Eigentlich hätte sich Bruno Labbadia die Worte sparen können. Ein Tonband der vergangenen Woche, wie er selbst an diesem Freitag nach der Rückkehr aus Rijeka auf der Bundesliga-Spieltagspressekonferenz sagte, hätte ausgereicht. Die Aussagen waren nämlich notgedrungen dieselben. Aber weil der VfB Cheftrainer ein höflicher Mann ist, seine Zuhörer immer wieder aufs Neue mitnehmen und ihnen aus Respekt antworten will, wiederholte er die Analyse zu den vergebenen Chancen und den Unachtsamkeiten in der Defensive. Dadurch bestrafe sich seine Mannschaft am Ende selbst und bringe sich immer wieder um den Lohn.
"Wir haben momentan eine Ergebniskrise. Damit das nicht mehr wird, muss etwas passieren", sagte der 47-Jährige. Die Arbeit an den Problemen ist insofern eine große Herausforderung, weil die Tatsache der ordentlichen Leistungen aber schlechten Ergebnisse am Selbstvertrauen der Spieler und an ihrem Glauben an den Erfolg nage. "Man merkt immer in der Pause, wie enttäuscht die Mannschaft ist, weil sie sich für den unheimlichen Aufwand nicht belohnt", sagte Bruno Labbadia. "Das müssen und können aber nur wir ändern, doch da ist vieles auch Kopfsache und das ist immer eine schwierige Angelegenheit."
Kampf um jeden Meter
Wenige Stunden nach der Niederlage im Play-off-Hinspiel zur UEFA Europa League drehten sich die Fragen und Antworten zunächst um die Partie in Kroatien, mit deren Ausgang der Chefcoach natürlich nicht zufrieden war. Doch der Auswärtstreffer ließ eine Hoffnung zurück, weshalb Bruno Labbadia sagte: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das am kommenden Donnerstag schaffen. Wir wollen unbedingt in drei Wettbewerben mitmischen, schließlich haben wir uns breiter aufgestellt. Ich wäre demnach froh, alle drei Tage spielen zu können."
Fordern eine Leistungssteigerung ihrer Profis:
Bruno Labbadia und Fredi Bobic
Vor der Pressekonferenz lag der Fokus in der Trainingseinheit für die Spieler, die am Vortag im Einsatz waren, auf der Regeneration. Die Daheimgebliebenen und Nichteingesetzten arbeiteten derweil in einer kurzen, intensiven Einheit. An diesem Samstag folgen das Abschlusstraining sowie die Festsetzung des Kaders und dann fährt der VfB Tross schon wieder in Richtung Augsburg. Der dort ansässige FC überzeugte Bruno Labbadia in den beiden bisherigen Ligaspielen: "Die Mannschaft weiß, was sie tun muss und tun kann. Ich erwarte eine Partie, in der um jeden Meter gekämpft wird."
Wiedergutmachung für die Fans
Besonders motiviert wird derweil sicherlich Raphael Holzhauser sein, der vom VfB für ein Jahr an den FC Augsburg ausgeliehen ist und im Interview sagte: "Wir sind ziemlich gut vorbereitet." Sein ehemaliger Coach freut sich unterdessen, dass der Österreicher aktuell auf einen Stammplatz in der Anfangsformation der bayerischen Schwaben verweisen kann. "Wir hoffen, dass er sich weiter gut entwickelt und uns in der nächsten Saison weiterbringt. Aber am Sonntag soll er natürlich kein gutes Spiel machen", sagte Bruno Labbadia.
Seine Profis hingegen natürlich schon. "Die Vorzeichen sind klar, wir müssen punkten", sagte Fredi Bobic, der neben dem Coach auf dem Podium saß: "Aber man muss Tore erzielen, sonst gewinnt man keine Spiele und holt keine Punkte – und bei uns darf eben nicht nur einer treffen." Wenn dann die Ergebnisse wieder positiv ausfallen, werde auch die Stimmung besser, und das Gute sei, fügte der Sportvorstand an: "Es liegt an uns, diese wieder in die richtige Richtung zu lenken."
Im besten Fall schon am Sonntag, wenn das dritte Saisonspiel des VfB um 17.30 Uhr angepfiffen wird. Bei einem FC Augsburg, der kratze und beiße, wie Fredi Bobic ergänzte. Knapp 3.000 VfB Fans werden mit in die Fuggerstadt reisen – und diesen hat Moritz Leitner schon kurz nach der Niederlage in Kroatien eines versprochen: "Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Misserfolg in Augsburg wiedergutzumachen, vor allem für die Fans, die in Rijeka dabei waren. Deren Unterstützung und Engagement waren schließlich einfach geil." Hoffentlich eignet sich die Aussage mit dem Wiedergutmachen nach dem Sonntagsspiel nicht für ein Tonbandgerät.