Der Blick auf die Anzeigetafel nach dem Abpfiff im Weserstadion ließ keine Freude zu. "1:1" prangte dort, und die VfB Akteure befanden dieses Ergebnis des 25. Saisonspiels – das erste unter Leitung des neuen Trainers Huub Stevens – als "zu wenig" in der aktuellen Situation des Klubs mit dem roten Brustring. "Auch dieses Spiel passt leider in den Abstiegskampf rein, es flutscht einfach nicht bei uns", sagte Martin Harnik, der mit seinen Kollegen ein starkes Spiel absolviert, ärgerlicherweise seinen Strafstoß aber an den Außenpfosten gesetzt hatte. "Wir belohnen uns nicht. Aber Resultate sind in unserer Situation das Wichtigste, und daher müssen wir jetzt mal wieder einen Dreier einfahren."
Bei allem Ärger über die vergebenen Möglichkeiten – neben dem Elfmeter hatten weitere VfB Akteure aussichtstreiche Gelegenheiten – und über das "blöde Gegentor" (Ibrahima Traoré), bei dem "die Mauer in meinem Bereich aufgegangen ist, was nicht passieren sollte" (Cacau), gilt jedoch vielmehr, was der VfB Stürmer nach seinem 300. Bundesligaspiel sagte: "Wir nehmen das Positive mit und versuchen, das Schlechte abzustellen."
"Gut strukturiert und kompakt gestanden"
Den Kampf angenommen: Arthur Boka und der VfB
Denn schließlich sahen die etwa 1.800 mitgereisten VfB Fans sowie die Zuschauer vor den TV-Bildschirmen viel Gutes von den Jungs aus Cannstatt. Mit 16:10 Torschüssen und 9:2 Ecken sprachen schon die Zahlen eine eindeutige Sprache, wer den Sieg in Bremen verdient gehabt hätte. Der VfB "war sehr gut strukturiert, ist fast die komplette Spielzeit über kompakt gestanden und hat gut gearbeitet", wie der Sportvorstand Fredi Bobic zu Protokoll gab. Es sei erkennbar gewesen, dass Huub Stevens einen großen Wert auf Ordnung und Disziplin legt: "Die Abstände wurden gut gehalten, und wir sind nicht so weit auseinander gestanden."
Auch deshalb schafften es Ibrahima Traoré und Co. mal wieder weniger als zwei Gegentore zu kassieren, das ist dem VfB immerhin seit dem 3:1-Sieg in Freiburg am 10. November des vergangenen Jahres, also seit zwölf Bundesligapartien, nicht mehr gelungen. Und auch deshalb hatte Werder bis auf den Freistoß kaum Torchancen. Den kleinen Aufwärtstrend belegt zudem die Tatsache, dass der Klub mit dem roten Brustring nun das zweite Spiel hintereinander nicht verloren hat. Klar ist, dass dies keine Jubelarien zur Folge haben darf, allerdings gelten im Abstiegskampf andere Regeln. "In unserer Situation zählt jeder Punkt, trotzdem müssen wir natürlich auch mal wieder einen Sieg einfahren", sagte Fredi Bobic, der in Bremen auf der Tribüne und nicht auf der Bank gesessen hatte.
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Insgesamt veranlasst allerdings die Leistungstendenz aller VfB Mannschaftsteile zu Hoffnung auf den ersten Sieg 2014. In der Defensive geordnet und kompakt, in der Offensive mutig und auch wieder vermehrt selbstbewusst – so präsentierte sich das Team im Norden Deutschlands. Zudem bewies die Mannschaft nach dem verschossenen Elfmeter Moral, ließ sich nicht von diesem Negativerlebnis beirren und hat "richtig darauf reagiert", wie Ibrahima Traoré sagte, der an diesem Sonntag zusammen mit seinen Startelfkollegen im regenerativen Bereich arbeitete, während die anderen Profis mit einigen Akteuren des VfB II ein Spielersatztraining absolvierten. Anschließend war Autogrammschreiben bei der VfB Fritzle-Club Party 2014 angesagt.
"Gut, aber (noch) nicht sehr gut"
"Die Partie in Bremen ist vorbei, wir können sie nicht mehr ändern. Wir haben darüber gesprochen, und nun müssen wir nach vorne schauen", sagte Huub Stevens nach dieser Einheit, sprach von der Enttäuschung, ergänzte aber im Hinblick auf die anstehenden Partien: "Die Jungs haben ordentlich gespielt. Die Art und Weise gibt Vertrauen, dass wir die notwendigen Punkte erreichen." Noch neun Endspiele stünden in der restlichen Saison an, die sicher nicht leicht werden, wie der neue Cheftrainer konstatierte und nochmals auf das Remis bei Werder Bremen zurückblickte: "Die Mannschaft ist konzentriert zur Sache gegangen, aber wo gearbeitet wird, da geschehen Fehler – und die haben wir ebenfalls gemacht."
Auch deshalb hatte Ibrahima Traoré schon am Vortag verdeutlicht, was allen VfB Akteuren bewusst ist: "Es war eine gute Leistung, wir können aber leider nicht 'sehr gut' sagen, weil wir nicht gewonnen haben." Denn nur darauf kommt es vor allem in den anstehenden Partien gegen die direkten Abstiegskampfkonkurrenten aus Hamburg und Nürnberg an – und im Optimalfall prangt schon am Samstagnachmittag auf der Anzeigetafel der Mercedes-Benz Arena eine für VfB Fans vollends zufriedenstellende Zahlenkombination.