"Ein unglaublich glücklicher Tag"
Tag sieben war pickepackevoll. Der Körper, der Geist und das Herz wurden beansprucht, denn neben drei Trainingseinheiten – zwei davon auf dem Platz – besuchte der VfB Tross an diesem Montag die Philippi-Township in Kapstadt, um dort mit einigen Kids zu kicken, zu scherzen, zu lachen – oder auch zu tanzen. Antonio Rüdiger hatte jedenfalls sehr viel Spaß dabei, mit einem kleinen Jungen ein paar Moves vor der vfbtv Kamera aufzuführen.
Zuvor haben er und seine Mannschaftskollegen in der 100.000 Einwohner zählenden Township an verschiedenen Stationen Bälle hochgehalten, auf Kleinfelder gespielt, "Elfmeter" geschossen oder auch Technikübungen durchgeführt. Der Cheftrainer Thomas Schneider ist zudem durch eine Koordinationsleiter gelaufen und hat den Kindern Übungen vorgemacht. "Es war beeindruckend, wie schnell manche Vorgaben umgesetzt wurden, da sind ein paar Bewegungstalente dabei. Das geht fast schneller als bei uns", sagte der Coach mit einem Schmunzeln. "Die Kids hatten viel Spaß, aber auch unsere Jungs hatten keinerlei Berührungsängste. Eine Balance zwischen Fußballtraining und solchen Erfahrungen ist gut für die Mannschaft."
Abklatschen unter Fußballern: Martin Harnik und die Kids
Jubel, Tricks und ganz viel Lachen
Das Material – wie Bälle oder Koordinationsleiter – war bereits vor Ort, denn vor einigen Jahren wurde für die Townships eine Vereinigung gegründet, der mittlerweile 23 Teams angehören. Dabei ist jedes noch einmal in vier Altersklassen unterteilt. Auf zwei Rasenflächen kann gespielt werden, im Philippi und in einer anderen Township. Deshalb ist die Teamzahl auch begrenzt. Die Spiele beginnen bereits morgens, weil in der Dunkelheit nicht gekickt werden kann, schließlich fehlen die Flutlichter.
Die größte Herausforderung ist die Infrastruktur, sagt Siyabonga Ndlebe, der Organisator dieser Kindermannschaften. Er ist in der Philippi-Township aufgewachsen, hat dort die meiste Zeit seines bisherigen Lebens verbracht. "Es ist eine Ehre für uns, dass der VfB Stuttgart unsere Township besucht", sagte er und fügte an: "Wenn man in die Augen der Kinder schaut, dann sieht man ein Leuchten. Für sie ist das ein unglaublich glücklicher Tag, und sie profitieren natürlich auch ein wenig vom Training. Es hat einfach viel Spaß gemacht."
Das gilt aber keineswegs nur für die Kinder, auch die Spieler blühen bei dem Besuch auf. Mit den Worten "hey – Bafana Bafana" bejubelt Karim Haggui eine tolle Aktion eines kleinen Jungen, Cacau und Gotoku Sakai reißen die Arme nach oben, als sie mit ihren Kids in der Gruppe den Ball zehn Mal hin und her gespielt haben, ohne dass er zu Boden gefallen ist. Konstantin Rausch täuscht beim "Elfmeter" einen Schuss mit dem rechten Fuß an, schießt aber mit dem linken – der Ball rollt zwischen den Ballsäcken, die die Pfosten bilden, ins "Tor", und die Kids klatschen sowie feiern Kocka.
"Fast schon unglaublich große Unterschiede"
"Das Training hat den Jungs unheimlich Freude bereitet. Man merkt, dass manche selbst noch Kids sind, die Spaß haben, Fußball mit anderen Kids zu spielen. Es war ein sehr schöner Nachmittag", sagte Fredi Bobic, der noch von der Fahrt durch die Township berichtete, welche die Spieler – wie schon der Besuch auf Robben Island am Vortag – ruhig und nachdenklich stimmte.
Laut und warmherzig ging es dahingegen auf dem Rasenplatz mit den Kids zu. Hier ein Lachen, dort ein Jubler, anderswo ein High-Five. "Es hat mich gefreut, mit den Kindern zu spielen und mit ihnen zu sprechen. Einige können schon ganz coole Tricks", sagte Vedad Ibisevic und ergänzte in Bezug auf die schwierigen Bedingungen hier und das gute Leben dort in anderen Teilen Kapstadts: "Es ist fast schon unglaublich, dass der Unterschied in einer Stadt so groß sein kann. Für uns war es eine interessante Erfahrung, aber für die Kids ist es jeden Tag ihr Leben" – aber dieses hat an diesem Montag eine große Freude mit dem Besuch der VfB Spieler bereitgehalten. Davon können die Kids bestimmt noch ein wenig zehren, die Bilder an den Tag in der Township werden bei den VfB Akteuren jedenfalls noch lange im Gedächtnis bleiben.
Das Stenogramm der Trainingseinheiten
Stabilisationstraining
Erste Einheit auf dem Platz
-koordinatives Aufwärmen
-Zweikämpfe
-Torabschlüsse
Zweite Einheit auf dem Platz
-Aufwärmen
-Spielformen