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2013, 22. Oktober 2013
Profis, 22.10.2013

Same same but different

Marco Rojas ist der erste Neuseeländer beim VfB. Für ihn ist die Bundesliga ein großes Abenteuer. Mit den DUNKELROT-Machern besuchte er die Wilhelma.

Fußball spielt in Neuseeland im Vergleich zu Rugby, Cricket oder Segeln eine eher untergeordnete Rolle. Spätestens jedoch seit dem Wechsel von Marco Rojas zum VfB im Sommer dieses Jahres zeigen die knapp 4,5 Millionen Einwohner des Inselstaates im Südpazifik ein größeres Interesse am deutschen Nationalsport. Immerhin wurde der Offensivspieler in der vergangenen Saison zum Spieler des Jahres in der australischen A-League gewählt und gilt als großer Hoffnungsträger für die neuseeländische Nationalmannschaft, die gute Aussichten auf eine Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien hat. Zusammen mit den Machern des VfB Mitgliedermagazins DUNKELROT besuchte der 21-Jährige die Kängurus und neuseeländische Papageien in der Stuttgarter Wilhelma.

Denkt man hierzulande an etwas typisch Australisches, fällt einem in der Regel zuerst das Känguru ein. In dem riesigen Land am anderen Ende der Welt trifft man diese putzigen Tiere in freier Wildbahn regelmäßig an. In hiesigen Gefilden bedarf es schon den Gang in den Zoo, um ein lebendiges Beuteltier aus der Nähe betrachten zu können. Denkt man dann noch geographisch etwa 4.000 Kilometer weiter an Neuseeland, wird es schon etwas schwieriger, will man spontan ein Nationalsymbol des Inselstaates nennen. Bleibt man in der Welt der Tiere, gäbe es den flugunfähigen Vogel Kiwi, nach dem die Bewohner Neuseelands oftmals benannt werden, aber auch die Papageienart Kea ist ein Vogel, der mit diesem weit entfernten Land in Verbindung gebracht wird. Wie es der Zufall so will, sind sowohl das Känguru als auch der Kea im Stuttgarter Zoo, der Wilhelma, anzutreffen. Um Marco Rojas, dem Sommerneuzugang des VfB, ein Stückchen Heimat wenigstens für einen Moment nahe zu bringen, ging DUNKELROT mit dem 21-Jährigen zwischen Neckar und Rosensteinpark auf Erkundungstour.

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Beim Besuch in der Wilhelma: Marco Rojas

Der Wechsel von der australischen Metropole Melbourne, wo Marco Rojas von 2011 bis 2013 spielte, in die schwäbische Landeshauptstadt war für den Offensivspieler ein Kulturschock. Von einem Moment auf den anderen musste er seine Familie, die ihm zuliebe von der neuseeländischen Heimat nach Australien gezogen war, zurücklassen. Seine Freundin, die ebenso für Marco Rojas Neuseeland in Richtung Australien verlassen hatte, lebte und arbeitete bis September noch in Melbourne. Auch für sie bringt der Wechsel ihres Freundes eine gewaltige Umstellung mit sich. Sie folgt ihrem Freund nach Stuttgart. Doch auch für den VfB bedeutet die Verpflichtung des Talents absolutes Neuland, schließlich ist Marco Rojas der erste Neuseeländer überhaupt, der sich das Trikot mit dem roten Brustring überstreift. "Dass ich der erste ‚Kiwi‘ beim VfB bin, bedeutet mir sehr viel. Ich bin glücklich, dass ich diese Chance erhalten habe und möchte mich hier in Stuttgart weiterentwickeln und den nächsten Schritt in meiner Karriere machen", sagt der Offensivspieler, während er sich mit großem Interesse in der Wilhelma umschaut und zufällig auf eine Ausstellung über die Pflanzenwelt Australiens in den Gewächshäusern stößt. Mit dem Fußballspielen hat der Sohn einer Neuseeländerin und eines Chilenen als 4-Jähriger begonnen. "Der Großteil meiner chilenischen Verwandtschaft lebt in Neuseeland. Als mein Vater 7 Jahre alt war, sind sie vor der Diktatur von Pinochet geflüchtet. In Chile hat der Fußball einen sehr großen Stellenwert. Ich bin quasi damit aufgewachsen und habe oft Fußball im Fernsehen geschaut", sagt Marco Rojas.

Probetraining in der Jugend bei Werder Bremen, Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach

