Der am 3. Februar 1924 geborene Zuffenhausener absolvierte sein erstes Spiel für den VfB in der von Kriegswirren geprägten Spielzeit 1944/1945. In der darauffolgenden Saison erzielte der gelernte Mittelstürmer in 30 Spielen bis heute unerreichte 42 Treffer und hatte somit einen entscheidenden Anteil am Gewinn der Meisterschaft in der neu gegründeten Oberliga Süd.
Nach zwei weiteren erfolgreichen Jahren kam es am 14. August 1948 auf dem Weg zu einem Freundschaftsspiel zu einem verhängnisvollen Unfall, in dessen Folge Robert Schlienz ein großer Teil des linken Armes amputiert werden musste. Dem allgemein prognostizierten Karriereende zum Trotz leistete der damals 24-Jährige in der Folgezeit schier Unglaubliches: Nach nicht einmal vier Monaten gelang ihm dank purer Willenskraft und höchster Disziplin sowie tatkräftiger Unterstützung des damaligen VfB Trainers Georg Wurzer bereits am 5. Dezember 1948 im Spiel gegen den FC Bayern München ein beispielloses Comeback.
Gab keinen Ball verloren: Robert Schlienz
Vier Titel in einem Jahrzehnt
Als absoluter Schlüsselspieler führte der nunmehr als torgefährlicher Außenläufer und Defensivakteur eingesetzte Robert Schlienz den VfB durch die goldenen 50er Jahre des Vereins. Er war maßgeblich für den Gewinn der Deutschen Meisterschaften der Jahre 1950 und 1952 sowie der Pokalsiege 1954 und 1958 verantwortlich und hatte damit einen großen Anteil daran, dass der VfB zum erfolgreichsten Fußballverein des Jahrzehnts in Deutschland aufstieg.
Insgesamt absolvierte der dreimalige Nationalspieler 425 Partien für den VfB und schoss dabei mindestens 146 Tore (genaue Zahlen für seine ersten beiden Spielzeiten sind nicht zu bestimmen). Auch nach seiner aktiven Zeit blieb der vor kurzem in die VfB Jahrhundertelf gewählte Robert Schlienz dem Verein stets eng verbunden und war im Jahr 1969 für kurze Zeit auch im VfB Vorstand tätig.
Robert Schlienz starb am 18. Juni 1995. Zur Erinnerung an seinen 90. Geburtstag an diesem Montag verneigt sich der VfB noch einmal vor dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit und diesem herausragenden Spieler.
Gewann mit Schlienz den Pokal: Günter Sawitzki
Günter Sawitzki über Robert Schlienz
"Robert war ein Ausnahmefußballer. Auf dem Platz hat er die Regie übernommen und zudem das eine oder andere Mal ein hartes Wort gesprochen. Aber er hat auch die Leistung gezeigt, um sich das zu erlauben. Er ist immer als Vorbild vorangegangen, sein besonders großer Ehrgeiz hat ihn ausgezeichnet, der ihn trotz seines Handicaps überragende Leistungen hat zeigen lassen. 1958 haben wir beide den Pokal gewonnen, ich musste dann aber von Kassel mit Sepp Herberger zum Länderspiel und bin daher nicht nach Stuttgart gefahren. Dort wurde die Mannschaft toll empfangen, aber das war kein Vergleich dazu, wie es heute wohl ablaufen würde. Zu dieser Zeit hat Robert als Sechser gespielt, das nannten wir linker Läufer, und er trug – glaube ich – auch die Rückennummer sechs. Privat haben wir uns allerdings gar nicht so gut gekannt, weil wir damals alle unseren Jobs nachgegangen sind und uns nur beim Fußball getroffen haben. Das war natürlich seltener als heutzutage."