Tierisch gut drauf war Martin Harnik an diesem vierten Tag in Kapstadt schon beim Frühstück. Er hatte am Buffet einen Papagei ausgemacht und ihn kurzerhand mit zu den VfB Kollegen genommen. Das Tier schaute auf der Schulter des Österreichers zwar ein wenig verdutzt in die Runde, doch schlecht zu gefallen schien es ihm nicht.
So vogelwild ging es bei der anschließenden ersten Trainingseinheit dann nicht zur Sache. Aufgrund der späten Rückkehr vom Testspiel am Vorabend war keine Frühschicht angesetzt, und das Vormittagstraining stand unter dem Fokus der Regeneration. Es ging für die Feldspieler dementsprechend ruhiger zur Sache. Die Torhüter hingegen mussten bei ihrem Trainer Andreas Menger wie gewohnt hechten, springen, fangen. Am Nachmittag bekamen sie dann auch Bälle von ihren Mitspielern auf ihr Tor. Angesagt waren schließlich Spielformen mit Abschlüssen auf drei Tore – wobei es auch wieder intensiver zur Sache ging als bei der ersten Einheit.
"Letzte Chance"
Die angeschlagenen Spieler Rani Khedira und Timo Baumgartl arbeiteten derweil vormittags individuell mit dem Therapeuten Gerhard Wörn, nachmittags waren sie wieder dabei. Carlos Gruezo blieb dem Training an diesem Freitag aus Regenerationsgründen komplett fern. An beiden Einheiten nahmen indes Arthur Boka und Mohammed Abdellaoue teil, sie waren darüber hinaus ein drittes Mal gefragt – in einer Presserunde nach dem Mittagessen. Die Themen: der VfB, das Trainingslager und ihre Nationalmannschaften. Der Innenverteidiger spielt schließlich für ein Land des afrikanischen Kontinents, und auch wenn der Stürmer für Norwegen aufläuft, so hat er marokkanische Wurzeln. "Ich bin in Norwegen geboren worden, daher war es für mich ganz natürlich, für dieses Land zu spielen", sagte er. "Außerdem habe ich vom marokkanischen Verband auch nichts gehört."
"Unglaublich freundlich"
Martin Harnik sprach am vierten Tag in Kapstadt über die südafrikanische Herzlichkeit, die Trainingsarbeit und einen bunten Vogel.
An diesem Freitag war auch Regeneration angesagt.
Für Arthur Boka würde in diesem Jahr bei einer erneuten Nominierung unterdessen bereits die dritte WM-Teilnahme anstehen. "Für die älteren Spieler wie mich ist dies wohl die letzte Chance, etwas zu zeigen", sagte der 30-Jährige. "Wir wissen, dass wir in Afrika eine große Mannschaft sind, und wir werden alles für Afrika geben, schließlich erwarten die Leute hier einiges von uns. Aber unter Druck setzen wir uns nicht." Die Gruppe der Elfenbeinküste sei im Vergleich zu den vergangenen Endrunden vermeintlich leichter, "aber es ist immer noch eine WM, und da sind alle Spiele schwierig".
Tolle Atmosphäre
Schwierig war für den Ivorer auch die eine oder andere Phase beim VfB, aber er hat sich immer wieder zurückgekämpft: "Ich fühle mich sehr wohl in der Bundesliga, ich habe auch viele tolle Personen kennengelernt und mit dem VfB sehr viel erlebt sowie gelernt. Es gefällt mir in Stuttgart." Genauso gefällt ihm dass, er aktuell mit einer "deutschen Mannschaft ein Trainingslager in Afrika" absolviert – und da stimmt ihm sein Teamkollege zu: "Hier ist alles gut, die Eindrücke sind toll. Wir freuen uns, bald auch noch mehr von der Stadt zu sehen. Man merkt aber schon jetzt, dass die Leute sehr freundlich sind. Die gesamte Atmosphäre ist richtig gut, und wir fühlen uns wohl."
Seine beiden Tore beim 5:0-Testspielsieg am Vortag haben die Laune von Mohammed Abdellaoue noch einmal verbessert: "Die vergangenen sechs Monate sind sicher nicht so verlaufen, wie ich es gehofft hatte. Aber ich gehe die Dinge positiv an und bin mir sicher, dass ich von nun an mehr spielen und mich von einer besseren Seite präsentieren werde. Es wird ein gutes 2014. Die zwei Tore im Testspiel sind für das Gefühl und den Rhythmus gut, es war auch schön, dass ich so viel Einsatzzeit bekommen habe. Das war schon länger nicht mehr der Fall." Nun gelte es nachzulegen und weiter Gas zu geben – und dieses Motto gilt für die gesamte Mannschaft besonders in diesen Tagen beim beimTrainingslager in Kapstadt. Das nächste Testspiel steht übrigens schon an diesem Samstag an. In Stellenbosch, wo der VfB Vasco da Gama vor einer tollen Kulisse besiegt hat, wartet dann der niederländische Erstligaklub PEC Zwolle, Anpfiff ist um 17 Uhr Ortszeit.
Diashow
Das Stenogramm der Trainingseinheiten
Erste Einheit auf dem Platz
-Lockerungslauf
-Stabilisations- und Koordinationstraining
Zweite Einheit auf dem Platz
-Warm-Up
-Spielform auf drei Tore
-Krafttraining