liebevoll gemeint ist. Seine große Liebe hat er in Tamara gefunden, mit der er schon in Brasilien zusammen war. Lidia, Levi und Davi haben ihr Familienglück in Deutschland perfekt gemacht. Es geht ihnen gut im Remstal, und wohin es Cacau nun fußballerisch auch verschlägt, er möchte zurückkehren, seine Kinder sollen in Deutschland aufwachsen. In dem Land, in dem er 2007 Deutscher Meister wurde, für das er bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika als Nationalspieler auflief und ein WM-Tor erzielte, in dem er den Spitznamen Helmut trägt, und in dem er bei der Bürgermeisterwahl seiner Wahlheimat Korb sogar sechs Stimmen erhielt, obwohl er gar nicht kandidiert hatte. Cacau ist bestens integriert, er versucht seine Lebensweise auf einer Mischung aus der brasilianischen und der deutschen Kultur zu gründen, und er kann hoffentlich noch einmal so schön im VfB Trikot jubeln, wie er es oft getan hat – und wie er es auf dem Einband seiner Biographie "Immer den Blick nach oben" im deutschen Nationaltrikot tut, die sicher einiges über ihn erzählt, was noch nicht bekannt war.

Arthur Boka
Fußball, Autos und Frisuren: das könnte in einem Steckbrief über Arthur Boka unter Hobbies stehen. Der 31-Jährige wird den VfB am Saisonende in Richtung Málaga verlassen, in der kommenden Spielzeit in der ersten spanischen Liga auflaufen. Davor steht für den ivorischen Nationalspieler allerdings noch ein großes Vorhaben an: er will zum dritten Mal an einer Weltmeisterschaftsendrunde teilnehmen. "Eine WM ist einfach geil. Alle großen Nationen spielen mit, jeder will das Turnier sehen, jeder hat Lust daran teilzunehmen, jeder will gewinnen", sagte er jüngst bei einem Treffen für das VfB Mitgliedermagazin DUNKELROT. Es war sein vorletzter Auftritt in dem Heft, wohingegen der heutige 3. Mai bei einem Einsatz wohl als der Tag des letzten Auftritts auf dem Rasen der Mercedes-Benz Arena in die Geschichte von Arthur Boka eingehen wird. Im September 2006 wechselte der in Abidjan geborene Linksfuß von Racing Straßburg nach Bad Cannstatt. Er debütierte am 9. September des gleichen Jahres beim 4:0-Sieg im DFB-Pokal bei Alemannia Aachen II und erzielte seinen ersten Treffer etwa vier Wochen später, beim 3:0 über Bayer Leverkusen in der Bundesliga. Während er in der Folgezeit häufig die Farbe und den Schnitt seiner Haare wechselte, so blieb er dem VfB sehr lange treu, bestritt bislang 206 Pflichtspiele im Trikot mit dem roten Brustring – von der Bundesliga über den DFB-Pokal bis hin zur Königsklasse – und trug sich siebenmal als Torschütze in die Statistik ein. Arthur Boka liebt schöne Autos und den Fußballsport, liebenswert ist er derweil zu seinem Umfeld, stets höflich begegnet er seinen Gesprächspartnern. Robust und rigoros hingegen agiert das Kraftpaket auf dem Platz. Wenn er abgeschrieben war, kam er häufig zurück, kämpfte und ackerte im Training sowie im Spiel – sei es auf der linken Außenverteidigerposition, auf der Sechs oder im linken Mittelfeld. Der Ivorer ist in der Mannschaft auch aufgrund seines Humors und seiner Späße beliebt, er lacht viel, albert oft herum. Den nötigen Ernst in der aktuellen Abstiegssituation legt er dennoch professionell an den Tag. Außerdem kennt er den Kampf um den Klassenverbleib aus der Saison 10/11. Als er und seine Mannschaftskollegen damals das Ziel geschafft hatten, färbte sich Arthur Boka die Haare weiß-rot. Beim größten Erfolg mit dem VfB, der Deutschen Meisterschaft in seinem ersten Jahr am Neckar, zierten noch Rastas seinen Kopf. Mit dem gesicherten Ligaverbleib dürfen die VfB Fans nun gespannt sein, ob der 31-Jährige zum Abschied noch einmal zum Frisör geht und die Anhänger bei seinem letzten Spiel in München überrascht.

Ibrahima Traoré
Einige hatten Ibrahima Traoré schon abgeschrieben, als es zu Beginn dieser Rückrunde nicht so richtig laufen wollte beim VfB Flügelflitzer. Doch besonders in den vergangenen Wochen blühte der Nationalspieler Guineas zunehmend auf, er brillierte bei seinen Dribblings, zog pfeilschnell an seinen Gegenspielern vorbei, zur Grundlinie oder in Richtung Strafraum, und ebnete beispielsweise mit seinen Vorlagen zum jeweiligen 1:0 gegen den Hamburger SV sowie den SC Freiburg den Weg für die eminent wichtigen Siege im Kampf gegen den Abstieg. Seinen fußballerischen Esprit auf dem Platz werden die VfB Fans zwar auch in der kommenden Bundesligasaison bestaunen können, doch leider im falschen Trikot. Nach drei Jahren schließt sich Ibo nämlich dem "salut" von Arthur Boka an und verlässt den Klub mit dem roten Brustring, um für Borussia Mönchengladbach aufzulaufen. Als der heute 26-Jährige, der im französischen Villepinte geboren wurde, im Juli 2011 das Augsburger gegen das VfB Trikot tauschte, kam er zunächst nur schwer in Tritt. Verletzungen hinderten den Spaßvogel daran, sportlich bei den Jungs aus Cannstatt Fuß zu fassen. Der Leistungsdurchbruch gelang ihm in der Folgesaison, immer häufiger erfreute er die weiß-rote Fangemeinde mit seinen unnachahmlichen Flügelläufen. Nach einer durchwachsenen Spielzeit 13/14 ist er in jüngster Zeit ein Paradebeispiel, wie ein Fußballer dem Abstiegskampf begegnen sollte. Mit Einsatz, Leidenschaft, Laufbereitschaft und Mut. Letzteren beweist er bisweilen auch in Bezug auf seine Kleidung. Ibrahima Traoré ist ein großer Fan von Schuhen sowie Basecaps und ein wohl noch größerer Anhänger seiner Lieblingsstadt Paris. Anhänger hat er unterdessen auch beim VfB viele gefunden, seitdem er am 29. Juli 2011 in der ersten Runde des DFB-Pokals beim 2:1-Sieg gegen Wehen Wiesbaden erstmals im weiß-roten Dress auflief. Etwa drei Monate später gelang dem Flügelspieler das erste Pflichtspieltor, ebenfalls im Pokal, beim 3:0-Erfolg über den FSV Frankfurt. Insgesamt stand er bisher 98 Mal für den VfB auf dem Feld, acht Treffer erzielte Ibo dabei. Ein weiterer Einsatz kann nun noch hinzukommen, in dem er abermals diejenigen eines Besseren belehren kann, die ihn nach der Verkündung seines Wechsels im Winter bereits aufgegeben hatten.