Schon recht früh wird das große Talent des Youngsters bemerkt und er, der fließend englisch sowie spanisch spricht, kommt mit 12 Jahren an die Akademie der Wynton Rufer Soccer School of Excellence in Hamilton, einer vom früheren neuseeländischen Ausnahmefußballer Wynton Rufer gegründeten Einrichtung. Hier wird er nicht nur hervorragend ausgebildet, sondern erhält auch die Möglichkeit, zusammen mit seinen Mannschaftskameraden an internationalen Turnieren teilzunehmen. "Ich bin schon in jungen Jahren viel herumgekommen, war in Asien, den USA und später dann auch in Deutschland. Bei Werder Bremen, Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach durfte ich zur Probe mittrainieren, aus einem Wechsel wurde aber zunächst nichts", erzählt Marco Rojas auf dem Weg zu den Vogel-Volieren der Wilhelma, wo er sich die nur in Neuseeland in freier Wildbahn vorkommenden Keas anschauen möchte. Im Gepäck hat er einen VfB Ball und einen Miniatur-Fritzle, denn Keas sind bekannt für ihre Neugier und ihren Spieltrieb. Nach kurzem Beschnuppern fasst der Vogel Vertrauen zum VfB Profi und schnappt sich den Ball. Dem scharfen Schnabel des Keas können sowohl der Ball als auch das Fritzle-Stofftier nicht lange widerstehen und Marco Rojas hat sichtlich Spaß am Treffen mit seinem neuseeländischen Kumpel.

Auch wenn es in der Jugend nicht zum Wechsel nach Europa kommt, nimmt die Karriere des torgefährlichen Mittelfeldspielers immer mehr an Fahrt auf. Nach Einsätzen für die Hamilton Wanderers in der Northern League, der höchsten regionalen Spielklasse im nördlichen Teil der neuseeländischen Nordinsel, und für Waikato FC in der New Zealand Football Championship, der höchsten Spielklasse des Landes, ermöglichen neuseeländische Fußballfans dem aufstrebenden Talent den Sprung zum einzigen Profiverein des Landes. Als Gewinner der Yellow Fever Youth Scholarship, einem durch eine Fanvereinigung privat finanzierten Stipendium, darf Marco Rojas für eine Woche mit dem Profiteam von Wellington Phoenix trainieren. Nach überzeugenden Leistungen, einem weiteren Probetraining und einem Einsatz in einem Saisonvorbereitungsspiel erhält er seinen ersten Profivertrag. "Damit begann meine Karriere und ich habe zum ersten Mal wirklich daran geglaubt, dass ich es schaffen könnte. In Neuseeland ist es nicht einfach, Fußballprofi zu werden, aber nach zwei Jahren in Wellington wurde ich von Melbourne Victory verpflichtet und in Australien erlebt Fußball seit ein paar Jahren einen richtigen Aufschwung", sagt Marco Rojas, der sich nach einem ersten durchwachsenen Jahr zum Shootingstar der A-League entwickelt.

"Das Training hier ist viel härter als in Australien"

Mit 15 Saisontoren wird er vor dem italienischen Star Alessandro Del Piero zum besten Spieler der Saison 12/13 gewählt. Mehrere Wechseloptionen eröffneten sich Marco Rojas im Sommer, er entschied sich für den Klub mit dem roten Brustring. "Ich habe mich natürlich über den VfB und die Bundesliga informiert und somit erfahren, dass Fußball hier der wichtigste Sport ist. Das war mir wichtig. Außerdem waren die Gespräche mit Fredi Bobic sehr positiv und überzeugend", erzählt Marco Rojas, der mit seinem Wechsel von Melbourne nach Bad Cannstatt ein großes Abenteuer eingeht.

"Ich war noch nie für längere Zeit so weit weg von zu Hause. Meine Mutter und meine Schwester sehe ich erst an Weihnachten wieder, natürlich telefonieren wir oft und sehen uns über Skype. Zum Glück ist mein Vater in den ersten paar Wochen mit nach Stuttgart gekommen und hat bei mir gewohnt, das hat es mir zu Beginn leichter gemacht. Im September zieht meine Familie wieder von Melbourne nach Hamilton", sagt Marco Rojas, der sich auch sportlich einer großen Herausforderung gegenüber sieht: "Der Unterschied zwischen meinem alten Verein und dem VfB ist schon enorm, auch wenn Melbourne Victory einer der größten Klubs in Australien ist und sehr gut geführt wird. Aber beim VfB ist alles noch ein Stück weit größer und professioneller. Bei uns würde man vielleicht sagen 'same same but different'", sagt Rojas mit einem Augenzwinkern und fügt hinzu: "Nach der Vorbereitung war ich ziemlich platt, das Training hier ist viel härter als in Australien. Aber mein Ziel ist es, mich hier durchzusetzen und auf mich aufmerksam zu machen."

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11.10.2013

DUNKELROT: Mit Marco Rojas in der Wilhelma

Für das Mitgliedermagazin DUNKELROT besuchte der Neuzgang aus Ozeanien die Wilhelma, Stuttgarts zoologischen Garten. vfbtv war dabei!

Zumindest in seiner Heimat ist die Aufmerksamkeit an der Sportart Fußball und dem Sportler Marco Rojas deutlich gestiegen. Sollte im November die Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien gelingen, dürfte das Interesse in dem Rugby-Land an der "All Whites" genannten Fußball-Nationalmannschaft noch größer werden. Als Gruppensieger der ozeanischen WM-Qualifikation muss sich Neuseeland nur noch gegen den Vierten der Nord- und Mittelamerika-Qualifikationsgruppe durchsetzen. "Das wird ein Highlight, auf das ich mich seit langem freue", sagt Marco Rojas und verabschiedet sich von seinem neuen Freund, dem Kea in der Stuttgarter Wilhelma.