Auf der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes zuletzt wurde entschieden, dass von der kommenden Spielzeit an für die Vereine keine Verpflichtung mehr besteht, eine U23-Mannschaft im Rahmen des Nachwuchsleistungszentrums zu führen und am Spielbetrieb des DFB teilnehmen zu lassen. Wie steht der VfB zu dieser Entscheidung?
Fredi Bobic: "Diese Entscheidung ist nachvollziehbar. Somit ist es zukünftig jedem Verein selbst überlassen, den richtigen Weg diesbezüglich für sich zu definieren. Grundsätzlich hat sich das Niveau der Nachwuchszentren in den vergangenen Jahren so entwickelt, dass es immer mehr junge Spieler auch ohne den Zwischenschritt U23 in den Profikader geschafft haben. Es gibt Vereine, die benötigen keine U23 als Unterbau, weil sie klar danach urteilen: wer es nicht direkt schafft, schafft es auch mit dem Zwischenstep nicht. Sie werden dann eher auf dem Transfermarkt aktiv. Andere verleihen ihre Talente, die es nicht direkt schaffen, erst einmal und schauen, wie sie sich entwickeln."
Und der VfB ?
Fredi Bobic: "Wir sehen es für uns nach wie vor als sinnvoll an, eine U23 als Entwicklungsschritt für unsere Spieler zu haben. Daher werden wir auch in Zukunft eine U23 unterhalten und am Spielbetrieb teilnehmen lassen. Aber nicht nur das. Wir wollen individuell bei jedem unserer Talente entscheiden können, welcher der für die Entwicklung möglicherweise beste Schritt ist. Ist der Spieler ein Toptalent wie Timo Werner, werden wir ihn direkt in den Profikader integrieren. Wollen wir ihn im eigenen Haus unter unserer Führung entwickeln, dann wird er in der U23 die ersten Schritte im Männerbereich gehen, und wir haben dann die Möglichkeit, ihn auch immer wieder mal in das Trainingsgeschehen der Profis einzubinden, wie beispielsweise Tim Leibold. Oder sind wir der Meinung, dass ihm die Weiterentwicklung in einem anderen Umfeld gut tun könnte: Dann werden wir ihn ausleihen. Wie zum Beispiel Raphael Holzhauser, Kevin Stöger oder auch Joshua Kimmich, bei dem wir eine Rückkaufoption haben."
Ist von der U23 überzeugt: Fredi Bobic
Wie wichtig ist denn in diesem Zusammenhang der Klassenverbleib in der 3.Liga?
Fredi Bobic: "Er ist eher untergeordnet. Natürlich ist es auch ein Qualitätsmerkmal, wenn wir aktuell neben Borussia Dortmund, aber als einzige sogenannte "2. Mannschaft" eines Profiklubs seit längerer Zeit in der 3. Liga spielen. Und wir versuchen natürlich auch, in der Klasse zu bleiben. Aber die 3. Liga ist für uns kein Muss."
Weil?
Fredi Bobic: "Weil es in erster Linie um die Entwicklung der jungen Spieler geht. Das ist bei Vereinen wie dem 1. FC Heidenheim oder RasenBallsport Leipzig ganz anders. Die wollen in den Profifußball, und vor allem Leipzig ist bereit, dafür sehr viel Geld zu investieren. Das zeigt beispielsweise die Verpflichtung von Youssuf Poulsen zu Saisonbeginn. Aber natürlich spielen wir auch dort Fußball, um zu gewinnen und möglichst erfolgreich zu sein. Die vorrangige Aufgabe ist es jedoch, junge Talente auf ihrem Weg zu begleiten, sie zu fördern, zu fordern und reif zu machen für den nächsten Schritt. Dieser bedeutet dann, dass wir sie zu unseren Profis holen oder an einen anderen Klub verkaufen. Das wäre in der Landesliga eher weniger denkbar, aber in der Regionalliga durchaus machbar."
Was würde denn ein Abstieg der U23 bedeuten?
Fredi Bobic: "Das wäre sicher sehr ärgerlich, aber letztendlich wäre es kein Beinbruch. Wir investieren viel Geld in unsere Nachwuchsarbeit, weil sie unser Fundament ist. So entsteht beispielsweise gerade unser neues Jugendzentrum, welches im Herbst fertig sein wird. Man muss andererseits aber auch sehen, dass der Spielbetrieb unserer U23 derzeit ein beachtliches Volumen in unserem Gesamtbudget einnimmt. Das würde in der Regionalliga dann deutlich reduziert werden. Aber wir werden nicht absteigen. Das Ergebnis und der Auftritt in der vergangenen Woche gegen die SV 07 Elversberg machen sehr viel Mut und ich bin ohnehin überzeugt von der Mannschaft und dem Trainerstab."