"Einen neuen Reiz setzen"
Auch wenn auf der Anzeigetafel in der Mercedes-Benz Arena nach dem Abpfiff ein 2:2 prangte, so fühlte sich dieses Remis gegen Eintracht Braunschweig für alle VfBler wie eine Niederlage an. Spieler, Klubverantwortliche und Anhänger – ihnen allen war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, dass der VfB abermals zuerst eine große Chance zum ersten Sieg 2014 vergeben und dann spät doch noch den Ausgleich kassiert hatte.
Nach der Partie sprachen zunächst die Vorstandsmitglieder Bernd Wahler, Fredi Bobic und Ulrich Ruf mit den Fans in der Cannstatter Kurve, später kamen auch noch die Spieler hinzu. Schließlich ist der Zusammenhalt für die kommenden Wochen von großer Bedeutung. "Es herrschte überall eine große Leere. Ich kann die Enttäuschung der Fans verstehen, und da war es für uns keine Frage, dass wir zu ihnen gehen und mit ihnen sprechen. Schließlich gilt nun umso mehr, dass wir alle gemeinsam diese schwierige Situation meistern", sagte Fredi Bobic am Vormittag nach dem 24. Saisonspiel.
Huub Stevens kommt bis zum Saisonende
Hinter ihm und den Vorstandskollegen lagen eine kurze Nacht und eine intensive Besprechung. Deren Ergebnis: Huub Stevens wird das Amt des VfB Cheftrainers übernehmen. Der 60-jährige Niederländer, zuletzt bei PAOK Saloniki unter Vertrag, wird an diesem Montag vorgestellt und von der anschließenden Trainingseinheit bis zum Saisonende die sportlichen Geschicke in Bad Cannstatt leiten.
Der Vorstand sprach nach dem Spiel mit den Fans.
"Der Vorstand hat diese Entscheidung gemeinsam mit Thomas Schneider getroffen. Der Aufsichtsrat trägt diese einheitlich mit. Die aktuelle sportliche Situation erforderte im Bewusstsein der Verantwortung dem Verein gegenüber, diesen schweren Schritt zu tun. Thomas Schneider ist ein VfBler und soll auch zukünftig für den Verein tätig sein", sagte der Präsident Bernd Wahler.
Die VfB Profis erfuhren an diesem Sonntag gegen 9.30 Uhr von der Entscheidung, anschließend absolvierten die Startelfspieler vom Vortag eine Lauf- sowie Kraftraumeinheit und die anderen Akteure ein Spielersatztraining. Der Fokus richtet sich für sie alle von nun auf die Vorbereitung für die Partie bei Werder Bremen am kommenden Samstag. "Wir haben qualitativ eine gute Mannschaft, sie ist derzeit lediglich sehr verunsichert und ihr fehlen die Ergebnisse", sagte Fredi Bobic während des Trainings den Medienvertretern und ergänzte: "Thomas Schneider ist ein VfBler, er hat jeden Tag sehr akribisch gearbeitet. Das war die schwierigste Entscheidung in meiner Karriere, an der ich beteiligt war. Es war sehr emotional. Er soll jetzt erst einmal bis zum Sommer durchschnaufen und dann werden wir uns darüber unterhalten, wie eine weitere Arbeit im Verein aussehen kann."
"Wieder auf unseren Weg zurückkehren"
Ausschlaggebend für den Trainerwechsel seien die Negativserie und die Tatsache gewesen, dass der VfB gegen Braunschweig nicht gewonnen hat. "Das war keine Entscheidung gegen Thomas Schneider, aber der Druck ist verdammt hoch, und wir wollten ganz klar einen neuen Reiz setzen." Huub Stevens soll dem Klub mit dem roten Brustring nun bis zum Saisonende helfen und den Klassenverbleib sichern. "Er ist ein unheimlich erfahrener Trainer, kennt die Bundesliga in- und auswendig. Das ist in einer solchen Situation sehr wichtig", sagte der Sportvorstand. Der Coach sei sehr auf Disziplin bedacht und verfolge eine klare Linie.
Zehn Spieltage in der Saison 13/14 stehen noch an, die Jungs aus Cannstatt treffen dabei auf mehrere direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, das gemeinsame Ziel wird alle VfBler noch mehr vereinen – und das ist auch wichtig. Ohne Zusammenhalt kann es schließlich nicht klappen. Und eines ist auch sicher, wie Fredi Bobic noch sagte: "Wenn wir unseren Weg kurz verlassen sollten, werden wir wieder auf diesen zurückkehren. Aber nun zählt nur der Klassenverbleib."