Die Erleichterung war groß am vergangenen Sonntag, als der Schiedsrichter Günter Perl die Begegnung zwischen Hannover 96 und Eintracht Frankfurt abpfiff. Denn die Niedersachsen konnten nach dem Erfolg am 21. September gegen den FC Augsburg mal wieder einen Sieg bejubeln. Nach zuvor 7 sieglosen Auftritten diente der Befreiungsschlag vor allem zur Beruhigung. In Euphorie verfällt bei 96 trotz dieses Erfolges und dem Sprung in die obere Tabellenhälfte dennoch niemand. "Es war ein Prozess, in diese Situation zu geraten. Es bedarf nun auch eines Prozesses, um da wieder herauszukommen. Das war nur der erste Schritt", sagte beispielsweise Dirk Dufner. 2 Tage vor dem richtungsweisenden Spiel hatte der Manager auch offiziell verkündet, was die Verantwortlichen zuvor mehrfach angedeutet hatten: "Wir haben ganz bewusst die Zielsetzung verändert, um uns aufs Wesentliche zu konzentrieren." Diese lautet zumindest bis zur Winterpause: die 20-Punkte-Marke knacken. Aktuell haben die Hannoveraner 17 Zähler auf ihrem Konto. Besonders auffällig ist die Auswärtsschwäche. 6 Mal trat Hannover in der Fremde an, 6 Mal verließ das Team von Mirko Slomka den Platz als Verlierer. In dieser Hinsicht ist 96 abgeschlagenes Bundesligaschlusslicht. "Das sind ganz bittere Zahlen", kommentierte Mirko Slomka.
Dabei zeigte der Sieg gegen Eintracht Frankfurt wieder einige Lichtblicke bei den Niedersachsen auf. Einen Grund zur Hoffnung gab beispielsweise der Auftritt von Mame Diouf. Nach einer Sprunggelenksverletzung und einem Muskelfaserriss, die den 25-jährigen Stürmer 4 Spiele zum Zuschauen zwangen, erzielte der Senegalese den wichtigen 1:0-Führungstreffer. Dabei trat der Angreifer wie in alten Zeiten auf, agierte "kämpferisch und laufstark", wie sein Trainer Mirko Slomka befand. Diese Eigenschaften gepaart mit seinem Torriecher machen den Stürmer begehrt. Denn nach seinem Wechsel von Manchester United Ende Januar 2012 erzielte Mame Diouf in 47 Bundesligaspielen 21 Tore und bereitete 12 weitere vor. Kein Wunder, dass der Premier-League-Klub Stoke City im vergangenen Sommer mehrere Millionen Euro zahlen wollte, doch Hannover blockte ab. Nach dieser Saison läuft der Vertrag des senegalesischen Nationalspielers aus, und es wird eine große Herausforderung für Dirk Dufner, seinen Topstürmer zu halten.
"Eine Menge Luft nach oben"
Dass der Angreifer wieder in Topform ist, hat für die Niedersachsen eine umso größere Bedeutung, da sich sein Sturmpartner Didier Ya Konan Anfang Oktober schwer verletzte und für den Ivorer die Hinrunde bereits beendet ist. Nach einer Knöchelblessur mit Beschädigung der Syndesmose wurde der 29-Jährige operiert und arbeitet derzeit an seinem Comeback. Den 1. Saisoneinsatz hatte am vergangenen Sonntag unterdessen Steven Cherundolo. Bei seiner Einwechslung in der Nachspielzeit war der Jubel der Fans ähnlich groß wie bei den beiden Toren. "Das war schon ein cooles Gefühl", gestand der 34-jährige US-Amerikaner, den eine komplizierte Knieverletzung außer Gefecht gesetzt hatte. Das 96-Urgestein, das seit 1999 im Klub ist, will seine Karriere nächsten Sommer bei der WM in Brasilien krönen. Vorerst zählt aber nur 96.
Die Rehabilitation zählt derweil vorerst nicht nur für Didier Ya Konan. Neben dem Nationalspieler der Elfenbeinküste sind nämlich auch noch Felipe und Franca im Aufbautraining, darüber hinaus fehlen Mirko Slomka für die Begegnung in der Mercedes-Benz Arena Lars Stindl sowie Tim Dierßen, beide laborieren an einem Muskelfaserriss in der Wade. Die Auswirkungen der leichten Blessuren von Mame Diouf, Leon Andreasen für die Partie an diesem Samstag sind noch abzuwarten. Die Niedersachsen rechnen aber eher mit einem Einsatz der 2 Stammkräfte.
Auch wenn Mirko Slomka indes noch "eine Menge Luft nach oben" sieht, werden wohl dieselben 11 Profis wie beim vergangenen Heimsieg der Niedersachsen gegen Frankfurt auflaufen. Dann sollte die VfB Defensive auch ein besonderes Augenmerk auf Szabolcs Huszti legen. Der Ungar traf in den beiden zurückliegenden Partien und hat vor allem gegen die Eintracht mit einem herrlichen Freistoßtreffer seine Stärke bei ruhenden Bällen bewiesen. Dies wiederum bedeutet, dass die VfB Profis unnötige Fouls rund um den Strafraum vermeiden sollten. Nicht, dass die Hannoveraner auch am Samstagnachmittag wieder Erleichterung spüren kann, weil sie den 1. oder die 3 1. Auswärtspunkte dieser Saison ergattert haben.
Nachtrag: Aufgrund von Verletzungen fallen nun auch Christian Schulz und Edgar Prib aus.