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2014, 11. Februar 2014
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Profis, 11.02.2014

Zurückhaltend, aber selbstbewusst

Carlos Gruezo hat beim VfB einen Vertrag bis 2018 unterschrieben. Beim Klub mit dem roten Brustring will er zum A-Nationalspieler Ecuadors reifen.

Am 20. Juni 2011 hatte Carlos Gruezo bereits Kontakt mit dem VfB – zumindest mit drei Vertretern des Klubs mit dem roten Brustring. Im mexikanischen Queretaro standen dem damaligen U17-Nationalspieler Ecuadors bei der Weltmeisterschaft in der Gruppe E Odisseas Vlachodimos, Robin Yalcin und Rani Khedira in der deutschen Juniorenauswahl gegenüber. "Ich habe die Jungs wiedererkannt", sagt der Neuzugang, der sich bestimmt nicht so gern an das Ergebnis (1:6), dafür aber umso lieber an die 51. Spielminute erinnert. In dieser bezwang der Ecuadorianer nämlich seinen jetzigen Klubkollegen Odisseas Vlachodimos und glich zum zwischenzeitlichen 1:1 aus. Beide Mannschaften überstanden indes die Gruppenphase, Carlos Gruezo und Co. scheiterten im Achtelfinale an Brasilien (0:2), die DFB-Mannschaft erspielte sich vor etwa 100.000 Zuschauern im Azteken-Stadion von Mexiko-Stadt die Bronzemedaille.

Nun sind zirka zweieinhalb Jahre vergangen, und Carlos Armando Gruezo Arboleda, wie der VfB Neuzugang mit vollem Namen heißt, traf Rani Khedira sowie Odisseas Vlachodimos beim Trainingslager in Kapstadt wieder, Robin Yalcin sollte er erst nach der Vertragsunterschrift in Stuttgart sehen. In Südafrika spielte der Ecuadorianer vor, musste mit einer Mandelentzündung kämpfen, verpasste einige Einheiten, kam wieder zurück – und überzeugte am Ende mit seinem fußballerischen Auftritt sowie seiner persönlichen Art. Jung, talentiert und menschlich stark, das machte auch andere Vereine auf ihn aufmerksam. Er entschied sich für den VfB. "Ich danke Gott für die Chance, beim VfB zu sein, und ich hoffe, dass ich die Gelegenheit bekomme, zu spielen", sagt der 18-Jährige.

Kaum in Deutschland und schon ein neues Hobby

Carlos Gruezo, der erste Ecuadorianer in einem VfB Trikot, ist ein ruhiger Zeitgenosse, er protzt nicht, agiert im Umgang vielmehr zurückhaltend. Er ist bodenständig, aber sich seines fußballerischen Könnens bewusst. Auf dem Platz will er gerne den Ball, sagt der Mittelfeldspieler, er will sich einbringen und beim VfB "den nächsten Schritt machen, mich weiterentwickeln, mich an das höhere Tempo und die größere Dynamik anpassen". Dazu müsse er lernen, sich noch schneller auf dem Platz zu orientieren, seine Spielweise an die Geschwindigkeit anzugleichen.

Ihm ist bewusst, dass dies ein wenig dauern wird, eine zeitliche Vorgabe für einen Einsatz hat er sich deshalb nicht gemacht, Druck oder Stress spüre er jedenfalls nicht. Er hat aber ein konkretes Ziel: "Ich möchte in die Startelf reinkommen, und ich möchte mich auch für die A-Nationalmannschaft empfehlen." Schließlich steht in diesem Sommer auf dem Heimatkontinent eine Weltmeisterschaft an, und Ecuador ist dabei. Der Kapitän der U20-Auswahl ist der schon einmal, mit Einsätzen in der Bundesliga erhofft sich der 18-Jährige, dass ihm der A-Nationaltrainer vielleicht noch eine Chance gibt. Im Vordergrund stehe allerdings die Weiterentwicklung seiner fußballerischen Fähigkeiten und auch seiner Persönlichkeit beim VfB. Daher nehme er auch Heimweh und die große Entfernung zur Familie in Kauf. "Das gehört nun einmal dazu, und damit muss ich klarkommen."

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Lernt fleißig deutsch: Carlos Gruezo

Vertrag bis 2018

Dabei half ihm der freundliche Empfang der Mannschaft, die nicht nur aus "guten Fußballern, sondern auch tollen Charakteren" bestehe. Mit Marco Rojas teilte er sich das Zimmer in Kapstadt, Alexandru Maxim und Cacau könnten außerdem auf Spanisch mit ihm sprechen. Sein neues Hobby sei es übrigens, Deutsch zu lernen, wie er mit einem Schmunzeln sagt. Das alles hilft ihm, sich beim VfB zu integrieren, "zu 100 Prozent hier anzukommen und mich anzupassen an das Klima und die Spielweise". Er wolle so hart wie möglich an sich arbeiten, sich dem Trainer empfehlen und bereit sein, wenn er eine Einsatzchance erhalte.

Das wäre dann die Krönung eines langen Weges und eines mutigen Schrittes auf einen neuen Kontinent. Am 19. April 1995 wurde Carlos Gruezo in Santo Domingo geboren, sein Vater erreichte im selben Jahr den vierten Platz mit der ecuadorianischen U20-Nationalmannschaft, drei Jahre später debütierte er für das A-Nationalteam gegen Brasilien. In seine Fußstapfen will Carlos irgendwann einmal treten, der Wechsel zum VfB soll ihm dabei helfen, bis 2018 hat er unterschrieben. Nach Bad Cannstatt kam er nun als Mittelfeldspieler, dabei war er früher weiter vorne auf dem Rasen zu Hause. 26 Tore in 36 Ligaspielen mit der U16 machten ihn 2011 zum Torschützenkönig in der heimischen Juniorenliga, als Stürmer reiste er demnach mit zur U17 WM nach Mexiko, dort fiel ein Mittelfeldkollege aus, Carlos Gruezo ersetzte ihn und hat sich mittlerweile im Zentrum etabliert.

Dass er sich auch beim VfB etabliert, darauf hoffen die Klubverantwortlichen. Der Spieler selbst möchte zunächst einmal seinen kleinen Trainingsrückstand – hervorgerufen durch die vielen Reisen zwischen Südamerika, Afrika und Europa – aufarbeiten. Danach strebt er seinen ersten Bundesligaeinsatz an, und auch wenn Carlos Gruezo, der 2012 in Ecuador mit seinem alten Klub Barcelona SC Guayaquil Meister wurde, seine VfB Kollegen noch nicht lange kennt, so ist er schon jetzt überzeugt: "Jeder wird sich voll reinhängen, dass wir da unten rauskommen. Mit Gottes Hilfe und der Kraft des Teams werden wir das schaffen."

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